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Schweizer Firmen wegen Donald Trump zunehmend besorgt

«Büchse der Pandora geöffnet»: Schweizer Firmen wegen Trump zunehmend besorgt

Die Schweizer Firmen machen sich wegen Trump und seinen Zöllen zunehmend Sorgen, wie eine Umfrage der Grossbank UBS zeigt. Und die Schweizer Wirtschaft kommt wegen dieser US-Politik auf absehbare Zeit nicht so richtig in Schwung.
13.05.2025, 14:39
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«Das Thema Protektionismus ist bei den Schweizer Unternehmen angekommen», sagte UBS-Ökonom Alessandro Bee am Dienstag an einer Telefonkonferenz. Die Unternehmen machten sich aktuell deswegen auch deutlich grössere Sorgen als in der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump.

President Donald Trump answers a reporter's question during an event in the Roosevelt Room at the White House, Monday, May 12, 2025, in Washington. (AP Photo/Mark Schiefelbein)
Donald Trump
Donald Trumps Protektionismus bereitet der Schweizer Wirtschaft Sorge.Bild: keystone

Dies zeigten verschiedene Umfragen. So hat die Grossbank etwa 800 Firmen befragt, die über einen Aussenhandelsbezug verfügen. Rund 70 Prozent davon erwarten negative Auswirkungen auf ihr Unternehmen. Dieses Resultat ist umso bemerkenswerter, als dass die Umfrage noch vor dem eigentlichen «Liberation Day» stattfand.

«Die Pandorabüchse des Protektionismus ist geöffnet», so Bee. Das Thema rangiere auf dem Sorgenbarometer der Unternehmen nun weit oben, auf der gleichen Ebene wie der Fachkräftemangel oder die Frankenstärke.

Kosten senken

Die Firmen bleiben denn auch nicht untätig. Sie wollen die Zoll-Kosten grundsätzlich auf die Verkaufspreise schlagen. Es werde aber auch über eine «Erhöhung der Effizienz» nachgedacht, also über Sparprogramme. Bei rund 60 Prozent sei dies ein Thema, wobei es laut Bee grosse Branchenunterschiede gibt.

Rund ein Drittel der betroffenen Firmen überlegt sich laut der Umfrage ausserdem den Aufbau von neuen Niederlassungen. Und mehr als die Hälfte denkt über neue Absatzmärkte nach.

Keine Gegenzölle

Von der Politik erwarten 80 Prozent der Firmen eine Reaktion. «Sie lehnen protektionistische Massnahmen allerdings grossmehrheitlich ab», so Bee. Nur ein Drittel favorisiere Gegenzölle oder Exportsubventionen.

Hingegen wünscht sich eine deutliche Mehrheit eine Annäherung an Europa beim Aufbau von Kapazitäten in Schlüsseltechnologien – zum Beispiel Computerchips. Drei Viertel der Unternehmen sähen nämlich ein Risiko, von solchen Technologien abgeschnitten zu werden. Über die Hälfte der Unternehmen sehe in den Bilateralen III die beste Variante.

Langsames Wachstum

Die Politik von Donald Trump wird laut den UBS-Ökonomen auch zu einer deutlichen Abkühlung der Weltwirtschaft führen. Sollte sich das globale Zollniveau bis Ende Jahr auf 10 bis 15 Prozent einpendeln, sei allerdings nicht mit einer globalen Rezession zu rechnen.

Gleichwohl zeichne sich in der Schweiz für 2025 lediglich ein Wachstum von 1,0 Prozent ab und für 2026 von 1,2 Prozent (sporteventbereinigt). Diese Werte lägen deutlich unter dem langfristigen Trend. Es fehlten Impulse von den Exporten, und die Firmen tätigten wegen der aktuellen Lage wenige Investitionen, so die Begründung. Die Binnenwirtschaft müsse das Wachstum allein stemmen.

Wegen der aktuellen Schwächephase werde auch die Arbeitslosenquote auf über 3 Prozent ansteigen, so die Prognose der UBS. Eine Trendwende zum Besseren am Arbeitsmarkt sei erst für die zweite Hälfte 2026 zu erwarten.

Wandert Pharma ab?

Um den langfristigen Schaden von Trumps Politik abzuschätzen, ist es laut den UBS-Ökonomen noch zu früh. Eine entscheidende Frage werde etwa sein, ob die Pharmaindustrie von der Schweiz in die USA abwandere, sagte Bee.

Die riesigen Investitionszusagen von Novartis und Roche hatten zuletzt entsprechende Sorgen geschürt. Vielleicht seien gegenüber der US-Administration aber auch bloss schon geplante Investitionen geschickt zu einem Paket geschnürt worden, so der Experte weiter. So oder so: Die Folgen des Protektionismus auf die hiesige Pharmaindustrie sei die grösste Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft. (dab/sda/awp)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Celtic Swiss
13.05.2025 15:01registriert Juni 2024
Wen wunderts, wenn man einen verurteilten Sexualstraftäter und einen Wirtschaftskriminellen als Präsident "wählt"

(das war doch Betrug letzten November in den USA?!?)

und der dann über Wirtschaftsdinge entscheiden kann (obwohl Zölle in die Zuständigkeit des Kongresses fallen).
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sivetech
13.05.2025 15:25registriert April 2020
Neue Partner suchen sollte das Motto der Stunde lauten; die USA unter Trump sind nicht mehr als verlässiger Partner zu handeln.
Jegliche Kollaboration mit diesem Versager wird früher oder später in einem Disaster enden!
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Andy
13.05.2025 15:35registriert Januar 2014
Einen Grund zum Jammern gibt es immer wieder: Eurokurs, Covid, Russland, Trump etc. Alles Dinge mit ihrer Berechtigung. Aber die Realität ist, dass Gewinne sehr einseitig immer von den Gleichen eingestrichen werden, während der Mittelstand wegbricht. Die Realität ist nun mal schlicht: Das Einzige, was wir wissen, ist, dass vieles unklar und praktisch nichts sicher/gegeben ist. Zudem dürfen wir uns nicht immer Angst machen lassen von Firmen, die ihren Gewinn dann sehr einseitig auch privatisieren und sich nicht zu schade sind, mit Abschaum Geschäfte zu machen.
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