Honig ist im Grunde Bienenkotze: Die fleissigen Arbeitsbienen füllen ihren Magen mit Blütennektar, würgen den Saft im Bienenstock wieder hoch und versüssen uns damit das Leben.
Geräubert wurde das Naturprodukt schon in der Steinzeit. Heute hat der Honig aber nicht mehr so viel mit Natur zu tun wie früher. Das flüssige Gold zählt zu den am häufigsten gefälschten Lebensmitteln. Aus dem einfachen Grund, dass sich Honig wegen seines hohen Zuckeranteils einfach strecken lässt, beispielsweise mit Zuckerrübensirup.
Die Streckung ist in der EU sowie in der Schweiz zwar verboten, kommt aber dennoch vor. Die Europäische Kommission geht nach Untersuchungen davon aus, dass fast die Hälfte aller Honigimporte gestreckt sind. Gestützt ist diese Annahme auf eine Studie des wissenschaftlichen Diensts der Kommission. 46 Prozent der Stichproben wiesen demnach auf eine Verunreinigung hin. Die höchsten Verunreinigungen wiesen Produkte aus Grossbritannien, der Türkei und China auf.
Ohne Importe kommen die Europäer und auch die Schweizer nicht aus. In der EU wird fast genauso viel Honig importiert, wie Bienen auf dem Kontinent produzieren. In der Schweiz kann der Bedarf noch weniger gedeckt werden: Zwei Drittel stammen aus dem Ausland. Das hat einen Grund: Mit einem Durchschnittskonsum von 1,2 Kilogramm pro Kopf zählen Schweizerinnen und Schweizer gemäss Agroscope zu den weltweiten Spitzenschleckmäulern von Honig.
Nach den USA ist die EU der grösste Importeur. Foodwatch schätzt, dass in der EU von den jährlich 175'000 Tonnen importierten Honigs rund 80'000 verunreinigt sind – hauptsächlich mit Sirup aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben. Ein Betrag, der im Labor meist unentdeckt bleibt, schreibt der Verein, der sich für die Qualität von Lebensmitteln starkmacht.
Gestreckt wird der Honig, um ihn in grossen Massen zu geringeren Preisen verkaufen zu können. Der Preisunterschied zwischen Naturhonig und Zuckersirup mache Betrug «sehr attraktiv», teilte die EU-Kommission mit.
Die Panscherei macht aber nicht nur der EU zu schaffen, sondern vor allem der regionalen Imkerkultur. «Ein auskömmliches Wirtschaften ist in der Imkerei unmöglich geworden», sagt Thomas Hock, Vorsitzender des Imkerverbands Rheinland-Pfalz, gegenüber dem Spiegel. Imkerinnen und Imker beklagen sich schon lange über das klebrige Geschäft. Ihre Befürchtung: Die Billig-Importe stürzen die regionale Bienenzucht in den Abgrund.
Die Arbeitsgruppe Honig, bestehend aus grossen landwirtschaftlichen Dachorganisationen der EU, schätzt, dass mit der «Zerstörung der Existenzgrundlage der europäischen Erwerbsimker» bis zu fünf Millionen fleissige Bienchen verloren gehen könnten.
Die Hilferufe der Wissenschaft finden Gehör. Die EU will nun gegen die Panscherei vorgehen. Mit einem neuen Gesetz soll die Vermarktung von Lebensmitteln wie Honig besser überwacht werden. Vorgesehen sind genauere Herkunftsbezeichnungen, um mehr Transparenz zu schaffen. Fortan soll also erkennbar sein, wenn Honig aus einem Nicht-EU-Land in die EU importiert wird.
Mit dieser Klappe schlägt die EU aber nur eine Fliege – oder eigentlich nur eine halbe. Denn: Ein Etikett, das mit dem Herkunftsland versehen ist, verrät noch lange nicht, ob das Produkt verunreinigt ist. Wer Naturhonig bevorzugt, sollte deshalb zu einem inländischen oder europäischen Produkt greifen. Doch: Nicht immer ist das Naturprodukt tatsächlich natürlich. Honig ist nämlich vielfach mit Pestiziden belastet.
Das Problem mit den Pestiziden erklärt Blaise Mulhauser, Direktor des Botanischen Gartens der Stadt Neuenburg, gegenüber der Fachzeitung Schweizer Bauer: «Wenn die Substanzen mit dem Nektar in den Bienenstock gelangen, bedeutet das, dass die gesamte Kolonie einschliesslich der Königin lebenslang diesen Nervengiften ausgesetzt ist.»
Und Pestizide bedrohen nicht nur die Gesundheit des Menschen, sondern auch die Bienenvölker. Die Gifte beeinträchtigen ihren Orientierungssinn und schwächen ihr Immunsystem, wodurch den Bienen das Überleben schwer gemacht wird.
Wir hätten letztes Jahr etwas dagegen tun können....aber die Panikmache der Subventionslobby hat gewirkt.