Nadine Olivieri Lozano, die Schweizer Botschafterin in Teheran, kommt zurzeit nur zu wenig Schlaf. Je grösser die Krise im Nahen Osten und je stärker der Iran involviert ist, desto wichtiger werden ihre Dienste.
Die Schweiz nimmt im Rahmen eines Schutzmachtmandats seit 1980 die Interessen der USA im Iran wahr. Und im Moment sind die Dienste der Schweizer Botschafterin in Teheran immens gefragt, wie Insider in Bundesbern sagen.
Zwar herrscht öffentlich Ruhe, seit Israel den Hamas-Auslandchef Ismail Hanija mitten in Teheran mit einer Bombe in seinem Zimmer tötete. Hinter den Kulissen laufen die diplomatischen Drähte aber heiss.
Israel ist in Alarmbereitschaft und trifft Vorkehrungen gegen den Grossangriff des Irans. Die USA wiederum versuchen diesen mit einer Mischung aus militärischen und diplomatischen Tätigkeiten zu verhindern.
Bei den diplomatischen Tätigkeiten mit dem Iran steht Olivieri Lozano im Zentrum. Sie übermittelt amerikanische Nachrichten an die richtigen Stellen im Iran. Das tut sie nicht etwa per Brief, sondern mündlich. Dabei spricht sie direkt mit dem Aussenministerium oder einer anderen Amtsstelle im Iran. Dort gibt sie die Botschaft aus Washington weiter und ordnet diese aus Schweizer Sicht ein. So beschrieb Livia Leu, ab 2009 selbst Botschafterin im Iran, das Vorgehen. Leu ist heute Botschafterin in Deutschland.
Schon im April hat Olivieri Lozano eine zentrale Briefträgerrolle zwischen Teheran und Washington gespielt. Nachdem Israel per Luftangriff einen General und hohe Offiziere der iranischen Revolutionswächter in Damaskus eliminiert hatte, überbrachte Teheran Washington via Schweizer Botschaft eine Warnung.
Später im April war es nicht mehr das Aussenministerium, sondern es waren die Revolutionswächter selbst, die den Schweizer Kanal nutzten, wie iranische Medien laut NZZ berichteten. Sie bestellten Botschafterin Olivieri Lozano mitten in der Nacht um 3 Uhr ein, während der Iran Israel gerade mit 300 Raketen und Drohnen beschoss. Und sie überbrachten gemäss «New York Times» die Botschaft, Iran werde härter und ohne Warnung angreifen, sollte Israel zurückschlagen.
Derzeit glaubt die Regierung Biden gemäss «Washington Post», dass sie mit ihrer verstärkten Militärpräsenz in der Region und mit der Warnung an den Iran vor schwerwiegenden Folgen bei einem Grossangriff Erfolg haben könnte.
Die USA vermitteln aber auch zusammen mit Ägypten und Katar seit Monaten zwischen der Hamas und Israel. Am Freitagmorgen publizierte das Weisse Haus eine gemeinsame Erklärung der drei Staaten. «Es ist an der Zeit, die Vereinbarung über den Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln und Häftlinge zu schliessen», heisst es darin. Und: «Wir haben beide Seiten aufgefordert, die dringenden Gespräche am Donnerstag, dem 15. August, in Doha oder Kairo wieder aufzunehmen.» Ziel ist ein Abkommen.
Wie der Iran auf die Situation reagieren wird, weiss auch die ehemalige Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey nicht, eine Kennerin des Landes. Sie denkt aber, dass sich der Iran seine Reaktion gut überlegt.
«Die Iraner sagen: ‹Das Warten auf einen Schlag ist auch eine Bestrafung›», hält sie fest. Als Calmy-Rey in den Geneva Talks 2008 und 2009 mit dem Iran verhandelte, sagte ihr Saeed Jalili, damals iranischer Chefunterhändler für Atomfragen: «Madame, die Diplomatie gleicht dem Teppich, auf dem wir sitzen. Er ist aus Geduld und Feinarbeit gewoben.»
Als der Iran im April über 300 Raketen auf Israel abfeuerte, sei er «sehr vorsichtig» vorgegangen, erläutert die Altbundesrätin. «Er informierte alle wichtigen Länder – auch jene der arabischen Welt –, damit die Raketen abgefangen werden konnten.»
Im Aussendepartement (EDA) bestätigt man die wichtige Rolle von Botschafterin Nadine Olivieri Lozano. «Seit dem 7. Oktober 2023 nutzt die Schweiz ihre bilateralen Kontakte zum Iran, um eine regionale Eskalation zu verhindern und Spannungen abzubauen», sagt Medienchef Michael Steiner. «Im Rahmen ihres Schutzmachtmandats hält die Schweiz auch den Kommunikationskanal zwischen den USA und dem Iran offen. Dieser Kanal wird von beiden Seiten genutzt.» (aargauerzeitung.ch)
Sie weiss doch am besten, was es an Aeusserlichkeiten braucht, um dort so viel als möglich Respekt zu bekommen für ihre Aufgaben.
Ich bewundere ihren Mut, dass sie das Amt angenommen hat und versucht das Beste herauszuholen.