Es war der sonnenärmste Frühling seit über 10 Jahren in der Schweiz. Gleichzeitig war es vielerorts auch der regenreichste Frühling. Im Tessin hat es in den letzten Monaten etwa so viel geregnet wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Der Starkregen der letzten Tage hat einige Regionen in der Schweiz besonders hart getroffen: In Zermatt im Kanton Wallis kam es zu Überschwemmungen und das Dorf war zeitweise von der Aussenwelt abgeschnitten. Im Bündner Misox-Tal hat der Starkregen eine Geröll- und Schlammlawine ausgelöst.
Und die Extreme geht weiter: Denn laut Meteorologen folgt auf einen nassen Frühling oft ein trockener Sommer, wie in den Jahren 2006 oder 2013. Doch stehen solche Extremwettererscheinungen auch in Zusammenhang mit der Klimaerwärmung?
«Der menschengemachte Klimawandel führt zu häufigeren und intensiveren Starkniederschlägen. Wir können kein einzelnes Ereignis in einem direkten kausalen Sinn dem Klimawandel zuordnen, weil es extreme Niederschläge und Trockenheit früher ohne Klimawandel auch schon gab. Aber mit dem Klimawandel nimmt die Häufigkeit von solchen Ereignissen generell zu», sagt Reto Knutti, Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich.
So würden starke Hagelereignisse, Hitzewellen, Trockenheit und die Gefahr für Feuer in den nächsten Jahren zunehmen. Kalte Phasen würden in Europa jedoch abnehmen. Doch die wärmere Luft hat auch Folgen, sagt Knutti: «Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen und transportieren, sofern genug Wasser verfügbar ist. Mit über 2,5 °C Erwärmung in der Schweiz gibt das in der gleichen Wetterlage heute schon 15 bis 20 Prozent mehr Wasser. Das kann der Unterschied sein, ob ein Fluss über die Ufer tritt oder nicht.»
Die effektivste Lösung, um diesen Extremwettererscheinungen entgegenzuwirken, sei, die Klimaerwärmung zu stabilisieren. «Wir müssen das Netto-Nullziel erreichen, leider ist die Schweiz da noch zögerlich unterwegs. Aber wir müssen auch Risiken minimieren und uns an die neue Realität anpassen», sagt Knutti. So nehme das Risiko etwa bei Starkregen auch ab durch bessere Wetterprognosen, Warnungen, Hochwasserschutz, Rückhaltebecken oder Seepegelsteuerungen. «Klima ist ein wesentlicher, aber nicht der einzige Faktor, der die Auswirkungen bestimmt. Und jeder Franken investiert in Hochwasserschutz spart mehr als einen Franken bei den Auswirkungen», sagt der Klimaforscher. Der Fokus müsse aber definitiv darauf liegen, den Klimawandel zu begrenzen. «Wir haben die Wahl zwischen einer Welt knapp über 1,5 Grad Celsius, oder 2 oder 3, oder noch mehr.»
Auf einen Mix zwischen «Klimakrise bekämpfen» und Schutzmassnahmen würde auch Nicola Siegrist setzen, abtretender Juso-Präsident und Zürcher Kantonsrat. «Wir spüren die Auswirkungen der Klimakrise immer mehr in der Schweiz. Bisher waren die Folgen für viele höchstens mühsam, und nur für wenige gefährlich, wie etwa in Zermatt oder im Misox. Aber immer mehr wird es für alle richtig gefährlich», sagt Siegrist. Deshalb müsse die Aufgabe, die Klimakrise zu bewältigen, bei allen oberste Priorität haben.
Gleichzeitig müsse man die Infrastruktur den neuen Wetterextremen anpassen. Gerade bei Starkregen denkt Siegrist daran, Flüsse und Bäche so zu gestalten, dass sie solche Ereignisse besser auffangen können, etwa durch Renaturierungen. Aber auch das Stichwort Schwammstadt werde wichtiger. «Eine Schwammstadt bedeutet, dass man möglichst viel Regenwasser abspeichert, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten, wodurch es zu Überschwemmungen führen würde», sagt Siegrist. Um grosse Schäden durch Wetterextreme zu verhindern, sei es auch essenziell, das Krisenmanagement auszubauen, damit alle Staatsebenen schnell zusammenarbeiten können und die Bevölkerung zeitnah informiert werde.
Siegrist und die Juso möchten auch diejenigen zur Verantwortung ziehen, welche die Klimakrise befeuern. «Unsere Erbschaftssteuer, die vererbte Vermögen ab 50 Millionen Franken zu 50 Prozent besteuern möchte, setzt genau da an. Denn oftmals tragen Unternehmen und ihre Besitzer unverhältnismässig zur Klimakrise bei. Diese würden durch unsere Initiative besteuert und das Geld würden wir zur Bekämpfung der Klimakrise verwenden.»
Gar kein Fan von dieser Idee ist die SVP. «Zu denken, dass wenn Reiche mehr Steuern bezahlen für das Klima, es keine Unwetter mehr im Wallis gibt, ist genau so ein Wunschdenken, wie dass ein Regentanz tatsächlich Regen bringt», sagt der Walliser SVP-Nationalrat Michael Graber. Der Fokus auf das Klima sei seiner Meinung nach falsch, um die Wetterextreme anzugehen. «Die Schweiz ist für ein Promille des weltweiten Co2-Ausstosses verantwortlich. Wenn wir dann auf null sind, weiss niemand, was das ändert. Es weiss auch niemand, wie viele Unwetter es dann weniger gibt», sagt Graber.
Der SVP-Nationalrat findet, dass wir uns an die Extremwettersituationen anpassen müssen. Es benötige mehr Hochwasserschutz, mehr Staumauern, eine angepasste Infrastruktur und auch mehr Erdrutschmassnahmen. «Die Verhinderungspolitik der Umweltverbände ist verantwortlich dafür, dass in Zermatt die Wassermassen ungenutzt ins Tal donnerten – weil sie jeden Plan zu Staumauern im Wallis bekämpfen», sagt er. Dabei liege die Lösung auf der Hand: Man müsste mehr Staumauern bauen, um das Wasser zu speichern und in saubere Energie umzuwandeln, anstatt bei Starkregen zu viel Wasser ins Tal fliessen zu lassen, was zu Überschwemmungen führe. (kma)
Genau. Ein Mäuerchen hätte die Katastrophe in Zermatt und im Misox verhindert.
Das einzige was korrekt ist bei seinen Aussagen: „man weiß es nicht“
Wir brauchen dringend die Renaturierung von Flüssen, Schwammstädte, Liebe und Respekt für die Natur... und Bescheidenheit, meine Herren von der svp