Schweiz
International

Ausstieg aus Schengen und Dublin käme die Schweiz teuer zu stehen

Ausstieg aus Schengen und Dublin käme die Schweiz teuer zu stehen

22.02.2018, 13:3022.02.2018, 13:47
Mehr «Schweiz»

Die Schweiz profitiert von der Teilnahme an Schengen und Dublin – und zwar in mehrfacher Hinsicht. Würde sie die Zusammenarbeit beenden, wäre das mit hohen Kosten verbunden. Zu diesem Schluss kommt der Bundesrat in einem Bericht.

Im Auftrag des Parlaments hat die Regierung die volkswirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen von Schengen/Dublin untersuchen lassen. Am Donnerstag präsentierte das Aussendepartement (EDA) den Bericht.

Das Fazit: Das Schengen-Visum und der Verzicht auf systematische Grenzkontrollen sind für die Schweizer Volkswirtschaft wichtig, insbesondere für die Grenzregionen und den Tourismus. Die finanzielle Bilanz von Schengen und Dublin fällt ebenfalls positiv aus, namentlich wegen Einsparungen im Asylbereich.

Staus an der Grenze

Wäre die Schweiz nicht mehr assoziiertes Mitglied der Abkommen von Schengen und Dublin, müssten die Nachbarstaaten systematische Grenzkontrollen durchführen. Das hätte Wartezeiten und Staus an den Grenzübergängen zur Folge, heisst es im Bericht.

Reisende aus visumspflichtigen Staaten würden zudem für die Schweiz ein zusätzliches Visum benötigen, was für den Tourismus-, den Wirtschafts- und den Wissenschaftsstandort Schweiz negative Konsequenzen hätte.

Bis zu 10 Milliarden Franken

Mit der Berechnung der negativen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft wurde das Beratungs- und Forschungsbüro Ecoplan beauftragt. Es kam zum Schluss, dass für das Jahr 2030 je nach Variante ein jährlicher Einkommensverlust zwischen 4.7 und 10.7 Milliarden Franken zu erwarten wäre. Das entspricht einem um 1.6 bis 3.7 Prozent tieferem Bruttoinlandsprodukt.

Gemäss dem Bericht würde auch der Aussenhandel zurückgehen. Wirtschaftlich überdurchschnittlich betroffen wären die Grenzregionen Basel, Genf und das Tessin sowie die Tourismusdestinationen.

Kosten für Informationssysteme

Die Analyse basiert auf den Zahlen der Jahre 2012 bis 2016. Für diese Jahre werden die Kosten den Einsparungen gegenüber gestellt. Die Assoziierung an Schengen hat die Schweiz pro Jahr durchschnittlich 53 Millionen Franken gekostet.

Eingesetzt wird das Geld für die Informationssysteme zur Polizeizusammenarbeit und das Visuminformationssystem sowie für die Europäische Grenz- und Küstenwache Frontex und den Fonds für die innere Sicherheit.

Einsparungen im Asylbereich

Die im Dublin-Abkommen geregelte Asylzusammenarbeit ermöglicht aber Einsparungen, welche die Schengen-Kosten um ein Mehrfaches übersteigen. Weil die Schweiz mehr Personen an andere Dublin-Staaten überstellt hat, als sie von diesen übernahm, sparte sie pro Jahr durchschnittlich 270 Millionen Franken.

Insgesamt hat die Schweiz gemäss dem Bericht durch Schengen/Dublin somit zwischen 2012 und 2016 rund 220 Millionen Franken pro Jahr eingespart. Würde sie nicht mehr teilnehmen, würden weitere Kosten auf die Schweiz zukommen. So müsste sie ohne Schengen-Zusammenarbeit andere Massnahmen ergreifen, um ein angemessenes Sicherheitsniveau zu erreichen. Die jährlichen Mehrkosten betrügen 400 bis 500 Millionen Franken. (sda)

Beifang: Die Polizei beweist Taktgefühl

Video: watson
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Domimar
22.02.2018 14:23registriert August 2016
Schön schön. Gibts den Bericht irgendwo zu lesen? Ich möchte wissen, ob auch Auswirken mit eingerechnet wurden, wie weniger Einkaufstourismus ins Ausland. Das soll nach unterschiedlichen Berichten ja auch Milliarden ausmachen. Ich will einfach konkret wissen, wurde mit dieser Analyse wirklich alles Wesentliche berücksichtigt oder ist es wieder nur ein Teil der ganzen Geschichte?
8548
Melden
Zum Kommentar
avatar
Herbert Anneler
22.02.2018 16:58registriert August 2015
Erinnere mich noch an die Zeit vor Schengen: An jedem Flughafen in die Einreisenden aus andern Kontinenten anstehen und warten, warten, warten. Wer gwgen Schengen ist, kann ja Mal in Marokko oder den USA üben. Viel Vergnügen!
3324
Melden
Zum Kommentar
23
Sicherheitspanne bei Europol: Personalakten an öffentlichem Ort gefunden

Personalakten hochrangiger Mitarbeiter von Europol sind in Den Haag nach Medienberichten an einem öffentlichen Ort gefunden worden. Eine Sprecherin der EU-Polizeibehörde bestätigte am Donnerstag den Vorfall.

Zur Story