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Dramatischer AKW-Unfall in Fessenheim: So knapp schlitterte Basel 2013 am Atom-GAU vorbei

Dramatischer AKW-Unfall in Fessenheim: So knapp schlitterte Basel 2013 am Atom-GAU vorbei

Erst jetzt kommt aus: Vor zwei Jahren kam es laut Medienberichten unmittelbar hinter der Grenze zu Frankreich zu einem der dramatischsten AKW-Unfälle Westeuropas.
04.03.2016, 11:1204.03.2016, 11:30
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Fessenheim ist das älteste AKW Frankreichs. Wie es mit dem Kraftwerk weitergeht, ist offen.
Fessenheim ist das älteste AKW Frankreichs. Wie es mit dem Kraftwerk weitergeht, ist offen.
Bild: Reuters

Das Atomkraftwerk Fessenheim ist seit Jahren umstritten. Baufällig sei das älteste Kraftwerk Frankreichs und unsicher, monieren Kritiker, wie unter anderem Greenpeace. Auf dem Rhein und mit einer Abseilaktion hatten die Aktivisten vor Terrorgefahr gewarnt – erst jetzt wird bekannt, dass wenige Monate zuvor weit weniger gefehlt hätte zu einem atomaren GAU. 

Am 9. April reichte offenbar eine Überschwemmung, um mehrere Sicherheitsebenen des AKWs auszuschalten. Dies geht aus einem Brief der französischen Atomaufsicht an die Leitung des Kraftwerks hervor, wie die deutschen Medien "WDR" und "Süddeutsche Zeitung" am Freitag publik machten. 

Das eingetretene Wasser hat demzufolge die elektrischen Isolierungen beschädigt und gleich zwei Systeme zur Reaktorschnellabschaltung ausser Kraft gesetzt. Den Reaktor ordnungsgemäss herunterzufahren war nicht möglich, da sich die Steuerstäbe nicht bewegen liessen. 

Bor im Reaktorbehälter

Während mehrerer Minuten sei die Temperatur im Reaktorkern ausser Kontrolle geraten, zitiert die Zeitung aus dem Dokument. Die Mannschaft habe keine Informationen über den Reaktor mehr gehabt. Dies führte zu einer ungewöhnlichen Massnahme: Um den Reaktor herunterzufahren, wurde Bor in den Reaktorbehälter gegeben. 

Manfred Mertins ist Experte für Reaktorsicherheit und beurteilte diese in deutschen AKWS. Gegenüber «WDR» sagte er: «Es hätte kein Wasser eindringen dürfen, insbesondere in die Leittechnikschränke des Reaktorschutzes. Dass ein Strang komplett ausgefallen ist, das geht gar nicht!» Und weiter: «Das ist eine akute Gefährdung für die Bevölkerung.» Er kritisiert zudem, dass der Vorfall nicht der Atomenergiebehörde IAEA mitgeteilt wurde und fordert die Abschaltung des pannenanfälligen AKWS. (bro)

  (bzbasel.ch)

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78 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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rolf.iller
04.03.2016 12:56registriert Juli 2014
Na so was kann ja nur den Russen passieren, undiszipliniert und korrupt. Ähhhhh ich meine bei den Japanern, Asiaten halt. Moment mal das ist ja Frankreich gleich neben Basel. Na immerhin kann das bei uns nicht passieren. Wir sind ja nicht so dämlich wie die. Wir würden ja nie den luftdichten Betonschutzmantel durchboren, um Feuerlöscher aufzuhängen. Auch Hochwasser ist ausgeschlossen, bauen wir ja keine löchrigen Reaktoren direkt unterhalb von Staumauern. Gut dass bei uns die AKWs unbeschränkt weiter laufen können.
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Der Bademeister
04.03.2016 11:28registriert Mai 2015
Und was machen die Politiker bei uns... Laufzeitbeschräkung und strengere Auflagen sistieren.Muss den wirklich zuerst ein Unfall in Europa passieren?Abstelle de Seich
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amore
04.03.2016 11:41registriert Februar 2014
Die Atomlobby-Arroganz kann mit nichts übertroffen werden.
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