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Korea behält 52-Stunden-Woche – so viel arbeitet der Rest der Welt

Teaserbild Karte Arbeit Baustelle
bild: unsplash / watson

Wie viel arbeitet die Schweiz im Vergleich zum Rest der Welt? Diese Grafiken zeigen's

Von wegen «Work-Life-Balance»! Für Koreanerinnen und Koreaner ist eine 52-Stunden-Woche normal. Workaholics gibt es jedoch nicht nur in Korea. Wie viel in der Schweiz, in Europa und weltweit gearbeitet wird.
20.11.2023, 16:5520.11.2023, 16:59
Julia Neukomm
Julia Neukomm
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«🎶 Work, work, work, work, work 🎶» – wie Rihanna schon vor sieben Jahren animierte, so scheint auch heute der weltweite Trend nach vielen Arbeitsstunden zu bestehen. In vielen Ländern wird seit Jahren diskutiert, ob die langen Arbeitszeiten, die geleistet werden müssen, noch zeitgemäss sind. Besonders die neue Generation wünscht sich eine Veränderung, in der mehr Platz für eine «Work-Life-Balance» besteht. Der Wunsch zu einer Gesellschaft, die nicht nur aus Arbeitstieren besteht, scheint zum heutigen Zeitpunkt jedoch utopisch.

In Korea wurde in den letzten Monaten oft über humanere Arbeitszeiten diskutiert. Immer wieder gab es laute Kritik aufgrund der langen Arbeitszeiten. Doch die Regierung hat beschlossen, das derzeitige System der 52-Stunden-Woche beizubehalten. Anfang 2023 wurde sogar darüber diskutiert, die Arbeitsstunden auf 69 Stunden die Woche zu erhöhen. Vor 2018 war in Korea eine 68-Stunden-Woche normal.

Doch nicht nur in Korea wird viel gearbeitet. Ein Überblick, wie viel in der Schweiz, in Europa und weltweit gearbeitet wird.

So viel arbeitet die Schweiz

2022 wurden in der Schweiz 7,922 Milliarden Arbeitsstunden geleistet. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 1,3 Prozent. Das Vor-Corona-Niveau wurde mit diesen Zahlen wieder erreicht. Die Arbeitszeit der Schweizerinnen und Schweizer ist in den vergangenen fünf Jahren um eine Stunde auf knapp 40 Stunden pro Woche gesunken. Es gibt aber Arbeitsfelder, die deutlich über der 40-Stunden-Woche sind. Beispielsweise wurde 2022 im Primärsektor eine 45-Stunden-Woche registriert.

Auch im Kredit- und Versicherungsgewerbe wurden mit 41,4 Stunden die Woche mehr als 40 Stunden getätigt. Die Arbeitszeiten in der Schweiz sind also stark von dem gewählten Arbeitsfeld abhängig.

Was denkst du – arbeiten wir in der Schweiz zu viel?

So viel arbeitet Europa

Im Verhältnis zu anderen Ländern arbeitet die Schweiz überdurchschnittlich viel. Das sieht man auch im Vergleich zu Europa. Kein Land aus der EU arbeitet so viele Stunden wie wir. Aus der EU arbeitet Griechenland mit einer 41-Stunden-Woche am meisten.

Zu den Eurostat-Zahlen:
Die Berechnungsmethode musste für den internationalen Vergleich angepasst werden. Es wurden die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden in einer ausgewählten Referenzwoche erhoben. Personen, die während der ganzen Referenzwoche abwesend waren, wurden nicht berücksichtigt, wodurch die Arbeitszeit deutlich höher ausfällt. Deshalb ist die wöchentliche Arbeitszeit der Vollzeitarbeitnehmenden in der Schweiz bei 42 Stunden und 44 Minuten.

Die strengste Arbeitswoche scheint die Türkei mit fast 43 Stunden zu haben. Danach folgt bereits die Schweiz mit 42 Stunden. Die wenigsten Arbeitsstunden in Europa leisten die Menschen aus den Niederlanden mit nur 31 Stunden pro Woche.

Arbeitszeiten weltweit

Die OECD kommt auf etwas andere Zahlen als Eurostat. Das liegt daran, dass die Berechnungsmethoden anders gewählt wurden. Die Zahlen von Eurostat beschreiben die wöchentlichen Arbeitsstunden, die in einer Referenzwoche erhoben wurden. Die OECD Zahlen umfassen die durchschnittliche Jahresarbeitszeit, die ein Arbeitnehmer leistet. Diese wurde mit den tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr, die durch die durchschnittliche Zahl der Erwerbstätigen geteilt wurden, berechnet.

Zu den OECD-Zahlen:
Die Gesamtzahl der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr wurde durch die durchschnittliche Zahl der Erwerbstätigen pro Jahr geteilt, um die durchschnittliche Jahresarbeitszeit zu berechnen. Die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden umfassen die reguläre Arbeitszeit von Vollzeit- und Teilzeit-Arbeitnehmern, bezahlte und unbezahlte Überstunden. Zudem wurde die Zeit, die aufgrund von Feiertagen, bezahltem Jahresurlaub etc. nicht geleistet wurde, abgezogen.

Im weltweiten Vergleich leistete 2022 ein Arbeitnehmer in Kolumbien, mit rund 2405 Stunden pro Jahr, am meisten Arbeitsstunden. Auch Arbeitnehmer in Mexiko und Costa Rica verbringen mit 2226 und 2149 Stunden pro Jahr überdurchschnittlich viel Zeit bei der Arbeit.

Ein Arbeitnehmer in der Schweiz leistet durchschnittlich 1529 Stunden pro Jahr. Damit belegt die Schweiz weltweit den 33. Platz. Das könnte unter anderem daran liegen, dass es in der Schweiz viele Teilzeitarbeitende hat. Rund 40 Prozent aller Erwerbstätigen haben kein 100-Prozent-Pensum. Das ist mehr als doppelt so viel wie der EU-Durchschnitt.

Aufgrund der vielen Teilzeitarbeitenden erzielen wir im weltweiten Vergleich also nicht die meisten Arbeitsstunden im Jahr. Trotzdem sind die Zahlen der täglichen und wöchentlichen Arbeitsstunden sehr hoch. Es scheint, als ob die «Work-Life-Balance» mit Teilzeitarbeit erzielt wird.

Sollten die täglichen Arbeitszeiten gekürzt werden? Deine Meinung ist gefragt:

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93 Kommentare
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Lowend
20.11.2023 17:08registriert Februar 2014
Ich finde es immer wieder hochgradig erstaunlich, ja beinahe übermenschlich, wie die wenigen Beschäftigten aus Forst- und Landwirtschaft es schaffen, dass sie es trotz der höchsten Arbeitsbelastung pro Woche, 20-30 % der Parlamentarierinnen und Parlamentarier in den Räten und Regierungen zu stellen.
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Noe B.
20.11.2023 18:00registriert Juni 2021
Der Titel der Liste sollte wohl eher "Präsenzzeiten" statt "geleistete Arbeitszeiten" heissen. Und dass das Gesundheitswesen quasi dargestellt wird mit den tiefsten Arbeitszeiten ist blanker Hohn für all die Pflegenden, die bereits vor Arbeitsbeginn auf der Station sind und sich einlesen, kaum Zeit für die Toilette haben und nur flüchtig etwas zu Mittag essen. Ganz zu schweigen davon, dass ein Vollzeitpensum sowieso kaum jemand durchhält.
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Knäckebrot
20.11.2023 17:41registriert Juni 2017
Wir arbeiten nicht zu viel, aber wir arbeiten falsch priorisiert.

Gesunde Arbeit sollte Raum für soziale Interaktion haben, ohne die Fristenpeitsche im Nacken zu haben. Damit meine ich, dass der Postbote auch mal Zeit für ein Schwätzchen mit Herrn Meier haben kann. Die Tugend des Fleisses und Verantwortungsbewusstsein darf dabei nicht infrage gestellt werden, solange es verhältnismässig ist.

Technischer Fortschritt soll nicht die Arbeit erleichtern, nur damit wir die dazugewonnene Zeit einfach mit zusätzlicher Arbeit ausfüllen müssen. Sonst wird alles leichter und dennoch stressiger.
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