Schweiz
Gesundheit

Starke Zunahme psychischer Störungen bei Mädchen und jungen Frauen

Starke Zunahme psychischer Störungen bei Mädchen und jungen Frauen

12.12.2022, 09:0312.12.2022, 10:20
Mehr «Schweiz»
Woman Hurt veletzt Frau Shutterstock
Junge Frauen und Mädchen kämpfen laut neuen Zahlen vermehrt mit Problemen.Schutterstock

Die Zahl der stationären Spitalaufenthalte wegen psychischer Störungen ist bei Mädchen und jungen Frauen zwischen 10 und 24 Jahren in den Corona-Jahren 2020 und 2021 um 26 Prozent gestiegen. Das Bundesamt für Statistik (BFS) spricht von einer «beispiellosen Zunahme».

Zwischen 2020 und 2021 betrug der Anstieg bei den 10- bis 14-jährigen Mädchen sogar 52 Prozent, wie das BFS am Montag mitteilte. Zum ersten Mal seien psychische Störungen auch die häufigste Ursache für eine Hospitalisierung der Altersgruppe von 10- bis 24-Jährigen gewesen (19'532 Fälle).

Lass dir helfen!
Du glaubst, du kannst eine persönliche Krise nicht selbst bewältigen? Das musst du auch nicht. Lass dir helfen.
In der Schweiz gibt es zahlreiche Stellen, die rund um die Uhr für Menschen in suizidalen und depressiven Krisen da sind – vertraulich und kostenlos.

Die Dargebotene Hand: Tel 143, www.143.ch
Beratung + Hilfe 147 für Jugendliche: Tel 147, www.147.ch
Reden kann retten: www.reden-kann-retten.ch

Mit einer Zunahme von 6 Prozent war bei jungen Männern dieser Altersgruppe die Zunahme der stationären Spitalaufenthalte aus diesen Gründen wesentlich geringer als bei den jungen Frauen. 60 Prozent der wegen psychischer Störungen hospitalisierten 10- bis 24-Jährigen im Jahr 2021 waren demnach junge Frauen. Die Spitalaufenthalte dauerten durchschnittlich 27 Tage.

Die Spitaleinweisungen wegen Suizidversuchen nahmen laut der Analyse des BFS in der Altersgruppe von 10 bis 24 Jahren um 26 Prozent zu, die ambulanten psychiatrischen Leistungen im Spital um 19 Prozent. Zweithäufigste Ursache für eine Hospitalisierung seien Verletzungen gewesen (19'243 Fälle).

Die Zahl der Hospitalisierungen wegen psychischer Störungen bei jungen Menschen zwischen 10 und 24 Jahren stieg 2020 um 4 Prozent und 2021 um 17 Prozent.

Depressionen und psychotrope Substanzen

Depressionen seien 2020, im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie, die am häufigsten aufgetretenen Störungen bei jungen Frauen gewesen (+14 Prozent). Bei jungen Männern waren es laut BFS Störungen durch psychotrope Substanzen (+8 Prozent). 2021 hätten die affektiven Störungen auch bei den jungen Männern deutlich zugenommen (+14 Prozent).

Bei den jungen Frauen sei es mit +42 Prozent zu einem ausserordentlichen Anstieg gekommen. Vor allem neurotische Störungen, die mit Stressfaktoren einhergehen, nahmen laut BFS 2021 zu (+22 Prozent bei jungen Frauen, +13 Prozent bei jungen Männern). Die Kategorie der sonstigen psychischen Störungen wie Persönlichkeitsstörungen und Essstörungen verzeichnete 2021 bei jungen Frauen ein Plus von 24 Prozent, wie es weiter hiess.

Selbstverletzungen bei 10- bis 14-Jährigen

2021 wurden 3124 Patientinnen und Patienten im Alter von 10 bis 24 Jahren wegen Selbstverletzung oder Suizidversuch hospitalisiert, was gegenüber 2020 einer Zunahme von 26 Prozent entspricht. 70 Prozent davon waren Mädchen und junge Frauen, allem voran 15- bis 19-jährige Frauen, wie das BFS schrieb.

Den grössten Anstieg (+60 Prozent) habe jedoch die Gruppe der 10- bis 14-jährigen Mädchen aufgewiesen. Mit 458 Fällen im Jahr 2021 seien Mädchen aus dieser Altersgruppe elfmal häufiger aus diesem Grund ins Spital eingewiesen worden als gleichaltrige Jungen.

2021 habe die Zahl der neuen Fälle von Hospitalisierungen wegen psychischer Verhaltensstörungen 29 Prozent über dem Vorjahreswert gelegen. Die durchschnittliche jährliche Zunahme lag zwischen 2016 und 2020 bei 6 Prozent. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
60 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Atavar
12.12.2022 11:25registriert März 2020
Die theoretische Realität - in der sich alle lieb haben und Rücksicht nehmen - trifft auf die gelebte Realität, in der jeder möglichst funktionieren soll. Ob wir hier in naher Zukunft eine Stabilisierung der Fallzahlen sehen? Ich bezweifle es...
657
Melden
Zum Kommentar
avatar
Matrixx
12.12.2022 12:11registriert März 2015
Am meisten beunruhigt mich der Anstieg bei den 10- bis 14-jährigen.
Mit 10 sollte man eigentlich keinen Grund für Suizid oder Selbstverletzung haben. Da läuft wohl etwas gewaltig schief, und wir sollten diese Entwicklung stoppen, bevor sie noch stärker ausartet.
466
Melden
Zum Kommentar
avatar
Else Schrödingers Schwarzes Schlafschaf
12.12.2022 12:07registriert Mai 2020
Das ist wirklich traurig und alarmierend.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß gerade die "sozialen" Medien einen großen Anteil daran tragen.
Es kann für die psychische Entwicklung und Gesundheit nicht förderlich sein, sich nur an Äusserlichkeiten, Fame und Materiellem zu orientieren.
Gerade in der Zeit entwickelt sich das Selbstbild erst und es muß wirklich schwierig sein, wenn die rosarote Insta Fame Welt komplett anders aussieht oder ein anderes (Luxus-) Leben führt, als man selbst. Jedes Bild, jeder Post wird bewertet und das eigene Leben dreht sich nur darum Likes zu erhalten.
448
Melden
Zum Kommentar
60
Deutlicher Quartals-Rekordgewinn bei der SNB – die wichtigsten Fragen und Antworten
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im ersten Quartal 2024 einen Rekordgewinn eingefahren. Wie viel das ist, warum das so kam und wie es jetzt weitergeht.

Die SNB gab am Donnerstag ihre Quartalszahlen aus. Laut Mitteilung der Nationalbank beträgt der Gewinn für die Periode von Januar bis März des laufenden Jahres 58,8 Milliarden Franken.

Zur Story