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Ständerat will für Armee bei Entwicklungshilfe sparen

Bundespraesidentin Viola Amherd spricht zur Finanzierung der Armee, an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 3. Juni 2024 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
VBS-Vorsteherin Viola Amherd spricht an der Sommersession über die Finanzierung der Armee.Bild: keystone

Für die Armee bei Entwicklungshilfe sparen – SP-Molina findet das «verheerend»

Der Ständerat will das Armeebudget erhöhen. Der Bund soll das Geld bei der internationalen Zusammenarbeit einsparen. SP-Nationalrat Fabian Molina sagt, was er von diesem Entscheid hält.
04.06.2024, 15:3804.06.2024, 16:23
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Die Verteidigung der Schweiz sorgt im National- und Ständerat spätestens seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine für Diskussionen. Zentral ist die Frage, ob das Militär nun mehr Geld benötigt, um aufzurüsten.

Am Montag hat der Ständerat nun entschieden, dass er die Armeeausgaben markant erhöhen will. Und zwar noch schneller, als dies der Bundesrat vorgesehen hatte: Der Bund soll den Zahlungsrahmen für die Armee in den Jahren 2025 bis 2028 um vier Milliarden Franken auf insgesamt 29,8 Milliarden Franken erhöhen.

Der Ständerat will so sicherstellen, dass das Armeebudget bis 2030 den Zielwert von 1 Prozent des Bruttoinlandproduktes erreicht. Zudem hiess der Ständerat eine Aufstockung beim Rüstungsprogramm gut. In beiden Punkten überstimmten die bürgerlichen Parteien die Ratslinke.

Hauptargument: Die Schweiz müsse sich angesichts der Sicherheitslage in Europa ihre Verteidigungsfähigkeit rasch verbessern. So mahnte etwa SVP-Ständerat Werner Salzmann, dass man allfällige Verteidigungslücken dringend schliessen müsse.

Werner Salzmann, SVP-BE, links, spricht neben Bundespraesidentin Viola Amherd, rechts, zur Finanzierung der Armee, an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 3. Juni 2024 im Staendera ...
Werner Salzmann will das Armeebudget erhöhen. Bild: keystone

Bund soll bei Entwicklungshilfe sparen

Doch woher soll der Staat das Geld nehmen, um das Armeebudget erhöhen zu können? Benjamin Mühlemann von der FDP schlägt vor, dass die Hälfte der vier Milliarden bei der internationalen Zusammenarbeit eingespart werden sollte, der Rest der Einsparungen könne auf das Verteidigungsdepartement und andere Teile der Bundesverwaltung verteilt werden. Der Ständerat stimmte diesem Vorschlag mit 24 zu 18 Stimmen bei drei Enthaltungen zu.

SP-Nationalrat Fabian Molina findet für diesen Ständeratsentscheid klare Worte:

«Der Ständerat will die humanitäre Tradition der Schweiz mit der Abrissbirne niederreissen.»

Er erklärt weiter: «Real soll die Konfliktprävention und Armutsbekämpfung gemäss dem Willen von Bundes- und Ständerat Stand jetzt um 4 Milliarden gekürzt werden.»

Fabian Molina, SP-ZH, spricht zur Grossen Kammer, an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 4. Juni 2024 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Findet den Ständeratsentscheid «unsolidarisch und aussenpolitisch verheerend»: Fabian Molina.Bild: keystone

Damit würde der Bund Millionen von Menschen vor dem Hintergrund riesiger Krisen weltweit im Stich lassen. Weiter würde sich die Schweiz international komplett isolieren, meint Molina. «Das ist unsolidarisch und aussenpolitisch verheerend.»

Das Geschäft geht nun an den Nationalrat. Es bleibt ungewiss, ob die Erhöhung des Zahlungsrahmens dort auf Zustimmung stösst. In der Budgetdebatte im Dezember hatte sich die grosse Kammer knapp für eine langsame Steigerung der Armeeausgaben ausgesprochen.

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120 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Triple
04.06.2024 15:50registriert Juli 2015
Die Entwicklungshilfe ist, im Gegensatz zu den Militärausgaben, die letzten Jahre explodiert. Die Ausgaben stiegen seit 2014 um rund 1.5 Milliarden Franken. Da tut ein Cut zwischendurch schon gut.
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waslabaschdu
04.06.2024 15:54registriert Juni 2020
Hier wäre doch spannend zu wissen, wie hoch die Ausgaben in Summe für Entwicklungshilfe ist pro Jahr. Bei der Armeefinanzierung ist man transparent und erwähnt das Budget. So hat man kein Verhältnis und kann schlussfolgernd auch keine definitive Analyse machen, ob das jetzt unvernünftig oder komplett berechtigt ist.
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Raki
04.06.2024 17:16registriert Januar 2024
Die Entwicklungshilfe in dieser Grössenordnung kann sich die Schweiz aufgrund der aktuellen Lage momentan einfach nicht mehr leisten. Wenn Herr Molina dies als verheerend empfindet, so ist das seine Meinung und das ist auch Ok so. Er ist herzlich eingeladen im privaten Rahmen selber für Entwicklungshilfeprojekte aufzukommen um die Einsparungen etwas zu kompensieren und seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Es gibt viele gute Entwicklungshilfeprojekte und -organisationen welche sehr gerne Spenden annehmen. Talk ia cheap, Mr. Molina, now put your money where your mouth is.
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