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Zu schlechtes Wetter für die Bienen: Fehlt es nun an Honig und Äpfeln?

Zu schlechtes Wetter für die Bienen: Fehlt es nun an Honig und Äpfeln?

Genau in der Zeit der Hochblüte der Schweizer Obstbäume war das Wetter trüb, nass und kalt. Das gefällt den Bestäubern der Blüten nicht. 2021 gab es deswegen keinen Honig und eine schlechtere Ernte. Droht dieses Jahr dasselbe?
13.05.2023, 09:22
Bruno Knellwolf / ch media
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Der Regen will nicht aufhören, die Sonnenstunden waren schon den ganzen Frühling rar, auch während des Blusts. Da blieb den Bienen wenig Zeit, um die Blüten zu bestäuben. Bisher ähnle dieses Jahr sehr dem Jahr 2021 mit einem sehr nassen und kalten Frühling, sagt Bruno Reihl vom Imkerverband Bienen Schweiz. «Damals fiel die Obsternte wegen der mangelnden Bestäubung sehr mager aus und Schweizer Bienenhonig gab es überhaupt nicht», sagt der Bieneninspektor.

18.03.2023, Nordrhein-Westfalen, K
Die Blütenstreuer.Bild: keystone

Für Obstbäume ist die Honigbiene der wichtigste Bestäuber

Im Gegensatz zum Getreide, das durch den Wind bestäubt wird, sind alle Obstbäume auf bestäubende Insekten angewiesen, wie Reihl erklärt. Obwohl Hummeln, Wildbienen, Wespen und Schwebfliegen einen Teil der Bestäubung übernehmen, sei für die Obstbäume die Honigbiene aus zwei Gründen der wichtigste Bestäuber. Zum ersten überwintern Honigbienen als Volk mit 5000 bis 10'000 Individuen. Diese stehen im Frühling schnell für die Bestäubung zur Verfügung. Nicht so die Wildbienen, Hummeln und Wespen, bei denen nur die Königinnen überwintern, weshalb es von diesen Bestäubern während der Blüte im Frühling erst wenige gibt.

Zum zweiten sind Honigbienen blütentreu. Das heisst, sie fliegen so lange auf dieselbe Blütensorte, bis sie dort keinen Nektar mehr finden. «Das ist für die Bestäubung optimal. Wildbienen sind dagegen nicht blütentreu. Das heisst, sie übertragen zum Beispiel Apfelpollen auf Birnenblüten, was nichts nützt», sagt Reihl.

Die Honigbienen sind somit entscheidend für die Bestäubung. Weil die Bienen auch bei leichtem Nieselregen und Temperaturen ab 10 Grad fliegen, bleibt Reihl zuversichtlich, dass sie trotz des schlechten Wetters einen Teil ihrer Bestäubungsarbeit gemacht haben und der Ertrag doch stimmen wird. Insbesondere wenn es jetzt während der Eisheiligen keinen Nachtfrost geben wird. Genau abschätzen könne man das aber noch nicht.

Nur ein Teil der Blüten muss befruchtet werden für eine gute Ernte

Die vorsichtige Zuversicht teilt auch Maggy Stark vom Schweizer Obstverband. «Wir gehen davon aus, dass die Bestäubung an den wenigen Sonnentagen erfolgreich war und genügend Blüten bestäubt werden konnten für eine erfolgreiche Ernte.» Die Bestäubung bilde zwar die Basis für eine erfolgreiche Ernte, dafür reiche es aber, wenn nur ein geringer Teil der Blüten befruchtet worden sei . Zudem werde die Ernte auch durch andere Faktoren beeinflusst wie Schädlinge und Krankheiten.

Mit der Kälte sollten die Bienen nach Reihl auch klargekommen sein. «Im Stock sorgen die Bienen für eine Temperatur von 35 Grad für die Brut und eine Luftfeuchtigkeit unabhängig von der Aussensituation. Das sind die Bienen sehr effektiv.» Allerdings brauchen sie fürs Heizen sehr viel Futter. Können sie nicht ausfliegen, fehlt es aber an Nahrung. Den Einfluss auf die Honigernte wird man erst später sehen.

Zu viel Wasser kann auch zum Problem werden

Über das Wasser will sich Maggy Stark nicht beklagen. Das ist für Wachstum und Gedeihen der Bäume zwingend. «Aber das viele Wasser und die feuchten Bedingungen sind eine Herausforderung beim Schutz der Bäume vor Krankheiten.» Die sehr langen Nässeperioden können zu Pilzbefall wie Schorf oder Blattfleckenkrankheiten und zu anderen Krankheiten führen. Und wenn es tagelang regnet und zudem die durchnässten Wiesen nicht mehr befahren werden können, werden die Bäume zu wenig mit Pflanzenschutzmitteln geschützt. Auch das kann zu Schäden und zu einer verringerten Ernte führen.

Bleibt als letzte Gefahr für die Obsternte das fehlende Licht in diesem Frühling. Obstbäume benötigen Sonnenlicht, um die Fotosynthese durchzuführen. Das funktioniere aber auch an trüberen Tagen, einfach in etwas geringerem Ausmass, sagt Stark. Das Licht respektive die Sonne werde erst zu einem späteren Zeitpunkt der Fruchtentwicklung ein entscheidender Faktor. Licht sei in den nächsten Monaten das Sonnenlicht relevant für die Zuckerbildung und die innere Fruchtqualität. «Obstbäume passen sich in der Regel sehr gut an die verschiedenen Wetterbedingungen an und verfügen über die nötigen Mechanismen», sagt die Vertreterin des Obstverbandes.

Probleme bereitet der viele Regeln andernorts. Die Kartoffelbauern bringen ihre Saat-Kartoffeln nicht in den Ackerboden und bräuchten dringendst zwei Sonnenwochen. Wegen des vielen Wassers sind sie terminlich in Rücklage. In der Ostschweiz haben die Starkniederschläge die Äcker ausgewaschen und die Saatbeete abgeschwemmt. Zudem lässt der viele Regen die Güllelager in den Bauernhöfen volllaufen. (aargauerzeitung.ch)

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