Schweiz
Graubünden

Bergsturz in Bondo: Immer noch kein Lebenszeichen von 8 vermissten Personen

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Der Bergsturz bei Bondo GR
Nach einem Gewitter und kleineren Bergstürzen walzte sich am 31. August um halb zehn Uhr abends erneut ein Murgang durch das Val Bondasca bis nach Bondo. Einmal mehr wurde die Talhauptstrasse überschwemmt und weiter beschädigt.
quelle: keystone / gian ehrenzeller
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Vermisste Gruppe in Italien gefunden ++ 8 Personen werden weiterhin vermisst 

24.08.2017, 15:1324.08.2017, 19:38
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Update: Eine weitere Gruppe mit sechs Personen, die als vermisst gemeldet wurde, ist aufgetaucht. Sie befand sich in Italien, wie die Kantonspolizei Graubünden gegenüber watson sagt. Aktuell suchen die Behörden nach acht Personen. 

Nach dem grössten Bergsturz in Graubünden seit Jahrzehnten bei Bondo im Bergell sind am Donnerstagabend weiterhin acht Menschen vermisst worden. Eine vorübergehend vermisste Gruppe wurde unversehrt im angrenzenden Italien gefunden.

Die gute Nachricht wurde von Bundespräsidentin Doris Leuthard persönlich überbracht an einer improvisierten Medienkonferenz im nahegelegenen Promontogno. Leuthard hatte sich am späten Donnerstagnachmittag aus dem Helikopter einen Überblick über das Katastrophengebiet verschafft.

Weiterhin vermisst werden acht Personen, für die das Schlimmste befürchtet werden muss. Die Polizei geht davon aus, dass sie sich im Val Bondasca aufhielten, als die Felsmassen ins Seitental hinter dem Bergdorf Bondo krachten. Sechs dieser Personen wurden von Angehörigen als vermisst gemeldet, wie Andrea Mittner, Gesamteinsatzleiter der Kantonspolizei Graubünden, am Nachmittag vor den Medien sagte. Die Anwesenheit der beiden anderen im Gefahrengebiet ermittelte die Polizei.

Es handelt sich um erwachsene Wanderer und Berggänger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die unabhängig voneinander in Zweiergruppen im Gebiet unterwegs waren. Es werde schwierig sein, dass sie lebend und gesund gefunden würden, sagte Bundespräsidentin Leuthard. Das Ausmass des Bergsturzes bezeichnete sie als «gewaltig».

Nach den Vermissten wird am Boden und aus der Luft gesucht - so lange es die Sichtverhältnisse erlauben. Im Einsatz stehen zwei Helikopter, Suchmannschaften mit Hunden, Wärmebildkameras und Geräte zur Ortung von Handystrahlen. Rund 120 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Militär, Zivilschutz und Gemeinde unterstützt von zwei Helikoptern beteiligen sich an der Suche.

Barbara Janom Steiner, government chairwoman of canton Graubuenden, Swiss President Doris Leuthard, and Walter Schlegel, police commander of Graubuenden, from left, are pictured in Bondo, Graubuenden  ...
Bundespräsidentin Doris Leuthard in Bondo. Bild: KEYSTONE

Bondo bleibt vorerst evakuiert

Die 100 evakuierten Einwohner von Bondo und weitere 32 Personen aus der nähren Umgebung dürfen bis mindestens Freitag um 10 Uhr nicht in ihre Häuser zurückkehren. Dann wird die Lage neu beurteilt. Der ganze Ort bleibt evakuiert. Experten schliessen Nachstürze nicht aus. Die Evakuierten sind bei Verwandten, Freunden und beim Zivilschutz untergekommen. Die Gefahr vor Ort wird laufend evaluiert.

Nach ersten Schätzungen waren am Mittwochmorgen am Piz Cengalo zuhinterst im Val Bondasca vier Millionen Kubikmeter Gestein zu Tal gedonnert, wie Martin Keiser vom kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren an der Medienkonferenz erklärte. Eine weitere Million Kubikmeter ist am Berg in Bewegung und kann ebenfalls abstürzen. 

Gefahr war bekannt - automatischer Alarm ausgelöst

Der Bergsturz hatte sich am Mittwochmorgen am Piz Cengalo zuhinterst im Val Bondasca gelöst. Felsmassen stürzten vom Gipfelbereich ins Tal und wurden dann als Murgang vom Bach Bondasca talauswärts bis nach Bondo geschoben. Das Dorf wurde vom gewaltigen Murgang gestreift, zwei Ställe am Dorfrand wurden zerstört. Und im Val Bondasca walzten die Gesteinsmassen zehn Ställe und Maiensässe nieder. (sda)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mokka Sofi Scout
24.08.2017 10:09registriert Februar 2014
Es waren dramatische Szenen, vor allem, als dann noch das Wasser dazu kam. Von Stampa bis an die italienische Grenze ist man vom Bergell abgeschnitten. Es ist ein Wunder, dass bisher niemand verletzt oder gar getötet wurde. Und Ihr redet davon, dass man das Handy zum filmen quer halten sollte?
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lemeforpresident
24.08.2017 10:58registriert Juni 2016
Oha, ich drück den Vermissten die Daumen! zum Glück ist der alte Weg zwischen den Hütten schon seit einiger Zeit gesperrt...
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w800
24.08.2017 14:39registriert Juni 2017
Hoffe es werden alle lebend gefunden/gerettet... toi toi toi 🤛🤜
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