Von den Inseln Egina, Idra, Kea bis nach Kithnos: Die drei Zürcher Vera Zingg, Robert Wittmer und Marco Waldner sind nun seit vier Wochen auf hoher See. Ihre Mission: Sich auf die Spuren des Abfalls im Mittelmeer zu machen.
Robert und Vera erzählten uns, wie es ihnen in den letzten vier Wochen ergangen ist, wie viel Abfall sie tatsächlich eingesammelt haben und ob es sich lohnt, weiterzumachen.
Ausgangspunkt des Segeltörns war der Hafen Kalamaki in Athen. Von dort aus segelten die drei Zürcher zuerst in Richtung Westen, danach nach Osten zu den Inseln Kea, Andros und Kithnos.
Pro Woche haben die Segler ein Beach Cleaning durchgeführt. An den abgelegensten Orten, mitten im ägäischen Meer, fanden sie kiloweise Abfall. «Von weitem sahen die Buchten unglaublich schön aus – wir hatten oft das Gefühl, wir befinden uns mitten in der Karibik», schwärmt Robert von den Erlebnissen. Doch sobald der Anker ausgeworfen war, traf die drei Zürcher häufig der Schlag.
«Je näher man an einen Strand kommt, desto mehr Abfall entdeckt man. Oft hörte es nicht mehr auf», so Robert. In mehr als 10 Stunden schweisstreibender Arbeit haben die drei Zürcher und die restlichen Crewmitglieder mehr als 200 Kilogramm Abfall an verschiedenen Stränden eingesammelt. An welchen Orten wie viel Müll gesammelt wurde und wo die Segler auf Delfine stiessen, zeigt die folgende Karte.
Besonders in Erinnerung geblieben ist den Seglern ein ganz bestimmter Ort. An der östlichen Küste der Insel Agistri entdeckten sie eine riesige Müllhalde. «Berge von Abfall liegen dort auf einer abfallenden Klippe, direkt oberhalb des Wassers. Ein Windstoss oder ein Unwetter würde reichen und der ganze Müll fällt ins Wasser», erinnert sich Robert. Da das Gelände steil abfallend ist, war es der Segelcrew nicht möglich, näher an den Abfallberg ran zu kommen.
Die drei Zürcher säuberten nicht nur diverse Strände, sondern versuchten auch, den vorbei schwimmenden Müll aus dem Wasser zu fischen. «Das war jedoch ein extrem schwieriges Unterfangen», erklärt Vera. Wirklich möglich sei dies nur, wenn das Schiff langsam fährt und wenn die Wetterbedingungen es zulassen.
Robert pflichtet seiner Kollegin bei. «Man muss auf den Schiffverkehr achten und schauen, dass man sich selbst nicht in Gefahr bringt.» An Land sei das Einsammeln viel einfacher. «Sobald der Müll jedoch im Wasser landet, ist es schier unmöglich diesen wieder an Land zu bringen.»
Und im Wasser richtet der Abfall grossen Schaden und Verschmutzung an. So musste die Zürcher Segelcrew eine Möwe aus einem weggeworfenem Fischernetz befreien. Diese hatte sich so stark im Netz verheddert, dass sie nicht mehr wegfliegen konnte.
Der mehr als 200 Kilogramm schwere eingesammelte Abfall transportierten sie entweder mit dem Boot an den nächsten Hafen oder entsorgten ihn direkt auf der Insel in Containern.
Beim Beach Cleaning in der Bucht von Ladous wurde der Abfall akribisch analysiert. Innerhalb von einer Stunde sammelten die Zürcher rund 52,2 Kilogramm Abfall auf 450m2 ein.
Einige eingesammelte Gegenstände wurden in der Kajüte des Segelboots wiederverwendet. So dienten alte Fischernetze als Früchtekörbchen.
Das Fazit der drei Segler fällt durchzogen aus. «Es ist ein wunderschönes Abenteuer, auf das wir uns aufgemacht haben», sagt Robert. Doch der ganze Abfall, die Beach Cleanings, die gäben auch ordentlich zu denken, sagt Robert nachdenklich. «Obwohl die Leute bei den Beach Cleanings sehr positiv auf uns reagiert haben, fühlt es sich wie eine nie endende Aufgabe an.»
Natürlich, das Einsammeln des Abfalls sei mühsame Arbeit. Doch aufzugeben, das liegt nicht in der Natur der drei Segler. Wenn sie im August wieder Segel setzen, werden sie an den Stränden ein Schild montieren. Das soll darauf hinweisen, dass der Abfall nicht einfach achtlos weggeworfen werden soll. «Vielleicht hilft das, diese wunderschönen Strände sauber zu behalten», so Robert.