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Das bedeutet, der Schutzstatus S – und so viele haben ihn schon erhalten

Fluechtlinge aus der Ukraine stehen in der Warteschlange und warten auf die Registrierung.vor dem Bundesasylzentrum Zuerich, am Sonntag, 13. Maerz 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/Michael Buholzer)
Am Sonntag bildeten sich vor dem Bundesasylzentrum in Zürich bereits lange Schlangen. Viele Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, erhielten dort den Schutzstatus S. Bild: keystone

So viele Geflüchtete aus der Ukraine haben bereits Schutzstatus S

Das Staatssekretariat für Migration arbeitet derzeit auf Hochtouren. Knapp 4000 Geflüchtete aus der Ukraine haben bereits den Schutzstatus S erhalten.
14.03.2022, 11:3914.03.2022, 12:16
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So viele Geflüchtete haben bereits den Schutzstatus S

Am Wochenende hatten die Bundesasylzentren in der Schweiz viel zu tun. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) registrierte bis am Montagmorgen 3843 Ukrainerinnen und Ukrainer, welche den Schutzstatus S erhalten. Sie dürfen vorerst ein Jahr in der Schweiz bleiben, arbeiten und zur Schule gehen.

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Von den registrierten Geflüchteten brachte das SEM 2281 in Bundesasylzentren unter. Für 1562 fanden sich private Logis, wie das Staatssekretariat am Montag auf Twitter mitteilte.

So viele Betten stehen bereit

Insgesamt stehen in der Schweiz mittlerweile rund 45'000 Betten in Privatunterkünften bereit, dazu 5000 Betten in Hotels, Pfadiheimen und anderen ungenutzten Gebäuden. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) stellt sicher, dass die Unterkünfte zu den Geflüchteten passen – und sicher sind.

Was bedeutet Schutzstatus S?
Menschen, die wegen des Krieges aus der Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind, erhalten seit Samstag, 12. März, den Schutzstatus S. Mit diesem Status können die Geflüchteten ohne Asylverfahren vorerst ein Jahr in der Schweiz bleiben, arbeiten und zur Schule gehen.

Ihr Aufenthaltsrecht kann bei Bedarf verlängert werden. Und die Geflüchteten können Familienangehörige nachziehen. Kinder und Jugendliche erhalten Zugang zum Schulunterricht. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) und die Kantone prüfen noch, ob Massnahmen zum Erlernen der Landessprachen nötig sind. Die Geflüchteten dürfen sofort eine Erwerbsarbeit aufnehmen – ob als Angestellte oder als Selbstständige.

Der Bundesrat hat die Drei-Monats-Wartefrist für die Aufnahme einer Erwerbsarbeit aufgehoben. Diese Änderung gegenüber dem im Asylgesetz definierten Schutzstatus S beschloss er auf Verordnungsstufe. Wer einen Schutzstatus S hat, darf zudem ohne Bewilligung reisen.

So lief das erste Wochenende

Bereits am Samstag hatten die Angestellten der Bundesstelle mit der Registrierung alle Hände voll zu tun. Am Wochenende kam es zeitweise zu langen Wartezeiten. Angestellte des Bundesasylzentrums in Zürich verteilten Wasserflaschen und Babynahrung. In einem Festzelt füllten die Geflüchteten die ersten Formulare aus.

Besonders das Abgeben der Fingerabdrücke sorgte für Stau. Hier versuche das SEM, «im Eiltempo mehr Fingerabdruck-Geräte zu erhalten», so Staatssekretärin Schraner Burgener weiter.

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Christine Schraner Burgener, Staatssekretärin für Migration, (rechts) und Miriam Behrens, Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe am Mediengespräch im Zürcher Bundesasylzentrum am Sonntag. Bild: keystone

«Es tut uns leid, wenn Geflüchtete draussen stundenlang warten müssen», entschuldigte sich die Staatssekretärin. «Es wird weiterhin Wartezeiten geben, aber wir versuchen, den Prozess wo immer möglich zu verbessern.» Priorität sei, dass alle ein Dach über dem Kopf hätten, so Schraner Burgener am Sonntag vor den Medien in Zürich.

Seit März 2019 werden die Asylverfahen in sechs Regionen in der Schweiz durchgeführt. Jede Region verfügt über ein Bundesasylzentrum wo Asylgesuche eingereicht werden können und bis zu vier weiteren Z ...
Seit März 2019 werden die Asylverfahen in sechs Regionen in der Schweiz durchgeführt. Jede Region verfügt über ein Bundesasylzentrum wo Asylgesuche eingereicht werden können und bis zu vier weiteren Zentren ohne Verfahrungsfunktion. bild: screenshot/sem.admin.ch

Damit die Schlangen aktuell nicht immer länger werden, teilte das SEM auf Social Media mit, dass sich Geflüchtete, die bereits eine Bleibe bei Freunden oder Verwandten haben, nicht sofort registrieren müssten. Das gehe auch noch zu einem späteren Zeitpunkt. Auf den Webseiten der Bundesasylzentren sehen die Ukrainerinnen und Ukrainer zudem, welche Zentren gerade Rot, also überlastet sind, und wo sich die Schlange in Grenzen hält.

Das SEM will zusätzlich eine Online-Terminvereinbarung für die Registrierung einführen, dies vor allem für jene, die schon irgendwo Obdach gefunden haben. «Wir wollen das System besser digitalisieren», sagte Staatssekretärin Schraner Burgener. Dabei räumte sie ein, von der Lage überrascht worden zu sein. Der Schutzstatus S sei auch für das SEM völlig neu.

Christine Schraner Burgener, Staatssekretaerin f�r Migration, links, fuellt mit Fluechtlingen aus der Ukraine die Registrierungsformulare beim Bundesasylzentrum Zuerich aus, am Sonntag, 13. Maerz 2022 ...
SEM-Staatssekretärin Christine Schraner Burgener füllt mit Geflüchteten aus der Ukraine die Registrierungsformulare aus. Bild: keystone

So wird versucht, Missbrauch zu verhindern

Viele Geflüchtete kommen bei Privatpersonen unter. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) stellt sicher, dass die Unterkünfte zu den Geflüchteten passen – und sicher sind.

Die Gefahr, dass Ukrainerinnen in zweifelhaften Unterkünften ausgebeutet werden, ist nicht zu unterschätzen. In Deutschland warnte die Polizei die Frauen bereits vor dubiosen Angeboten.

In der Schweiz passiere die Vermittlung von privaten Unterkünften ausschliesslich in den Bundesasylzentren, nicht irgendwo auf der Strasse, stellte SFH-Direktorin Miriam Behrens klar. «Wir wissen, wo die Leute landen.»

So hoch sind die Flüchtlings-Zahlen in anderen Ländern

Während die Schweiz über das Wochenende knapp 4000 Geflüchtete aufgenommen hat, sind die Zahlen in anderen Ländern viel höher.

In Polen, das eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine teilt, bringen sich die meisten Menschen in Sicherheit. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind fast 1,8 Millionen Menschen nach Polen geflüchtet.

Allein am Sonntag hätten rund 82'100 Menschen die Grenze überschritten, damit stieg die Zahl auf insgesamt 1,76 Millionen. Nach UN-Angaben haben bereits rund 2,7 Millionen Menschen aus der Ukraine im Ausland Zuflucht gesucht. Die meisten blieben zunächst in den Nachbarländern.

Es gibt derzeit keine offiziellen Angaben dazu, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen geblieben und wie viele bereits in andere EU-Staaten weitergereist sind.

(ohe/sda)

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