Am Wochenende hatten die Bundesasylzentren in der Schweiz viel zu tun. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) registrierte bis am Montagmorgen 3843 Ukrainerinnen und Ukrainer, welche den Schutzstatus S erhalten. Sie dürfen vorerst ein Jahr in der Schweiz bleiben, arbeiten und zur Schule gehen.
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Von den registrierten Geflüchteten brachte das SEM 2281 in Bundesasylzentren unter. Für 1562 fanden sich private Logis, wie das Staatssekretariat am Montag auf Twitter mitteilte.
Montag, 14. März - die aktuellen Zahlen zur ukrainischen Flüchtlingssituation in der Schweiz:
— SEM (@SEMIGRATION) March 14, 2022
3'843 (registrierte) Geflüchtete, davon sind 2'281 in Bundesasylzentren untergebracht, 1562 privat. pic.twitter.com/8k0wQN4x7g
Insgesamt stehen in der Schweiz mittlerweile rund 45'000 Betten in Privatunterkünften bereit, dazu 5000 Betten in Hotels, Pfadiheimen und anderen ungenutzten Gebäuden. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) stellt sicher, dass die Unterkünfte zu den Geflüchteten passen – und sicher sind.
Bereits am Samstag hatten die Angestellten der Bundesstelle mit der Registrierung alle Hände voll zu tun. Am Wochenende kam es zeitweise zu langen Wartezeiten. Angestellte des Bundesasylzentrums in Zürich verteilten Wasserflaschen und Babynahrung. In einem Festzelt füllten die Geflüchteten die ersten Formulare aus.
Besonders das Abgeben der Fingerabdrücke sorgte für Stau. Hier versuche das SEM, «im Eiltempo mehr Fingerabdruck-Geräte zu erhalten», so Staatssekretärin Schraner Burgener weiter.
«Es tut uns leid, wenn Geflüchtete draussen stundenlang warten müssen», entschuldigte sich die Staatssekretärin. «Es wird weiterhin Wartezeiten geben, aber wir versuchen, den Prozess wo immer möglich zu verbessern.» Priorität sei, dass alle ein Dach über dem Kopf hätten, so Schraner Burgener am Sonntag vor den Medien in Zürich.
Damit die Schlangen aktuell nicht immer länger werden, teilte das SEM auf Social Media mit, dass sich Geflüchtete, die bereits eine Bleibe bei Freunden oder Verwandten haben, nicht sofort registrieren müssten. Das gehe auch noch zu einem späteren Zeitpunkt. Auf den Webseiten der Bundesasylzentren sehen die Ukrainerinnen und Ukrainer zudem, welche Zentren gerade Rot, also überlastet sind, und wo sich die Schlange in Grenzen hält.
Das SEM will zusätzlich eine Online-Terminvereinbarung für die Registrierung einführen, dies vor allem für jene, die schon irgendwo Obdach gefunden haben. «Wir wollen das System besser digitalisieren», sagte Staatssekretärin Schraner Burgener. Dabei räumte sie ein, von der Lage überrascht worden zu sein. Der Schutzstatus S sei auch für das SEM völlig neu.
Viele Geflüchtete kommen bei Privatpersonen unter. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) stellt sicher, dass die Unterkünfte zu den Geflüchteten passen – und sicher sind.
Die Gefahr, dass Ukrainerinnen in zweifelhaften Unterkünften ausgebeutet werden, ist nicht zu unterschätzen. In Deutschland warnte die Polizei die Frauen bereits vor dubiosen Angeboten.
In der Schweiz passiere die Vermittlung von privaten Unterkünften ausschliesslich in den Bundesasylzentren, nicht irgendwo auf der Strasse, stellte SFH-Direktorin Miriam Behrens klar. «Wir wissen, wo die Leute landen.»
Während die Schweiz über das Wochenende knapp 4000 Geflüchtete aufgenommen hat, sind die Zahlen in anderen Ländern viel höher.
In Polen, das eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine teilt, bringen sich die meisten Menschen in Sicherheit. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind fast 1,8 Millionen Menschen nach Polen geflüchtet.
Allein am Sonntag hätten rund 82'100 Menschen die Grenze überschritten, damit stieg die Zahl auf insgesamt 1,76 Millionen. Nach UN-Angaben haben bereits rund 2,7 Millionen Menschen aus der Ukraine im Ausland Zuflucht gesucht. Die meisten blieben zunächst in den Nachbarländern.
Es gibt derzeit keine offiziellen Angaben dazu, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen geblieben und wie viele bereits in andere EU-Staaten weitergereist sind.
(ohe/sda)