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Schade, ist Thomas
Hurter nicht Bundesrat geworden. Der Schaffhauser Nationalrat hÀtte
nicht nur wegen seiner imposanten Statur das Format fĂŒr das Amt
gehabt. Bis zuletzt liebÀugelte er mit einer «wilden» Kandidatur, doch es sollte nicht sein. Dabei wÀre die Chance intakt
gewesen, dass die SVP Hurter letztlich akzeptiert hÀtte. Immerhin
wurde er von seiner Kantonalpartei vorgeschlagen und von der internen
Findungskommission fĂŒr wĂ€hlbar befunden.
In keinem Kanton
schnitt die SVP bei den Wahlen im Oktober so gut ab wie in
Schaffhausen. Die Ausgangslage war zudem gÀnzlich anders als bei der
Abwahl von Christoph Blocher vor acht Jahren. Den Mitte-Parteien aber
fehlte der Mut, sich mit der SVP anzulegen und ihr mit Thomas Hurter einen nicht offiziellen Kandidaten vor die Nase zu
setzen. Nun hat die Volkspartei ihren Willen bekommen, die
arithmetische Konkordanz ist wieder hergestellt.
Guy Parmelin ist es
geworden, und das ist bedauerlich. Nicht, weil er ein unangenehmer
Mensch wÀre, keineswegs. Im Nationalrat aber ist er seit seiner Wahl
2003 nie ĂŒber den Status des HinterbĂ€nklers hinaus gekommen. In den
Hearings der Fraktionen hat der Weinbauer aus der Waadt kaum jemanden
ĂŒberzeugt. FĂŒr ihn sprach einzig die Tatsache, dass er sich zu
heiklen Themen wie den Menschenrechten etwas flexibler geÀussert hat
als seine Mitbewerber.
Es ist auch keine
Empfehlung, dass er ausser Französisch kaum eine Sprache wirklich
beherrscht. Deutschsprachige TV-Interviews verweigere er, vermeldete
TeleZĂŒri. Mit drei Romands im Bundesrat dĂŒrften kĂŒnftige
Ersatzwahlen zu einer Knacknuss werden. Welche Partei muss einen
welschen Sitz abgeben? Und was ist mit dem Anspruch der italienischen
Schweiz, wieder einmal im Bundesrat vertreten zu sein? Eine Mehrheit
von vier «Lateinern» lÀsst sich kaum vermitteln.
Die
Fraktionssprecher betonten, sie wollten fĂŒr das Land die beste
Lösung. GewĂ€hlt hat das Parlament das kleinste Ăbel. Mut hĂ€tte es
gehabt, wenn es Norman Gobbi gekĂŒrt hĂ€tte. Der Tessiner war trotz
seines Rufs als «Lega-Hooligan» der geeignetste Kandidat. Nun hat
die SVP der Schweiz einen halben Bundesrat beschert. Das ist an sich
nichts Neues, mittelprÀchtige Figuren in der Landesregierung waren
eher die Regel als die Ausnahme. Und wer weiss, vielleicht entwickelt
Guy Parmelin in seinem Amt ungeahnte QualitÀten.
Ungeachtet dessen
muss man allen Parteien ein schlechtes Zeugnis ausstellen. In erster
Linie der SVP, die personell mehr Masse als Klasse aufweist. Jene
Mitglieder, denen man den Job zutrauen wĂŒrde, wollten oder durften
nicht antreten. Auch die Ausschlussklausel in ihren Statuten ist ein
Ărgernis. Faktisch schrĂ€nkt sie das Wahlrecht der Bundesversammlung
nicht ein, psychologisch aber hat sie durchaus eine solche Wirkung.
Einen schlechten
Eindruck hinterliessen auch die Parteien des Mitte-Spektrums. Sie
hatten nicht die Kraft, sich dem Diktat der SVP zu widersetzen, und
wÀhlten einen nominierten Kandidaten in der Hoffnung auf Ruhe. Dabei
wird sich die SVP höchstens punktuell mÀssigen. Eine echte «Einmittung» liegt nicht
drin, wenn sie keine WÀhlerverluste am rechten Rand riskieren will. Bei den Themen AuslÀnder und Europa wird sie auch mit zwei BundesrÀten kompromisslos agieren.
Die Wahl war auch
kein Ruhmesblatt fĂŒr die SP, die sich mit ihrer hektischen Suche nach
Sprengkandidaten kindische Spielchen betrieb. Den Mut zur
konsequenten Lösung hatte sie nicht: Den Rauswurf der SVP aus dem
Bundesrat zu fordern. Der Grund dafĂŒr ist simpel: Die
Sozialdemokraten wissen zu gut, dass dieser Schuss nach hinten
losgehen kann. Die BĂŒrgerlichen könnten stattdessen die SP von
Ămtern und PfrĂŒnden fernhalten. Dieses Risiko wollte sie nicht
eingehen.
Die Bundesratswahl
2015 wird nicht als Ruhmesblatt in die Geschichte eingehen.
Vielleicht muss man eine bekannte Redensart zitieren: Jedes Land hat
die Regierung, die es verdient.