Drei Wochen vor den eidgenössischen Wahlen haben am Samstag in Bern mehrere zehntausend Personen für ein «Klima des Wandels» demonstriert. Die Organisatoren schätzten die Zahl auf gegen 100'000 Teilnehmende.
Die Berner Kantonspolizei kommentierte diese Schätzung der Klimaallianz auf Anfrage nicht. Tatsache sei, dass grosse Menschenmengen unterwegs gewesen seien, sagte ein Sprecher. In der Berner Innenstadt war zeitweise kein Durchkommen mehr.
Die Demonstrierenden am Schluss des Umzugs wurden deshalb aufgefordert, bei der Schützenmatte zu verbleiben, nachdem der Bundesplatz und der benachbarte Waisenhausplatz bereits voller Menschen war.
Geprägt wurde der bunte, laute und friedliche Demonstrationszug von der Klimajugend, doch nahmen Menschen jeden Alters und viele Familien teil.
Als grösste Kundgebung auf dem Bundesplatz seit dem Generalstreik gilt die Demo für Frieden und Abrüstung 1983 mit 50‘000 bis 80‘000 Teilnehmern. Die Kundgebung von heute dürfte vergleichbar sein. Alles zumeist friedlich - mit Ausnahme der Bauern 1996
— Daniel Foppa (@DFoppa) September 28, 2019
Zur Kundgebung aufgerufen hatte ein Bündnis von über 80 Organisationen. Gestartet war die Demo gegen 14.00 Uhr bei der Schützenmatte. Anfänglich schätzten die Organisatoren die Zahl der Teilnehmer auf rund 25'000 Personen. Im Laufe des Nachmittags wurde diese Zahl massiv nach oben korrigiert, nachdem immer mehr Menschen dazugestossen waren.
Auf dem Bundesplatz wurde zunächst eine Zahl von mehr als 60'000 Personen bekannt gegeben, was die Menge mit grossem Freudenlärm quittierte. In einer Medienmitteilung vom frühen Abend sprach die Klimaallianz schliesslich von der «historischen» Zahl von gegen 100'000 Teilnehmenden. «Noch nie gingen in der Schweiz so viele Menschen fürs Klima auf die Strasse», heisst es darin.
Die der Klima-Allianz angeschlossenen Organisationen fordern eine konsequente und griffige Klimapolitik mit einem Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas - auch bei Investitionen des Schweizer Finanzplatzes. Demonstriert wurde zudem für eine «Klimagerechtigkeit», die allen Menschen weltweit ein würdiges Leben garantieren soll.
Auf dem Bundesplatz traten mehrere Rednerinnen und Redner auf - unter ihnen Chemie-Nobelpreisträger Jacques Dubochet, der kritisierte, dass die Mächtigen seit über 50 Jahren Geld als Wundermittel anpreisten, «damit die Menschen an Glück durch Konsum glauben». Es brauche ein Umdenken.
Unia-Präsidentin Vania Alleva forderte einen ökosozialen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Zu Wort kamen auch Jugendliche der Klimastreik-Bewegung sowie ein indigener Aktivist aus Borneo. Er rief zum Stopp von Investitionen in die «Zerstörung des Regenwaldes».
Um die Dringlichkeit des Klimaschutzes akustisch zu betonen, läuteten am Samstag um 14.30 Uhr schweizweit die Glocken von zahlreichen Kirchen, in Bern diejenigen des Münsters. An mehreren Turmuhren wurde die Uhrzeit bei fünf vor zwölf angehalten. Insgesamt beteiligten sich laut den Organisatoren über 150 Kirchgemeinden an der Aktion.
Die Klimademo in Bern bildet den Schweizer Schlusspunkt der Global Week for Future, während der weltweit Aktionen und Demonstrationen stattfanden. Zu Ende ging die Kundgebung am Samstagnachmittag mit Konzerten auf dem Bundesplatz.
(oli/sda)
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