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«Snap»-Programm: Trump-Regierung kürzt Lebensmittelhilfen

«Snap»-Programm: Trump-Regierung kürzt Lebensmittelhilfen für Bedürftige

Seit 40 Tagen befinden sich die USA im Shutdown. Zwar zeichnet sich jüngst eine Lösung ab, doch für Millionen Menschen ist weiter unklar, wie viel Unterstützung sie für den Lebensmitteleinkauf bekommen.
10.11.2025, 06:4010.11.2025, 06:40
Ein Artikel von
t-online

Während des laufenden Haushaltsstreits hat die Regierung von US-Präsident Donald Trump die Bundesstaaten angewiesen, staatliche Hilfsleistungen für den Lebensmittelkauf gekürzt auszuzahlen. «Soweit Bundesstaaten bereits vollständige Zahlungen für November übermittelt haben, war dies nicht autorisiert. Entsprechende Schritte müssen unverzüglich rückgängig gemacht werden», hiess es in einem Memo der zuständigen Behörde, die dem US-Agrarministerium untersteht und durch den Shutdown unmittelbar betroffen ist.

epa12509643 Democratic US Representative from Georgia Nikema Williams (L) helps distribute food aid bags during a free food distribution at the Young Family YMCA in Atlanta, Georgia, USA, 06 November  ...
Menschen bei der Lebensmittelausgabe in Atlanta, Georgia.Bild: keystone

Hintergrund ist ein juristisches Tauziehen darüber, wie viel Geld für das sogenannte Snap-Programm («Supplemental Nutrition Assistance Program») während des Shutdowns ausgezahlt werden darf, der nun bereits seit 40 Tagen andauert. Snap wird bundesweit finanziert, aber von den Bundesstaaten verwaltet. Nach Regierungsangaben erhalten rund 42 Millionen Menschen Hilfen über das seit 1964 bestehende Programm – vor allem Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Ältere.

Shutdown in den USA: Richter ordnete zuvor volle Auszahlung an

Zuvor hatte ein Richter in Rhode Island vorläufig angeordnet, dass die Trump-Regierung die Leistungen in voller Höhe auszahlen muss – auch wenn dafür auf Notfallmittel im Shutdown in den USA zurückgegriffen werden müsste.

Der Oberste Gerichtshof setzte diese Anordnung am Freitag jedoch zunächst aus, um einem Berufungsgericht mehr Zeit für die Prüfung des Falls zu geben. Damit blieb offen, ob und wann die vollen Leistungen tatsächlich wieder ausgezahlt werden.

Weil die Einkommen vieler Menschen in den USA nicht mit den steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten Schritt halten, dient Snap als wichtigstes Sicherheitsnetz gegen Hunger – das Programm unterstützt Haushalte mit geringem Einkommen beim Lebensmittelkauf. Die Leistungen werden auf elektronische Bezahlkarten geladen, mit denen in Geschäften eingekauft werden kann.

Bundesstaaten: Trump-Regierung stiftet im US-Shutdown «Chaos»

Wegen des teilweisen Stillstands der Regierungsgeschäfte im US-Shutdown stehen nur begrenzte Mittel zur Verfügung, während die Trump-Regierung und mehrere Bundesstaaten vor Gerichten um die Auslegung der Finanzierungsregeln streiten. Für Betroffene bedeutet das Unsicherheit und in der Praxis Verzögerungen bei der Auszahlung der Hilfen.

Das Portal «Politico» zitierte aus einer Klageschrift mehrerer Bundesstaaten, in der diese der Trump-Regierung vorwerfen, keine klare oder einheitliche Anleitung für die Verwaltung in dieser Ausnahmesituation zu geben. Die Schritte Washingtons hätten zu «Chaos» geführt, heisst es.

Demokratischer Gouverneur: «Nein»

Mehrere Bundesstaaten hatten bereits Schritte eingeleitet, um wieder volle Hilfsleistungen auszuzahlen – an diese richtete sich nun das Memo der Trump-Regierung mit dem Hinweis, entsprechende Zahlungen rückgängig zu machen. Der demokratische Gouverneur des Bundesstaates Wisconsin, Tony Evers, erklärte dazu auf der Plattform X lediglich:

«Nein.»

Die demokratische Kongressabgeordnete Angie Craig kritisierte das Vorgehen der Trump-Regierung in der «New York Times» scharf und warf ihr vor, Bedürftigen dringend benötigte Unterstützung vorzuenthalten. Trump erklärte dagegen auf der Plattform Truth Social, seine Regierung benötige eine gerichtliche Klärung, wie die Hilfsleistungen während des Shutdowns finanziert werden dürfen – und machte die Demokraten für die Lage verantwortlich.

Haushaltsstreit in den USA: Trump will im Shutdown nicht einlenken

Weil sich Demokraten und Republikanern im Kongress lange nicht auf einen Haushalt einigen konnten, ist der Regierungsbetrieb seit mehr als einem Monat in weiten Teilen lahmgelegt. Es ist der längste Shutdown in der Geschichte der USA. Beide Seiten geben einander die Schuld. Umfragen zufolge machen derzeit jedoch viele Amerikaner Trump und die Republikaner für den Stillstand verantwortlich.

Am Montagmorgen (Schweizer Zeit) zeichnete sich aber eine temporäre Lösung ab, die vielen Bedürftigen zugutekommen könnte – auch wenn noch nicht klar ist, wann genau der reguläre US-Staatsbetrieb wieder laufen wird.

In den USA werden politische Konflikte häufig über den Haushalt ausgetragen. Im aktuellen Streit geht es um Einschnitte im Gesundheitswesen. Die Demokraten fordern von den Republikanern, entsprechende Kürzungen rückgängig zu machen. Diese waren Teil eines grossen Steuergesetzes, das zu Trumps zentralen politischen Vorhaben zählt. Entsprechend ungern würden die Republikaner wenige Monate nach dessen Verabschiedung Teile davon wieder aufgeben.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
10.11.2025 07:38registriert Juli 2014
Für 300 Millionen einen Ballsaal bauen lassen und die Lebensmittelhilfen für die Ärmsten kürzen, das ist brutalster Sozial-Darwinismus. Wie positioniert sich die Schweiz dazu? Eine Delegation aus Konzernbossen und Milliardären kriechen dem Despoten zu Kreuze und schenken ihm Gold, was unsere Regierung offenbar in Ordnung findet. Der moralische Zerfall schreitet voran.
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mrmikech
10.11.2025 07:34registriert Juni 2016
Für viele Staaten lohnt es sich kaum noch, Teil dieses Bündnisses zu sein. Warum weiterhin Steuergeld nach Washington schicken, wenn Trump es einfach für sich und seine reichen Komplizen behält?
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Lohner
10.11.2025 08:13registriert August 2025
Ein König lenkt nie ein. Der Pöbel soll sich gefälligst der Meinung des Königs beugen.
Unglaublich, was dort im Amiland passiert.
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