Es ist ein unrühmlicher Jahrestag. Heute vor genau 66 Jahren bestiegen Sherpa Tensing Norgay und Sir Edmund Hillary als erste Menschen den 8848 Meter hohen Mount Everest. Angesichts der aktuellen Bilder würden sich die Himalaja-Pioniere wohl im Grab umdrehen.
Denn 2019 sorgen nicht heldenhafte Bergsteiger-Leistungen, sondern der grosse Alpinisten-Stau am Everest für Schlagzeilen. Der «Overtourism» am höchsten Berg der Welt hat fatale Folgen. In den letzten Tagen starben bereits 11 Bergsteiger auf dem Everest. Etliche davon, weil sie in der Menschenmenge stecken blieben und damit zu lange in der Todeszone über 8000 Meter warten mussten.
Der britische Bergsteiger-Influencer Robin Fisher warnte in seinem letzten Post seine 80'000 Follower auf Instagram, dass der Stau am Everest tödlich enden könne. Wenig später war er tot.
Unter den Opfern ist auch ein Mitglied einer Schweizer Expeditionsgruppe unter der Leitung von Bergsteiger-Legende Kari Kobler. Der 64-jährige Österreicher stürzte offenbar ab.
«Die restlichen Gruppenmitglieder sind wohlauf und befinden sich inzwischen auf der Rückreise», sagt Ruedi Kellerhals, Geschäftsführer von Kobler & Partner, zu watson. Ihre Gruppe habe den Everest von Norden her bestiegen und sei nicht in den Stau geraten, der sich auf der Südseite ereignet habe.
Die Bilder vom Dach der Welt geben Globetrotter-Chef und Nepal-Kenner André Lüthi zu denken. Der Abenteurer ist schon 50 Mal in den Himalaya gereist. «Immer mehr Menschen suchen am Everest den ultimativen Kick. Die Tour-Unternehmen haben es auf die Spitze getrieben.»
Denn die Everest-Besteigung ist nicht nur ein Abenteuer, sondern auch ein grosses Geschäft. Kunden blättern bis zu 50'000 Franken für die Besteigung hin.
Und es werden immer mehr: Stellte die nepalesische Regierung in den 1990er-Jahren im Schnitt 60 Personen einen Permit für die Everest-Besteigung aus, sind es heuer 380. Dazu kommen nochmals so viele Sherpas. Nepal, eines der ärmsten Länder der Welt, ist auf die Einnahmen vom Himalaya-Tourismus dringend angewiesen.
Es brauche eine Begrenzung auf 250, so Lüthi. «Ich hoffe, dass die Stau-Bilder Leute abschrecken, die unbedingt auf den Everest wollen». So könne es am Everest nicht weitergehen.
Doch der nepalesische Tourismusminister Rabindra Adhikari will davon nichts wissen – im Gegenteil. Es sollen noch mehr Leute für «Vergnügen und Ruhm» in den Himalaja reisen, sagte er zur Nachrichtenagentur AP.
Damit hat sich das erledigt: Es wird leider so weiter gehen.