«🎶 Work, work, work, work, work 🎶» – wie Rihanna schon vor sieben Jahren animierte, so scheint auch heute der weltweite Trend nach vielen Arbeitsstunden zu bestehen. In vielen Ländern wird seit Jahren diskutiert, ob die langen Arbeitszeiten, die geleistet werden müssen, noch zeitgemäss sind. Besonders die neue Generation wünscht sich eine Veränderung, in der mehr Platz für eine «Work-Life-Balance» besteht. Der Wunsch zu einer Gesellschaft, die nicht nur aus Arbeitstieren besteht, scheint zum heutigen Zeitpunkt jedoch utopisch.
In Korea wurde in den letzten Monaten oft über humanere Arbeitszeiten diskutiert. Immer wieder gab es laute Kritik aufgrund der langen Arbeitszeiten. Doch die Regierung hat beschlossen, das derzeitige System der 52-Stunden-Woche beizubehalten. Anfang 2023 wurde sogar darüber diskutiert, die Arbeitsstunden auf 69 Stunden die Woche zu erhöhen. Vor 2018 war in Korea eine 68-Stunden-Woche normal.
Doch nicht nur in Korea wird viel gearbeitet. Ein Überblick, wie viel in der Schweiz, in Europa und weltweit gearbeitet wird.
2022 wurden in der Schweiz 7,922 Milliarden Arbeitsstunden geleistet. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 1,3 Prozent. Das Vor-Corona-Niveau wurde mit diesen Zahlen wieder erreicht. Die Arbeitszeit der Schweizerinnen und Schweizer ist in den vergangenen fünf Jahren um eine Stunde auf knapp 40 Stunden pro Woche gesunken. Es gibt aber Arbeitsfelder, die deutlich über der 40-Stunden-Woche sind. Beispielsweise wurde 2022 im Primärsektor eine 45-Stunden-Woche registriert.
Auch im Kredit- und Versicherungsgewerbe wurden mit 41,4 Stunden die Woche mehr als 40 Stunden getätigt. Die Arbeitszeiten in der Schweiz sind also stark von dem gewählten Arbeitsfeld abhängig.
Im Verhältnis zu anderen Ländern arbeitet die Schweiz überdurchschnittlich viel. Das sieht man auch im Vergleich zu Europa. Kein Land aus der EU arbeitet so viele Stunden wie wir. Aus der EU arbeitet Griechenland mit einer 41-Stunden-Woche am meisten.
Die strengste Arbeitswoche scheint die Türkei mit fast 43 Stunden zu haben. Danach folgt bereits die Schweiz mit 42 Stunden. Die wenigsten Arbeitsstunden in Europa leisten die Menschen aus den Niederlanden mit nur 31 Stunden pro Woche.
Die OECD kommt auf etwas andere Zahlen als Eurostat. Das liegt daran, dass die Berechnungsmethoden anders gewählt wurden. Die Zahlen von Eurostat beschreiben die wöchentlichen Arbeitsstunden, die in einer Referenzwoche erhoben wurden. Die OECD Zahlen umfassen die durchschnittliche Jahresarbeitszeit, die ein Arbeitnehmer leistet. Diese wurde mit den tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr, die durch die durchschnittliche Zahl der Erwerbstätigen geteilt wurden, berechnet.
Im weltweiten Vergleich leistete 2022 ein Arbeitnehmer in Kolumbien, mit rund 2405 Stunden pro Jahr, am meisten Arbeitsstunden. Auch Arbeitnehmer in Mexiko und Costa Rica verbringen mit 2226 und 2149 Stunden pro Jahr überdurchschnittlich viel Zeit bei der Arbeit.
Ein Arbeitnehmer in der Schweiz leistet durchschnittlich 1529 Stunden pro Jahr. Damit belegt die Schweiz weltweit den 33. Platz. Das könnte unter anderem daran liegen, dass es in der Schweiz viele Teilzeitarbeitende hat. Rund 40 Prozent aller Erwerbstätigen haben kein 100-Prozent-Pensum. Das ist mehr als doppelt so viel wie der EU-Durchschnitt.
Aufgrund der vielen Teilzeitarbeitenden erzielen wir im weltweiten Vergleich also nicht die meisten Arbeitsstunden im Jahr. Trotzdem sind die Zahlen der täglichen und wöchentlichen Arbeitsstunden sehr hoch. Es scheint, als ob die «Work-Life-Balance» mit Teilzeitarbeit erzielt wird.
Sollten die täglichen Arbeitszeiten gekürzt werden? Deine Meinung ist gefragt:
Gesunde Arbeit sollte Raum für soziale Interaktion haben, ohne die Fristenpeitsche im Nacken zu haben. Damit meine ich, dass der Postbote auch mal Zeit für ein Schwätzchen mit Herrn Meier haben kann. Die Tugend des Fleisses und Verantwortungsbewusstsein darf dabei nicht infrage gestellt werden, solange es verhältnismässig ist.
Technischer Fortschritt soll nicht die Arbeit erleichtern, nur damit wir die dazugewonnene Zeit einfach mit zusätzlicher Arbeit ausfüllen müssen. Sonst wird alles leichter und dennoch stressiger.