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Corona: Was in Israel passiert und was die Schweiz daraus lernen kann

epa09677295 Two people receive a dose of the vaccine against Covid-19, at a vaccination center in Santiago, Chile, 10 January 2022. On 10 January, Chile becomes the second country in the world after I ...
Israel war vor einem Jahr Impfweltmeister. Diesen Status hat das Land längst abgeben müssen.Bild: keystone

Was gerade in Israel passiert und was die Schweiz daraus lernen kann

Ausgerechnet der einstige Impf-Vorreiter Israel verzeichnet bei den Todesfällen und in den Intensivabteilungen Rekordzahlen. Woran liegt das? Und was kann die Schweiz daraus lernen?
08.02.2022, 05:43
Reto Fehr
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Israel war lange Impf-Weltmeister in dieser Pandemie. Kein Land hatte früher einen grossen Teil seiner Bevölkerung geimpft, im Spätsommer wurde auch die Delta-Welle weggeboostert und als die Omikron-Welle im Januar über das Land zog, startete Israel mit der vierten Impfung für ältere Menschen und das medizinische Personal. Trotzdem meldete Israel am Sonntag mit 1263 Schwererkrankten (270 von ihnen müssen beatmet werden) so viele wie noch nie während der ganzen Pandemie. Der bisherige Rekordwert stammt vom Januar 2021. Was ist passiert?

Omikron-Welle hat den Höhepunkt erreicht

Was die Neuinfektionen betrifft, scheint Israel den Höhepunkt der Omikron-Welle vor ein paar Tagen erreicht zu haben. Am Sonntag wurden 33'000 Neuinfektionen gemeldet, vor zwei Wochen waren es noch rund 85'000. Die Zahl der Neuinfektionen hat in der Omikron-Welle allerdings an Bedeutung verloren, das zeigt sich auch in vielen anderen Ländern.

Doch auch der R-Wert deutet an, dass sich in dem Land die aktuelle Welle zurückbildet. Er liegt bei 0,86. Im Vergleich zur Schweiz ist Israel rund zwei Wochen voraus. Hierzulande könnte der Höhepunkt demnach in den nächsten Tagen erreicht werden.

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Starke Zunahme der schweren Verläufe

Dass mit dem Erreichen der Infektionshöchstwerte die Probleme nicht automatisch verschwinden müssen, zeigt sich allerdings gerade in Israel. Während die Infektionen abnehmen, nehmen die schweren Verläufe und die Todesfälle gerade markant zu. Zwar stabilisierten sich zuletzt die Hospitalisationen in dem Land, wie auch Eran Segal, Covid-Experte am Weizmann Institute, auf Twitter schrieb.

Es muss mit Nachmeldungen gerechnet werden für die letzten Tage.

Doch während auch bei den Hospitalisationen ein Höhepunkt erreicht sein könnte, nehmen die Fälle auf der Intensivstation weiterhin stark zu. 1263 Schwerkranke am Sonntag markierten den bisherigen Höchstwert während der gesamten Pandemie. Und die Kurve ist derzeit nicht gebrochen.

Wer besonders gefährdet ist

Wie kommt das? Und wen trifft es? Ein Blick auf die Demografie nach Altersklasse zeigt: Erneut trifft es vor allem die vulnerable Gruppe. Rund 84 Prozent der Hospitalisierten sind in Israel über 60 Jahre alt. Von diesen verfügt der grösste Teil nicht mehr über den vollständigen Impfschutz. Zu beachten gilt es dabei, dass beispielsweise zweifach Geimpfte ohne Booster-Impfung in Israel als «Geimpft ohne Gültigkeit» bezeichnet werden.

Auch wenn wir auf alle Altersklassen blicken, zeigt sich, dass Ungeimpfte über alle Altersgruppen hinweg deutlich häufiger mit schweren Verläufen im Spital behandelt werden müssen.

Auch die Todesfälle nehmen stark zu

Neben den Patienten mit schweren Verläufen steigen auch die Todeszahlen in Israel stark:

Auch hier zeigt der Blick auf den Impfstatus ein deutliches Bild: Während bei den Ü60-Jährigen über 20 Personen pro 100'000 nicht geimpft waren, blieben die Todesfälle bei vollständig Geimpften tief.

Professor Hagai Levine, der Vorsitzende der Israelischen Vereinigung der Ärzte für öffentliche Gesundheit sagte aufgrund der Daten dem «Haaretz»: «Die Impfung wirkt weiterhin gegen schwere Verläufe und Todesfälle. Sie ist nicht 100-prozentig und gegen Infektionen mit der Omikron-Variante schützt sie wenig.»

Ähnlich hört es sich bei Barak Raveh an, Assistenz-Professor für biologische Modellierungen an der Hebräischen Universität in Jerusalem: «Die Impfung schützt weiterhin zu rund 90 Prozent. Ich glaube aber auch, dass die Wirkung der Auffrischimpfungen vom letzten August nachgelassen hat.»

Israel boosterte schon im August und September einen Grossteil seiner Bevölkerung. Und die vierte Impfung ist zwar für Ältere seit Januar zugelassen, das Angebot wurde bisher aber nur von rund 50 Prozent der Berechtigten genutzt.

Diese «Impfmüdigkeit» für die vierte Impfung kommt nicht von ungefähr. Schon im Dezember fragte man sich in Israel, warum sich viele – insbesondere jüngere Menschen – die Boosterimpfung nicht oder nur zögernd verabreichen liessen. Bei der vierten Impfung spielt zusätzlich mit rein, dass der Effekt der zusätzlichen Spritze umstritten ist. So erklärten auch in Israel Experten, dass die vierte Impfung zwar den Schutz erhöhe, aber nicht ausreichend gegen eine Omikron-Infektion schütze. Die vierte Impfung mache darum für Risikopersonen und ältere Menschen am meisten Sinn.

Warum Israel trotzdem lockert

Trotz den rekordhohen schweren Verläufen und Todesfällen lockert Israel seine Massnahmen. Dies sei möglich, weil die Welle am Abklingen ist. Seit heute ist der «Green Pass» nur noch punktuell notwendig. In Restaurants, Kinos, Fitnesscenter oder Hotels kann man jetzt auch wieder ohne Zertifikat und ohne negativen Corona-Test.

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In Israel kann man ab heute Montag wieder ohne «Green Pass» ins Restaurant.Bild: keystone

Nötig bleibt der «Green Pass» für grössere Veranstaltungen, Clubs oder andere Indoor-Events mit erhöhtem Übertragungsrisiko. Gesundheitsminister Nachman Ash erklärte die Lockerungen in der «Times of Israel» mit dem fehlenden Nutzen des «Green Pass»: «Da die Omikron-Variante auch Geimpfte häufig infiziert, hat der Green Pass an Effektivität verloren. Darum setzen wir ihn nur noch an Orten mit erhöhtem Übertragungsrisiko ein. Das ist Teil der Strategie, dass wir mit dem Virus leben müssen.»

Was kann die Schweiz daraus lernen?

Und was bedeuten die Entwicklungen in Israel für die Schweiz? Die Zahlen und Daten zeigen erneut eindrücklich, dass die Impfung gerade die älteren und vulnerablen Menschen vor schweren Verläufen und Todesfällen schützt. Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach fasste in seinem Tweet gestern zusammen:

Dass die Zahlen in den Intensivabteilungen noch einmal stark gestiegen sind, hat für Barak Raveh aber noch andere Gründe, wie er gegenüber dem «Telegraph» sagte: «Ich denke, Israel hat etwas zu entspannt auf den starken Anstieg der Omikron-Fälle reagiert, weil wir davon ausgingen, dass es sich um eine mildere Variante handelt.»

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152 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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iltdoow
08.02.2022 08:57registriert November 2017
Frage an alle wo fordern, dass jetzt eine Impfpflicht für Ü60 gelten soll und bei allen unter 60 die Massnahmen aufgehoben werden. Wäre das dann nicht die Spaltung der Gesellschaft und Diskriminierung von einer gewissen Gruppe die ihr ja immer so verhindern wolltet? Oder gilt das nur wenn ihr betroffen sind?
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Anti-Putler
08.02.2022 11:01registriert Februar 2016
Was oft nicht so richtig erwähnt wird: Israel wird als "Impfweltmeister" benannt weil sie schnell impften. Aber nicht weil sie eine hohe Impfrate haben. Die ist in etwa gleich niedrig wie bei uns. So ist klar, dass es immer wieder zu Infektionen und Verläufen mit Spitaleinweisungen kommt.
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Asterio
08.02.2022 09:24registriert Oktober 2018
Kurz zusammengefasst: Es wird besser aber Covid ist nicht vorbei!
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