Die Schweiz hat ihr Klimaziel für 2020 um ein Prozent verfehlt. Im Vergleich zu 1990 hätte die Treibhausgasemission um 20 Prozent sinken sollen. Einzig der Sektor Industrie erreichte laut Bund sein Ziel.
Das Ziel wurde trotz positiver Effekte der Corona-Pandemie wie etwa weniger Verkehr oder weniger Heizemissionen aufgrund des warmen Winters verfehlt. Die Emissionen würden seit Aufhebung der Corona-Massnahmen wieder deutlich ansteigen, schrieb das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in seinem am Montag veröffentlichten Treibhausgasinventar 2020.
Der Gebäudesektor hatte zum Ziel, die Treibhausgasemission um 40 Prozent zu senken. Geschafft hat er eine Reduktion um 39 Prozent seit 1990. Der Verkehrssektor hätte in dieser Zeit die Emissionen um zehn Prozent senken sollen - und schaffte eine Reduktion um acht Prozent. Am 14. April wird das BAFU das Treibhausgasinventar für die Jahre 1990-2020 dem Uno-Klimasekretariat vorlegen.
Gegenüber 1990 sanken die übrigen Emissionen um zwei Prozent, und nicht um die vorgesehenen zehn Prozent. Darin enthalten ist etwa die Landwirtschaft.
Einzig der Industriesektor erreichte das angestrebte Klimaziel und reduzierte die Treibhausgasemissionen um 15 Prozent.
Damit die Emissionen deutlich sinken, müssten die Klimaschutzmassnahmen in allen Sektoren verstärkt werden, so das BAFU.
Das Treibhausgasinventar 2020 schliesse die zweite Verpflichtungsperiode unter dem Kyoto-Protokoll ab. Die Schweiz hat sich mit dem Kyoto-Protokoll zu einem internationalen Klimaziel verpflichtet: Zwischen 2013 und 2020 sollten die Emissionen um durchschnittlich 15.8 gesenkt werden. Dies im Vergleich zum Jahr 1990.
Wie das BAFU mitteilte, hat die Schweiz dieses Ziel erreicht. Die Emissionen sanken um durchschnittlich 11 Prozent. Die Schweiz könne die noch fehlenden Emissionen mit Klimaschutzprojekten im Ausland ausgleichen.
Der Bericht zeigte auch, dass fossile Brennstoffe weiterhin zu einem bedeutenden Anteil zum Heizen benutzt würden. Denn die Wintertemperaturen hätten einen starken Einfluss auf die Menge an ausgestossenen Treibhausgasen.
Anders bei Fahrzeugen: Dort hielt der Bericht fest, dass es zwar effizientere Fahrzeuge gebe. Jedoch hätten die zurückgelegten Kilometer zugenommen und machten diesen positiven Effekt «wieder zunichte».
Die Reaktionen auf das publizierte Treibhausgasinventar liessen nicht lange auf sich warten. Die Umweltschutzorganisation WWF schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: «Die Zahlen gingen zwar zurück dank Pandemie und warmem Wetter. Doch das reicht nicht.» Handlungsbedarf sieht WWF insbesondere bei Flugzeugen. Die Luftfahrtindustrie und die Politik müssten alles daran setzen, dass klimaverträgliche Flugzeuge die Norm werden.
Deutliche Worte findet die Bewegung Klimastreik Schweiz. Das Ziel einer Reduktion von 20 Prozent im Vergleich zu 1990 sei ungenügend gewesen. Sie schrieb auf Twitter: «Eine Schande und ein Verbrechen an unserer Existenz und Zukunft.» (sda)