Schweiz
International

Das schreiben die Sonntagszeitungen am 5. Juni 2022

Parmelin warnt vor Preisanstieg, Homophobie an Schulen – das sind die Sonntagsnews

05.06.2022, 07:07
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Der Vorstoss von FDP-Präsident Thierry Burkart zur Änderung des Kriegsmaterialgesetzes, die steigenden Lebenshaltungskosten und das Umdenken im Online-Modehandel: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

FDP will Gesetz für Waffenlieferungen ändern

FDP-Präsident Thierry Burkart will nach den jüngsten Diskussionen über die Waffenexporte das Kriegsmaterialgesetz ändern. Länder, die die Werte der Schweiz teilen und über ein vergleichbares Regime für Exportkontrollen verfügen, sollen keine Erklärung mehr unterzeichnen müssen, wenn sie Waffen in der Schweiz kaufen und an Drittstaaten liefern. Burkart wird nächste Woche laut der Sonntagspresse im Parlament eine entsprechende Motion einreichen. Burkart betont aber auch, dass direkte Waffenlieferungen an kriegsführende Parteien für ihn weiterhin nicht infrage kämen. Ein solcher Schritt wäre aus seiner Sicht ein Bruch mit der Neutralität.

Parmelin warnt vor steigenden Lebensmittelpreisen

Angesichts steigender Preise für Lebensmittel sollten nach Ansicht von Wirtschaftsminister Guy Parmelin die Sozialpartner über Lohnerhöhungen verhandeln. Allenfalls könne der Staat bei Leistungen für Haushalte mit kleinem Korrekturen vornehmen. Nur wenig Einfluss habe der Staat dagegen, auf den globalen Handel mit Energie und Lebensmitteln einzuwirken, sagte Parmelin in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Während die Versorgung der Schweiz mit Nahrungsmitteln derzeit gesichert sei, träfen die stark gestiegenen Preise andere Staaten härter, namentlich in Nordafrika und im Nahen Osten. Ernährungskrisen könnten diese Regionen destabilisieren sowie neue Konflikte und Flüchtlingswellen auslösen.

Teuerung frisst Löhne

Die Schweizerinnen und Schweiz müssen angesichts der steigenden Teuerung den Gürtel enger schnallen. Das gilt vor allem für die Angestellten mit tiefen und mittleren Löhnen, wie der «SonntagsBlick» schreibt. Diese Personengruppe hat schon in den letzten Jahren stark den Kürzeren gezogen. Das zeigen neue Berechnungen des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Seit 2016 haben die untersten 10 Prozent der Lohnempfänger real 60 Franken pro Monat verloren Bei den mittleren Einkommen waren es 30 Franken pro Monat. Personen mit hohen Löhnen verzeichneten dagegen einen Zunahme um bis zu 8.9 Prozent. Werden die steigenden Prämien für die Krankenversicherung hinzugerechnet, verliert eine Durchschnittsfamilie bis zu 3300 Franken Kaufkraft pro Jahr.

Zahlreiche Flüchtlings-Wohnungen bleiben leer

Nur ein kleiner Teil der Unterkünfte, die Flüchtlingen aus der Ukraine von Privatpersonen angeboten worden sind, ist bisher belegt. Laut «Sonntagszeitung» haben sich 24'000 Schweizerinnen und Schweizer bei der Kampagnen-Organisation Campax registriert, um eine Unterkunft anzubieten. Sie haben Platz für 57'000 Menschen. Die meisten Zimmer, Wohnungen und Häuser sind bis heute leer geblieben. Campax, die zusammen mit der Flüchtlingshilfe im Auftrag des Bundes arbeitet, konnte bis heute erst 4500 Flüchtlinge vermitteln. Zahlreiche Flüchtlinge leben seit Wochen in Kollektivunterkünften wie Bundesasylzentren, Zivilschutzanlagen und ehemaligen Truppen-Unterkünften. Einige Kantone kooperieren wenig oder nicht.

Weiterhin kostenloser ÖV für Ukraine Flüchtlinge gefordert

Geflüchtete aus der Ukraine, die kein Auto besitzen, haben in den vergangenen Wochen das Gratis-ÖV-Angebot rege benutzt. Doch damit ist seit letzter Woche Schluss. Zum Leidwesen der geflüchteten Personen, wie die «SonntagsZeitung» eine Mitarbeitende der NGO Incontro zitiert. Die teuren Fahrten mit dem ÖV belasteten die knappen Budgets. Die Hilfsorganisation hat mehrere Ukraine-Flüchtlinge in privaten Unterkünften aufgenommen und verteilt täglich Lebensmittel an bedürftige Personen. Ein grosser Teil von ihnen ist auf Gratis-Lebensmittel angewiesen. Für die Sozialhilfe müssen sie regelmässig persönlich bei den Ämtern vorsprechen. Auch für weitere Behördengänge und für die Arbeitssuche seien sie auf den ÖV angewiesen. Und der sei teuer.

Pharmaindustrie macht Vorschlag, wie Medikamente schneller kassenpflichtig werden

Die Pharmaindustrie schlägt im Streit über die Preise für Arzneimittel einen Systemwechsel vor. Patientinnen und Patienten sollen die Arznei sofort erhalten. Für das erste Jahr wird ein provisorischer Preis vereinbart. Im Laufe des Jahres wird der endgültige Preis ausgehandelt und rückwirkend festgelegt. Die Differenz erstattet die Pharmafirma. Alle 23 Mitglieder des Verbandes Interpharma stünden hinter der Idee, schreibt die «NZZ am Sonntag». Das Bundesamt für Gesundheit achte bei der Preisfestsetzung vor allem auf die Kosten und erfasse Hightech-Wirkstoffe mit einem System aus dem 20. Jahrhundert, sagte der Chef-Onkologe von Novartis Schweiz, Vincent Gruntz.

Pharmabranche will Teil der Impfstoffproduktion für ärmere Länder reservieren

Der Direktor des Weltpharmaverbandes, Thomas Cueni, schlägt zur Vorbereitung auf eine kommende Pandemie ein Abkommen zwischen den reichen Industriestaaten und der Pharmabranche vor. Damit will der Verband sicherstellen, dass ärmere Länder schneller Zugang zu Impfstoffen erhalten. Cueni sagte in einem Interview mit der «SonntagsZeitung», dass es stossend sei, wenn selbst verletzliche Personen in ärmeren Ländern auf Impfstoffe warten müssten. Es brauche eine Art «contrat social». Die Industrie sei bereit, einen Teil der Fertigung für ärmere Länder zu reservieren. Im Gegenzug müssten die reichen Länder die Einkaufsgemeinschaft Covax vor der nächsten Pandemie mit ausreichend Finanzmitteln ausstatten.

Schweizer Schüler äussern sich homophob

Schweizer Schüler schrecken vor homophoben Verhalten nicht zurück. Wie eine Anfang Jahr publizierte Dissertation zeigt, gab ein Viertel der befragten Oberstufenschüler an, im letzten Jahr Schwulen feindliche Beleidigungen oder Tätlichkeiten gegenüber einer mutmasslichen homosexuellen Person geäussert zu haben. Gut vier von fünf Jugendliche hatten Begriffe wie «Schwuchtel», «schwule Sau» oder «so schwul» weniger zielgerichtet eingesetzt, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Je religiöser die Jugendlichen waren, desto eher neigten sie zu homophobem Verhalten. Ferner zeigte die Dissertation, dass männliche Jugendliche deutlich aggressiver waren als weibliche. Befragt worden waren Schülerinnen und Schüler aus 151 Oberstufenklassen in verschiedenen Deutschschweizer Kantonen.

Umdenken im Onlinehandel: Zara verlangt Geld für Rücksendungen

Im Online-Handel mit Mode-Artikeln findet derzeit ein Umdenken statt. Wie die «SonntagsZeitung» schreibt, verlangt Zara in der Schweiz als erster internationaler Konzern 2.95 Franken pro Rücksendung, wenn diese nicht in der Filiale, sonder über Drittanbieter wie die Post zurückgeschickt wird Es handle sich dabei laut Marktbeobachtern um Testläufe. Die Konzerne, zu denen auch der grösste japanische Kleiderhändler Uniqlo gehört, wollen so herausfinden, wie weit die Kundinnen und Kunden mitmachen. Die Öffentlichkeit realisiere langsam, dass auch im E-Commerce nichts umsonst sei, sagte ein Experte der ZHAW. Zalando, der grösste Modehändler der Schweiz, bleibt bei den Gratis-Retouren.

Mitte-Präsident Pfister legte Mandat nicht offen, nun gibt er es ab

Gerhard Pfister, Präsident der Mitte-Partei, ist bei der Beratung über eine Kostenbremse im Gesundheitswesen mit seinen Parlamentarierkolleginnen und -Kollegen hart ins Gericht gegangen. Er kritisierte, dass zahlreiche Politiker ihre Lobby-Mandaten im Gesundheitswesen nicht offenlegten. Wie der «SonntagsBlick» schreibt, hat Pfister selbst gesündigt und sein Mandat im Beirat der Krankenkassen-Vergleichsdienstes Comparis nie deklariert - obwohl dies vom Parlamentsgesetz vorgeschrieben ist. Pfister hat seien Fehler eingeräumt und Konsequenzen gezogen. Er ist aus dem Beirat von Comparis im Hinblick auf die Volksinitiative «Kostenbremse im Gesundheitswesen» ausgetreten.

Schweizer Unternehmen setzen immer mehr auf KI

Immer mehr Schweizer Unternehmen setzen Roboter ein, um neue Mitarbeiter einzustellen. In der Personalabteilung halte die künstliche Intelligenz (KI) zunehmend Einzug, sagte Xavier Comtesse, Autor eines Buches über die KI im Personalmanagement, gegenüber der Westschweizer Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche». Bereits heute setzten 85 Prozent der Unternehmen in der Schweiz solche Tools ein. Die Systeme könnten Lebensläufe lesen und Fehler erkennen. Die Roboter würden eingesetzt, um Dossiers zu sortieren und Profile auszuwählen, erklärt Anne Donou, Westschweizer Direktorin der auf Personalwesen spezialisierten Firma Von Rundstedt. Die Software schlage eine Liste von drei bis fünf Kandidaten vor, die zu persönlichen Gesprächen eingeladen werden. (sda)

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quelle: keystone / eddy risch
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66 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
05.06.2022 07:30registriert Oktober 2018
„Schweizer Unternehmen setzen immer mehr auf KI“

Ob mit oder ohne KI, Personalverantwortliche haben oft keine Ahnung von den Jobs, für die sie Bewerber suchen…

Darum werden einfach mal eine Tonne Abschlüsse und Zertifikate verlangt und dann stupid geprüft ob der Kandidat dies mitbringt…

Hat zur Folge dass letztlich nicht kompetente Personen mit Erfahrung, sondern Theoretiker die in der Schule die richtigen Papiere abgesessen sind (und mittlerweile wieder alles vergessen haben, sofern sie es überhaupt je verstanden) eingestellt werden…
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Haarspalter
05.06.2022 08:14registriert Oktober 2020
„Je religiöser die Jugendlichen waren, desto eher neigten sie zu homophobem Verhalten.“

Gilt Gangsta-Rap eigentlich auch als Religion?
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Haarspalter
05.06.2022 08:38registriert Oktober 2020
„In der Personalabteilung halte die künstliche Intelligenz (KI) zunehmend Einzug“

Wir suchen einen stromsparenden, motivierten und teamfähigen Roboter für unsere Personalabteilung. Menschenkenntnis ist nicht erforderlich.

Bewerbungen an:
C3PO, Personalabteilung
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