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Gesundheit

Schweiz: Viel mehr Corona-Fälle als in den letzten beiden Jahren

Viel mehr Fälle als in den letzten beiden Jahren – neue Corona-Welle erfasst die Schweiz

Zurzeit leiden deutlich mehr Menschen an Atemwegserkrankungen als in den letzten beiden Jahren. In Kürze kommt der neue Corona-Impfstoff.
23.09.2025, 06:4624.09.2025, 08:19
Bruno Knellwolf / ch media

Die Hausärzte haben viel zu tun. 101 wöchentliche Konsultationen pro 100'000 Einwohner und Einwohnerinnen meldet das Sentinella-System des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Zum Vergleich: im Vorjahr waren es zur selben Zeit nur 69, vor zwei Jahren sogar nur 59 Konsultationen.

Grippe Krank Influenza
Es wird wieder gehustet und geschneutzt: Hausarzt-Praxen haben mehr Konsultationen als im Vorjahr. (Symbolbild)Bild: Shutterstock

Gemeldet werden Arztbesuche von Patientinnen und Patienten wegen akuter respiratorischer Infektion. Also von Menschen, die wegen akuter Atemwegserkrankungen mit Husten, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit oder Schnupfen und mit infektiösem Ursprung zur Ärztin kommen.

Corona wird wieder deutlich häufiger diagnostiziert

So liegen doch viele flach im Land und denken dabei wohl an eine späte Sommergrippe. Aber Christoph A. Fux, Chefarzt Infektiologie am Kantonsspital Aarau, sagt:

«Die Influenza findet sich seit dem Frühling nur sporadisch, während Covid-19 in den letzten Wochen wieder deutlich häufiger gefunden wird.»

Davon sieht man auch Anzeichen im Abwasser der Schweizer Kläranlagen. In acht ARAs ist Last der Coronaviren noch stabil, im st.gallischen Altenrhein und Neuenburg steigen sie an, im bernischen Laupen sehr stark.

«Betroffen sind insbesondere über 80 Jahre alte Menschen, welche schon länger nicht mehr geimpft worden sind und keine Covid-Erkrankung mehr durchgemacht haben», sagt der Infektiologe Fux. Da Sars-CoV-2 dauernd mutiert und sich das Virus verändert, müsse das Immunsystem regelmässig für die neuen Virusvarianten trainiert werden. Das geschehe mit einem aktualisierten Impfstoff – oder mit einer Infektion, sagt Fux. Der neue Covid-Impfstoff wird in den nächsten ein bis zwei Wochen verfügbar sein. Schweizweit sind im Abwasser XFG-Stämme mit über 80 Prozent dominant. «Wir gehen davon aus, dass der neue Impfstoff diese Variante gut abdeckt», sagt Fux.

Corona ist erst am Aufkommen. Hauptsächlich seien die Menschen von Rhinoviren geplagt. Die seien zwar fast immer harmlos. «Sie können die Lunge aber vorschädigen, sodass Bakterien dann ein leichteres Spiel haben, um eine Lungenentzündung zu provozieren», sagt Fux. Diese Vorschädigung der Lunge, insbesondere auch durch Influenza-Viren, sei der Grund, warum auch bakterielle Lungenentzündungen im Winter häufiger seien.

Auch gegen Pneumokokken impfen

«Als Vorsorge für den Winter sollten alle Personen über 65 Jahren deshalb nicht nur jährlich gegen Influenza und Covid-19, sondern auch einmalig gegen Pneumokokken – und sobald von der Krankenkasse übernommen auch RSV – geimpft werden», sagt der Aarauer Chef-Infektiologe.

Clay Harris receives a COVID-19 test outside the Salt Lake County Health Department Friday, July 22, 2022, in Salt Lake City. (AP Photo/Rick Bowmer)
Auf Covid-19 wird heute in den Spitälern nicht übers ganze Jahr standardmässig getestet.Bild: keystone

Getestet werden die Patienten und Patientinnen aber nicht mehr routinemässig auf Corona. «Wir testen aktuell nur noch Risikopersonen, das sind Menschen mit schwerem Immundefekt, Lungenschädigung oder sehr hohem Alter», erklärt Fux.  Das gilt auch für das Ostschweizer Kinderspital: «Es werden nicht alle Kinder getestet, Tests für respiratorische Viren, auch für Sars-CoV-2, werden gezielt und nach klinischem Entscheid eingesetzt», sagt die Infektiologin Anita Niederer-Loher.

Gemäss Christoph Fux testet das Kinderspital Aarau häufiger für die Infektionskrankheit RSV, die für Babys gefährlich ist. «Da wir hierfür einen Kombinationstest verwenden, werden mit dieser Untersuchung auch Influenza und Sars-CoV-2 erfasst», sagt Fux. Kinder werden äusserst selten mit antiviralen Medikamenten gegen Influenza oder Covid-19 behandelt.

Für das Spital Aarau gilt:

«Sobald Covid-19 bei Patientinnen, Mitarbeitenden oder in den Abwasseruntersuchungen wieder zunehmen, werden wir auch die Eintritts-Untersuchung auf diese Viren wieder einführen.»

Das könnte somit mit dem Herbstanfang schon bald der Fall sein.

Respiratorische Erkrankungen, also Atemwegserkrankungen, plagen zur Zeit einen grossen Teil der Erkrankten. Magen-Darm-Probleme sind dagegen selten. «Noroviren mit Brechdurchfall finden sich über das ganze Jahr verteilt, eine Häufung sehen wir aktuell nicht. Auch die mit sommerlichen Grilladen und winterlichen Fondue Chinoise verbundenen Campylobacter-Infektionen sind aktuell selten», sagt der Infektiologe Fux vom Kantonsspital Aarau. (aargauerzeitung.ch)

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70 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mstuedel
23.09.2025 08:16registriert Februar 2019
Bin letzte Woche mit Schnupfen in den überfüllten Zug gestiegen und hab' eine Maske übergezogen. Das gab ein paar böse Blicke. Es fühlen sich offenichtlich etliche getriggert durch Maskenträger.
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Rikki-Tiki-Tavi
23.09.2025 07:06registriert April 2020
Das bestätigt meine Beobachtung der letzten Tage und Wochen. In den ÖV, im Geschäft, überall sind viel mehr Leute am husten, pfnuchsen. Sehr schade, dass für viele die Abstand- und Hygienemassnahmen (Abstand- und auch "Anstand") in weite Ferne gerückt sind. Nur schon das wäre hilfreich.
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Ius_Aeterna_93
23.09.2025 08:09registriert April 2024
Corona ist kein reiner Atemwegserreger, die Atemwege sind nur Eintrittspforte. Das Virus infiziert die Blutgefässe oder das Nervensystem was erst dann zum
long-covid syndrom führt. Long Covid ist zwar der Ausnahmefall könnte aber bei Vorschwächung wahrscheinlicher werden: Influenza, Streptokokken und dann noch Corona im Winter/Herbst und voila. Wer dann die chronische Form von Corona hat wird dann vor allem auch finanziell Probleme haben weil es mehrere Monate andauert, es keine standardisierte Tests gibt und sowohl Arbeitgeber/ Versicherungen Druck machen.
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