Die massive Infektionswelle in China sorgt weltweit für uneinheitliche Reaktionen. Die meisten Länder haben bisher Schutzmassnahmen unterlassen. Nur Marokko hat radikal durchgegriffen und alle Flüge aus China gestrichen. Die USA und Kanada, Japan und Südkorea, dazu auch Australien und Indien schreiben PCR-Tests vor. In Europa haben Frankreich, Italien und Spanien als Erste nachgezogen, gefolgt von Grossbritannien.
Am Pariser Flughafen Roissy, wo wöchentlich etwa 3000 Passagiere aus chinesischen Städten landen, ist das Tragen der Schutzmasken während des Fluges wieder obligatorisch. Zudem nehmen die Behörden stichprobenhafte Tests vor. Von jedem Flug werden gut ein Dutzend Ankommende getestet. Ab Mittwoch müssen China-Passagiere einen in den letzten zwei Tagen erstellten PCR-Befund vorweisen. Positiv Getestete kommen in eine einwöchige Quarantäne.
Die Massnahmen sind eine Reaktion auf die jüngste Ansteckung von rund einem Fünftel der chinesischen Bevölkerung mit dem Coronavirus. Seit dem Ende der Null-Covid-Politik Pekings Anfang Dezember wurden nach inoffiziellen Schätzungen 248 Millionen Chinesen in drei Wochen angesteckt. Die meisten Fälle betreffen Omikron-Varianten wie BF.7. Immunologen befürchten allerdings das Aufkommen von gefährlicheren Virusvarianten.
Die Tests an den internationalen Flughäfen zielen vor allem darauf ab, neue Varianten früh zu entdecken, da die chinesischen Behörden die Resultate eigener Studien kaum weiterleiten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Peking unüblich deutlich zu mehr Transparenz aufgefordert. Präzise Resultate müssten in Echtzeit geliefert werden, erklärte die Organisation. China hatte am Sonntag 5100 Ansteckungen und einen Todesfall angegeben – obwohl die Krematorien vielenorts überlastet sind.
Die Flughafentests vermögen aber nur Informationen zu liefern – und nicht vor der Ausbreitung des Virus selbst zu schützen. «Die Grenztests haben nie ein Virus am Eindringen in ein Land gehindert», erklärte Brigitte Autran vom Gesundheitskomitee Covars in Paris. Der französische Transportminister Clément Beaune forderte die übrigen europäischen Länder trotzdem auf, nachzuziehen. In den Pariser Flughäfen fliege die Mehrheit der Passagiere mit Transitflügen weiter. Wirksam seien die Tests und Kontrollen deshalb nur, wenn sich alle Schengen-Staaten anschlössen. Die EU-Kommission will am Mittwoch ein Koordinierungstreffen einberufen.
Deutschland, Österreich und auch die Schweiz haben bisher von einer Testpflicht an ihren Flughäfen abgesehen. «Die Schweiz wird sich – wie während der Pandemie – an der EU orientieren, was die Einreisebestimmungen und die Risikoliste anbelangt», sagt Samuel Wyss, Sprecher des Staatssekretariats für Migration. «Wir sind Teil von Schengen, und es würde die europäischen Einreisebestimmungen untergraben, wenn Drittstaatenangehörige via Schweiz in andere Länder Europas einreisen könnten.»
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG), das für grenzsanitarische Massnahmen wie etwa Test- oder Impfpflicht zuständig ist, erkennt aktuell keinen Handlungsbedarf. (aargauerzeitung.ch)