Schweiz
International

Trump-Zölle der Schweiz: Seco wollte US-Hilfe, Bundesrat sagte Nein

Seco wollte Lobbyfirma für Zollstreit mit Trump engagieren – und blitzte beim Bundesrat ab

09.08.2025, 17:4210.08.2025, 13:43

Der Zollstreit mit Donald Trump bleibt das grosse Thema in der Schweizer Politik. Die 39-Prozent-Zolltarife sorgen in Bundesbern für Kopfzerbrechen – denn ein guter Draht zum US-Präsidenten konnte bislang nicht gefunden werden. Dies, obwohl sich der Bundesrat lange optimistisch zeigte. So optimistisch, dass man einen Vorschlag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) ablehnte, Hilfe bei einer US-Lobbyfirma zu suchen, wie der Sonntagsblick berichtet.

Staatsekretaerin Helene Budliger Artieda, Direktorin des Staatssekretariats fuer Wirtschaft SECO, spricht waehrend einer Medienkonferenz des Bundesrates zum Lohnschutz, am Mittwoch, 19. Februar 2025,  ...
Seco-Staatssekretärin Helen Budliger Artieda.Bild: keystone

Wie es im Bericht weiter heisst, kam die Idee von Seco-Staatssekretärin Helene Budliger Artieda kurz nach Trumps Zollankündigung im April. Der Bundesrat sei aber der Ansicht gewesen, es brauche keine professionelle Hilfe von aussen.

Das Seco hält sich zum Thema derweil bedeckt. «Wir äussern uns nicht dazu», so eine Sprecherin gegenüber dem «Sonntagsblick». In einer weiteren Mail wird schlicht bestätigt, dass der Bundesrat sowie die betroffenen Departemente keine Lobbyfirma engagiert hätten und auch in Zukunft nicht planen würden, dies zu tun.

Eine Premiere wäre das Engagieren einer US-Lobbyfirma derweil nicht gewesen. Als die US-Regierung Anfang Jahr drohte, den Zugang zu KI-Chips einzuschränken, engagierte der Bundesrat eine renommierte Anwaltskanzlei aus den Vereinigten Staaten. Wie es im «Sonntagsblick» heisst, wurde im Vertrag explizit festgehalten, dass eine Beratung auch in weiteren Angelegenheiten möglich sei – «in Bezug auf Zölle oder andere handelsbezogene Fragen».

Bundespraesidentin Karin Keller-Sutter spricht an einer Medienkonferenz ueber die Handelsbeziehungen mit den USA, am Donnerstag, 7. August 2025, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Bundesrätin Karin Keller-Sutter.Bild: keystone

Schweizer Delegation nicht mehr in den USA

Auch in Zukunft wird die Schweiz in Zollfragen damit nicht auf Hilfe aus den USA zählen. Die Verhandlungen laufen dennoch weiter. Bis am Samstag weilte eine Delegation des Bundes in den Vereinigten Staaten, wo sie Gespräche zum Thema führte. Nun ist diese zurück in der Schweiz. Die Verhandlungen würden nun vom Bundesrat und der Bundesverwaltung weitergeführt, hiess es auf Anfrage beim Seco.

Überdies tausche sich die Bundesverwaltung «sehr eng und regelmässig auf allen Ebenen mit der Schweizer Wirtschaft aus», schrieb das Seco auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Samstag. Diese enge Zusammenarbeit habe die Schweiz schon immer ausgezeichnet und komme nun erneut zum Tragen. (dab, mit Material von Keystone-SDA)

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82 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Allkreis
09.08.2025 18:00registriert Januar 2020
Ich kriege das Gefühl, der BR verbraucht jetz viel Geld und andere Resourcen, um Trump zu fettieren und umzustimmen. Das bringt mMn nach nichts. Die Hauptaktivität sollten zZ Verhandlungen mit anderen Staaten oder Wirtschaftsräumen sein, um möglichst schnell Kompensationsmöglichkeiten zu eröffnen.
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Waterloo
09.08.2025 18:34registriert September 2022
Bei der ganzen Debatte geht es um die Frage, weshalb alle EU und EWR Länder Europas pauschal mit 15% und UK mit 10% belegt wurden und die Schweiz als grosse Ausnahme mit 39%. Es gibt dazu keine rationale und logische Erklärung. Die Antwort darauf kennt eigentlich nur Trump selbst. Gegen eine solche Willkür hatte der Bundesrat keine Chance mit Vernunft etwas entgegenzusetzen. Es zeigt sich, dass Trump kein Freund der Schweiz ist, wie gewisse Parteileute in der Schweiz zu glauben meinten. Jetzt weiss man wenigstens, was von Trump zu halten und zu erwarten ist.
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Black Cat in a Sink
09.08.2025 18:37registriert April 2015
Das ist an Überheblichkeit kaum noch zu toppen. Spätestens jetzt muss diese Geheimniskrämerei in Sachen Trump beendet werden. Die Reputation des Bundesrates steht auf dem Spiel und das Vertrauen der Bevölkerung.
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