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Schweizerin in Florida: «Werde in Miami nachfragen, wie gross das Desaster ist»

Wasser, wohin das Auge reicht, im Zentrum von Miami.
Wasser, wohin das Auge reicht, im Zentrum von Miami.bild: nina winiger

Schweizerin in Florida: «Werde am Montag in Miami nachfragen, wie gross das Desaster ist»

11.09.2017, 00:1011.09.2017, 06:11
Ralph Steiner
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Seit drei Jahren lebt Nina Winiger (44) mit ihrem Sohn (6) in Miami. Wegen Hurrikan «Irma» hat die Immobilienmaklerin ihre neue Heimat vorübergehend verlassen und ist bei Freunden in Fort Lauderdale untergekommen. Gegenüber watson erzählt die Ex-Freundin des ehemaligen Schweizer Botschafters Thomas Borer exklusiv, wie turbulent die Situation an der US-Ostküste derzeit ist.

Guten Tag Frau Winiger, vielen Dank, dass Sie sich kurz Zeit nehmen. Was geht derzeit bei Ihnen in Fort Lauderdale ab?
Die Situation ist wirklich aussergewöhnlich. Wir leben bei meinen Freunden im 20. Stock und es fliegen Blätter und Äste bis zu uns hoch. In unmittelbarer Nähe zu unserem Gebäude hat es einen Fluss. Auf der linken Seite ist das Wasser schon über die Ufer getreten, auf unserer rechten Seite zum Glück noch nicht. Die Strassen sind jedoch völlig überflutet, an ein Verlassen des Hauses ist derzeit nicht zu denken.

Gut zu sehen: Links ist das Wasser übergetreten, rechts noch nicht.Video: streamable

Wie haben Sie sich auf eine unter Umständen längere turbulente Phase eingestellt?
Wir haben Wasser für ca. einen Monat gekauft, Essen haben wir für etwa drei Wochen. Im Moment läuft der Strom noch, telefonieren können wir jedoch nur noch über ein spezielles Netz. Vorhin füllten wir die Badewanne voll mit Wasser, sollte die Wasserzufuhr plötzlich nicht mehr funktionieren. Aber es ist verrückt: Das Wasser bewegt sich in der Wanne und auch die Lampen schwanken teils ziemlich heftig.

Fühlen Sie sich in Ihrem Gebäude sicher?
Derzeit schon, ja. Das Hochhaus hier in Fort Lauderdale wurde nach Hurrikan «Andrew» erbaut («Andrew» hat Florida im Jahr 1992 massiv verwüstet, Anm. d. Red.), da kann nichts passieren. Würde das Haus wirklich zu rütteln beginnen, dann hätten wir die Möglichkeit, uns in der Mitte des Gebäudes aufzuhalten, dieser Teil ist sehr massiv gebaut. Ausserdem haben wir gefühlt zehn Zentimeter dicke Fenster. Mein Sohn ist übrigens auch ohne Sorgen, wir spielen zusammen und vertreiben uns so die Zeit.

Die aktuelle Lage in Miami ...Video: streamable
... mit enormen Wassermassen.Video: streamable

Haben Sie schon mal eine solche Situation erlebt?
Nein, in den drei Jahren, in welchen ich in den USA lebe, gab es noch nie ein solch starken Hurrikan wie jetzt «Irma». Aber das Geschehen ist natürlich eindrücklich. Wir sehen kaum aus dem Fenster, weil es immer wieder extrem viel Regen an die Scheiben peitscht. Der Kran vor unserem Gebäude bewegt sich durch den starken Wind. Auf der Strasse liegen Verkehrsschilder und Bäume rum. Doch ich lasse mir die Laune nicht verderben. Ich habe eher eine südamerikanische, denn eine Schweizer Mentalität. Ich liebe das Leben hier in Florida und ich werde es immer lieben, egal wie krass und wild die Natur spielt. Mit einem solchen Hurrikan muss man umgehen können.

Wie geht es nun weiter?
Zum Glück für uns, zeigt der Hurrikan-Tracker jetzt an, dass «Irma» im Westen Floridas vorbeizieht in Richtung Tampa. Heisst also, dass wir letztendlich wohl von grösserem Übel verschont bleiben. Ich werde am Montag nach Miami anrufen und nachfragen, wie gross das Desaster dort ist. In Miami selber gibt es ja immer wieder sehr starken Regen und die Strassen sind überflutet, in wenigen Stunden ist der ganze Spuk aber jeweils wieder vorbei. Mal schauen, wie lange es heuer dauert. Ich hoffe nur, dass hier in Fort Lauderdale, wo ich ihm Moment bin, die Lobby unseres Hochhauses nicht überflutet wird. Dann sind wir nämlich definitiv im Gebäude gefangen.

So sieht es gemäss Hurrikan-Tracker derzeit aus.
So sieht es gemäss Hurrikan-Tracker derzeit aus.

Hurrikan «Irma» hinterlässt ein Bild der Zerstörung

Video: srf/SDA SRF

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quelle: ap/ap / david goldman
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