Im Oktober 2022 wurde die Saudi National Bank mit einer Beteiligung von 9,9 Prozent der grösste Aktionär der Credit Suisse. Seit letzter Woche ist die Credit Suisse Geschichte und die Saudi National Bank wohl eines der grössten Opfer im Drama um die Credit Suisse. Ein Überblick:
Die CS machte im Geschäftsjahr 2022 einen Verlust in der Höhe von 7,3 Milliarden Franken. Allein im vierten Quartal zogen die Kunden 110 Milliarden Franken oder rund 8 Prozent der verwalteten Vermögen von der Bank ab. Ein grosser Teil der Abzüge geschah in den ersten zwei Oktoberwochen 2022. Dies, nachdem Gerüchte in den sozialen Medien über eine mögliche Schieflage der Bank verbreitet wurden.
Daraufhin kündigte die CS eine Kapitalerhöhung von insgesamt 4 Milliarden Franken an, um langfristig das Überleben der Bank zu sichern. Kurz darauf wurde bekannt, dass sich die Saudi National Bank dazu verpflichtet hatte, einen Teil der Kapitalerhöhung zu tragen – sie zeichnete im November neue CS-Aktien im Wert von 1,5 Milliarden Franken und kam so in den Besitz von 9,9 Prozent der CS-Aktien.
Die Saudi National Bank war nicht der einzige arabische Investor der CS. Seit vielen Jahren ist die Olayan-Gruppe, hinter der eine reiche Öl-Dynastie steht, an der Schweizer Bank beteiligt. Und der zweitgrösste Anteilseigner mit zuletzt 6,9 Prozent ist die Qatar Investment Authority (QIA), der Staatsfonds aus Katar.
Die Verbindung zum Kronprinzen und dessen Bank hat offenbar Michael Klein hergestellt, so der Tagesanzeiger. Er sitzt im Verwaltungsrat der Credit Suisse. Man nennt ihn auch den Starbanker. Laut dem «Wall Street Journal» ist Klein ein angesehener Berater im Königreich, etwa beim Börsengang des staatlichen Ölgiganten Saudi Aramco 2019. Der Kronprinz selbst war nicht an den Verhandlungen über einen Einstieg bei der Credit Suisse beteiligt. Aber ohne seine Zustimmung wäre ein solches Investment wohl gar nicht erst zustande gekommen.
Am Sonntag vor der UBS-Übernahme soll sich die Saudi National Bank gemeldet haben. Sie wollte die CS vor dem finanziellen Kollaps retten. Sie soll den Vorschlag gemacht haben, ungefähr fünf Milliarden US-Dollar einzuschiessen. Damit wären die Aktionäre der Credit Suisse geschützt gewesen, berichtet das Wall Street Journal. Die Zeitung beruft sich auf einen Insider. Dieser behauptete, der Bundesrat habe die Offerte abgelehnt. Denn die Saudi-Gruppe wollte die gleiche staatliche Garantie, wie sie die UBS nun bekommen hat.
Diese Meldung kam überraschend. Denn die Saudis waren letzte Woche auch am rasanten Niedergang der CS mitschuldig. Die Saudi National Bank lehnte nämlich eine Kapitalspritze ab und hat so den Abfluss von Einlagen beschleunigt.
Die Aufregung der Saudis und anderer Grossaktionäre zeigte aber Wirkung. Denn der erste Vorschlag der UBS, nur eine Milliarde Franken zu zahlen, wurde auf drei Milliarden Franken erhöht.
Die Saudi National Bank bestätigte am Montag gegenüber dem US-Nachrichtensender CNBC, dass sie einen Verlust von rund 80 Prozent ihrer Investition erlitten habe. Sie ist darum wohl das grösste Opfer im CS-Drama – zumindest in finanzieller Hinsicht. Dennoch: Die Bank teilte am Montag mit, dass Änderungen in der Bewertung «keine Auswirkungen» auf ihre Wachstumspläne und ihre Prognose für 2023 hätten.
Doch noch einmal zurück zu der eben erwähnten Kapitalspritze, die die Saudis abgelehnt haben:
Eine Aussage des saudischen Grossaktionärs brachte die CS letzten Mittwoch ins Wanken: Die Saudi National Bank, die erst im Rahmen der Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr eingestiegen ist, gab in einem Interview mit Bloomberg TV bekannt, dass weitere Kapitalspritzen für die CS kategorisch ausgeschlossen würden.
BREAKING: "Absolutely" not another cent for Credit Suisse. That's what Saudi National Bank, the embattled lender's top shareholder, tells Bloomberg TV in an interview https://t.co/fVEEB8116Z pic.twitter.com/Fy4KdEbfNc
— Bloomberg TV (@BloombergTV) March 15, 2023
Die Begründung: die regulatorischen Probleme, die bei einer Erhöhung des knapp unter 10 Prozent liegenden Anteils auftreten würden. Der Präsident der Saudi National Bank, Ammar Al Khudairy, sagte auf die Frage, ob er bereit sei, die Credit Suisse zu unterstützen, wenn es einen Bedarf an zusätzlicher Liquidität gäbe:
Nach dieser Aussage crashte die Aktie der CS um minus 24 Prozent. Danach herrschte Panik. Die Aktie wurde mehrmals vom Handel ausgesetzt. Die Prämie für Ausfallversicherungen war auf dem Höchststand. Sogar deutlich höher als jene der UBS vor der Rettung im Jahr 2008.
Oh, wait...
Hoffentlich antworten sie nicht mit von uns gelieferten Waffen. 😄
Würde man dem auch sagen 'mit den eigenen Waffen geschlagen'?