Schweiz
Klima

Overshoot Day: Warum die Schweiz so schlecht abschneidet

Der Import von Baumwolle ist mitverantwortlich für die schlechte Ressourcen-Bilanz der Schweiz.
Der Import von Baumwolle ist mitverantwortlich für die schlechte Ressourcen-Bilanz der Schweiz. bild: montage watson / shutterstock

4 Dinge, die du über den Overshoot Day in der Schweiz wissen musst

Heute hat die Welt den Overshoot Day erreicht. Die Schweiz lebt bereits seit dem 9. Mai auf Ökopump. Die Erklärung in vier Punkten.
29.07.2019, 18:5830.07.2019, 13:54
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Wie schneidet die Schweiz ab?

Was die ganze Welt heute erreicht hat, hat die Schweiz bereits am 9. Mai getan. Sie hat die natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die ihr eigentlich für das ganze Jahr zur Verfügung stünden und die Welt innert eines Jahres wiederherstellen kann. Das bedeutet: Um den Verbrauch der Schweiz zu decken, wären für dieses Jahr drei Planeten nötig. Und: Seit Mai leben wir auf Kosten anderer – vor allem künftiger Generationen.

Mit unserem Ressourcen-Verzehr liegen wir drei Monate über dem weltweiten Durchschnitt. Noch vor der Schweiz haben jedoch europäische Länder wie Luxemburg (16. Februar), Dänemark (29. März), Schweden (3. April), Finnland (6. April) oder Deutschland (3. Mai) den sogenannten Overshoot Day erreicht.

Wie hat sich die Schweiz seit 1970 entwickelt?

Es war nicht immer so, dass die Schweiz innerhalb von vier Monaten die Ressourcen fürs ganze Jahr aufbrauchte. 1970, in dem Jahr als die Welt zum ersten Mal auf Pump lebte, hatte die Schweiz ihre Guthaben Mitte August verbraucht. Bis in die 90er-Jahre wurden immer mehr Ressourcen verbraucht. Ab 2012 konnte das kritische Datum jedoch wieder leicht zurückgedrängt werden.

Bild
bild: watson

Die leichte Verbesserung könnte laut Experten unter anderem mit der Verminderung des CO2-Ausstosses zusammenhängen. Denn dieser ist seit 1990 um 14 Prozent gesunken. 2017 betrug er 4,5 Tonnen CO2 pro Kopf, 1990 waren es noch 6,7.

Warum braucht die Schweiz so viele Ressourcen?

Trotz allem: Die Schweiz braucht mehr Ressourcen, als ihr die Natur zur Verfügung stellt. Drei Bereiche sind gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) hauptsächlich dafür verantwortlich: Ernährung, Wohnen und Mobilität. Sie machen 70 Prozent der Umweltbelastung des Schweizer Konsums aus.

Die grösste Umweltsünde der Schweiz sind ihre CO2-Emissionen. 2016 machten diese rund 74 Prozent des Schweizer Fussabdrucks aus. Das hängt unter anderem mit dem Flugverkehr zusammen: Schweizer fliegen im Schnitt doppelt so viel wie der Rest von Europa. Ausserdem stiegen die Treibhausgas-Emissionen durch den Import von Waren und Dienstleistungen immer mehr an.

Ein weiterer Faktor für die schlechte Ressourcen-Bilanz der Schweiz ist der Import von Rohstoffen. Im Jahr 2015 machten laut einer Studie des BAFU Erze 17 Prozent des Material-Fussabdrucks aus.

Auch beim Wasser-Fussabdruck der Schweiz spielt der Import eine zentrale Rolle. Der grösste Anteil dieses Fussabdrucks wird in den USA verursacht, dies hauptsächlich wegen des dortigen Mandelanbaus. In Indien hingegen wird das Wasser für die Baumwollproduktion genutzt. Spanien verbraucht viel Wasser für den Traubenanbau. Der daraus produzierte Wein landet dann in den hiesigen Verkaufsregalen.

Was will die Schweiz dagegen tun?

Mit dem revidierten Energiegesetz will der Bund bereits nächstes Jahr den Gesamtenergieverbrauch pro Person um 16 Prozent senken. Ausserdem sollen künftig 6 Prozent der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Das Gesetz verbietet zudem den Bau von neuen AKWs.

Ab 2020 gilt für neu zugelassene Personenwagen ein Austoss-Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Allgemein will man die CO2-Emissionen im folgenden Jahr um mindestens 20 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 senken.

Dazu unterstützt der Bund energetische Sanierungen neu mit 450 Millionen statt 300 Millionen Franken pro Jahr. Denn durch die Erneuerung von Fassaden- und Dachdämmungen, Heizungen oder den Einsatz von Solar-Panels kann ein grosser Teil der Energie eingespart werden.

Ausserdem fördert der Bund mit dem Technologiefonds Innovationen, die Treibhausgase oder den Ressourcenverbrauch reduzieren, den Einsatz erneuerbarer Energien begünstigen und die Energieeffizienz erhöhen. 25 Millionen Franken fliessen von den CO2-Abgaben in diesen Topf.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Faktencheck: Die 9 beliebtesten Aussagen der Klimaskeptiker
1 / 12
Faktencheck: Die 9 beliebtesten Aussagen der Klimaskeptiker
Wir unterziehen 9 beliebte Aussagen von Klimaskeptikern dem Faktencheck. Ausführlichere Antworten und Quellen findest du hier.
quelle: epa / christos bletsos
Auf Facebook teilenAuf X teilen
10 Alltagssünden, die wir alle regelmässig begehen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
89 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Maya Eldorado
29.07.2019 20:00registriert Januar 2014
So Ihr Beiden: "Wir" sollten machen, handeln.....
Dazu sage ich Euch. Jeder der merkt, dass handeln not tut, kann sofort persönlich damit anfangen. Ihr müsst Euch einfach ein wenig mit der Materie auseinandersetzen und mit Eurem persönlichen Lebensstil abgleichen.
Wenn wir von "Wir sollten" sprechen, besteht die grosse Gefahr, dass jeder warter bis der Nachbar oder das ganze Umfeld oder das ganze Land sich daran macht, weil, wie man denkt, ein Einzelner sowieso kaum etwas ausrichten kann.
Doch!!! Kann man!!! Nicht auf andere warten, sondern sofort bei sich selbst anfangen!!!
15838
Melden
Zum Kommentar
avatar
dmark
29.07.2019 22:30registriert Juli 2016
Und wieder sind die Deutschen vor der Schweiz... ;)

Sorry, blitzt mich - aber der musste einfach sein.
5513
Melden
Zum Kommentar
avatar
Saftladen
29.07.2019 19:39registriert Mai 2015
Es ist ein Trauerspiel. Wir sollten uns gegenüber den zukünftigen Generationen aller Lebewesen schämen!
10072
Melden
Zum Kommentar
89
Polarlichter über dem Schweizer Nachthimmel
Polarlichter sind in der Nacht auf Montag vom Säntis aus gesichtet worden. Eine Kamera hielt das farbenfrohe Naturspektakel zwischen den Wolkenlücken um 01.50 Uhr fest, wie der Wetterdienst des Bundes mitteilte.

Letztmals seien Polarlichter am 5. November 2023 in der Schweiz gesichtet worden, teilte das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteoschweiz am frühen Montagmorgen auf der Onlineplattform X mit.

Zur Story