Schweizer Tradition: Jodeln wird zum Weltkulturerbe erklärt
Der Beschluss wurde in Neu-Dehli vom Zwischenstaatlichen Komitee der Unesco für die Bewahrung des immateriellen Kulturerbes gefasst, wie das Bundesamt für Kultur (BAK) mitteilte.
In ihrer Entscheidung hob die Unesco gemäss BAK die Qualität des eingereichten Dossiers und den soliden partizipativen Prozess hervor, der zur Kandidatur geführt hat. Das Bewerbungsdossier war unter Beizug von Fachleuten sowie Vertreterinnen und Vertretern von Jodelorganisationen zusammengestellt worden.
Als «emblematischer Gesang der Schweiz» umfasse der Jodel eine grosse Vielfalt an künstlerischen Ausdrucksformen und sei tief in der Bevölkerung verankert, heisst es. Über 12'000 Jodlerinnen und Jodler seien Mitglied einer der 711 Gruppen des Eidgenössischen Jodlerverbands.
Die Praxis werde auch ausserhalb von traditionellen Vereinen und Chören gepflegt, so das BAK weiter. Auch zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler liessen sich auf das Jodeln ein, «was die Lebendigkeit einer sich ständig weiterentwickelnden Tradition bestätigt».
Verbundenheit und Leidenschaft gewürdigt
Als «wunderschönes Zeichen der Anerkennung» wertet Hector Herzig, Zentralsekretär des Jodlerverbands, die Aufnahme ins Register gegenüber Keystone-SDA. «Sie würdigt die Verbundenheit, die Leidenschaft und die kulturelle Identität, die das Jodeln seit Generationen in der Schweiz prägt.»
Das Jodeln beschränkt sich aber nicht auf die Schweiz. Das auch in Bayern und in Österreich beheimatete alpenländische Jodeln wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst von Tiroler Sängergruppen verbreitet, wie es im Bewerbungsdossier der Schweiz heisst. Auch in Zentralafrika, Nordeuropa und Georgien wird gejodelt. Der polyfone Gesang aus Georgien schaffte es bereits 2008 auf die Liste des immateriellen Kulturerbes.
Ausdruck von Gefühlen
Über den Ursprung des alpenländischen Jodelns gibt es verschiedene Theorien. «Es gibt etwa sieben verschiedene Hypothesen, woher das Jodeln kommt» teilt Nadja Räss Professorin und Fachverantwortliche für Volksmusik und Jodeln an der Hochschule Luzern auf Anfrage von Keystone-SDA mit.
Auf der Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes befinden sich bereits einige Traditionen. Bisher aufgenommen wurden 2016 das Winzerfest in Vevey, 2017 die Basler Fasnacht, 2018 der Umgang mit der Lawinengefahr (gemeinsam mit Österreich), 2019 die Prozessionen der Karwoche in Mendrisio, 2020 das Uhrmacherhandwerk und die Kunstmechanik (gemeinsam mit Frankreich) und seit 2023 die Alpsaison. (sda)
