Eine lokale Angestellte der Schweizer Botschaft in Colombo ist von Unbekannten längere Zeit gegen ihren Willen festgehalten und bedroht worden. Sie sollte geschäftsrelevante Informationen preisgeben. Die Schweiz hat den sri-lankischen Botschafter ins EDA zitiert.
Die Schweiz erachte den Zwischenfall als «sehr gravierenden und nicht akzeptablen Angriff» auf eine ihrer diplomatischen Vertretungen und deren Angestellte, sagte Pierre-Alain Eltschinger, Sprecher des Aussendepartements EDA, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zu einer Meldung des Onlineportals lankanewsweb.net.
Die Plattform hatte berichtet, die Angestellte der Schweizer Botschaft sei am Dienstag in einem weissen Van entführt und nach rund zwei Stunden wieder freigelassen worden. Die Entführte soll während dieser Zeit über einen sri-lankischen Spitzenbeamten befragt worden sein. Dieser ist gemäss einem Bericht in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom Mittwoch in die Schweiz geflüchtet.
Das EDA erwähnte in einer schriftlichen Stellungnahme auf Anfrage einen «schweren Sicherheitsvorfall» auf der Schweizer Botschaft in Colombo. Die Schweiz fordert von den sri-lankischen Behörden eine rasche und lückenlose Aufklärung der Hintergründe. Weiter verlangt sie, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden und die Sicherheit der Schweizer Vertretung in Colombo und ihrer Mitarbeitenden wieder vollumfänglich garantiert wird.
Diese Forderungen hat der Schweizer Botschafter in Sri Lanka am Mittwoch Premierminister Mahinda Rajapakse und Aussenminister Dinesh Gunawardena zusammen mit einer Protestnote übermittelt. In Bern hat das EDA zudem den sri-lankischen Botschafter zitiert.
Ob die Entführung einen Zusammenhang hat mit der erwähnten angeblichen Flucht eines hohen sri-lankischen Untersuchungsbeamten in die Schweiz, blieb unklar. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) wollte auf Anfrage den Bericht der NZZ nicht bestätigen. Einzelfälle würden aus Rücksicht auf den Persönlichkeitsschutz nicht kommentiert.
Gemäss dem Zeitungsbericht soll der Beamte Sri Lanka bereits am Sonntag verlassen haben und sich in der Schweiz um Asyl bemühen. Die sri-lankischen Behörden hätten die Leibwächter abgezogen, obwohl der Mann Todesdrohungen erhalten habe.
Der Spitzenbeamte untersuchte Korruptionsfälle und Menschenrechtsverletzungen in seinem Land, namentlich während des ersten Rajapaksa-Regimes von 2005 bis 2015. Der Clan hat die Vorwürfe stets bestritten. (aeg/sda)