Übersetzung
Dieser Text wurde von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie geschrieben, wir haben ihn für euch übersetzt.
Ein Jugendlicher stirbt nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei. Es folgen zwei Nächte voller Ausschreitungen, Brände, Zusammenstösse. Dabei werden ein Politiker verprügelt, Busse zerstört und ein Quartier vor laufender Kamera verwüstet. Und dennoch: Wir hören kein Wort. Weder von der Waadtländer Regierung noch von der Stadt Lausanne. Schweigen. Es ist ohrenbetäubend. Und der Hass zwischen den Extremen kocht derweil weiter hoch.
Dieser Text wurde von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie geschrieben, wir haben ihn für euch übersetzt.
Erst am Dienstagmittag geben die Behörden ein erstes Lebenszeichen: Die Stadt verurteilt die Ausschreitungen in Prélaz und kündigte eine verstärkte Polizeipräsenz an, um neue Gewaltausbrüche zu verhindern. Mehr nicht.
Könnte man sich vorstellen, dass ein anderer Kanton, eine andere Schweizer Stadt, Gerüchte in den sozialen Netzwerken und urbane Gewalt so einfach laufen liesse, ohne eine klare und offizielle Stellungnahme? Nein. Man hätte das berechtigte Bedauern über den Tod eines Jugendlichen gehört, aber auch die klare Verurteilung der Gewalt und der Hassreden – sowohl auf der Strasse als auch im Netz.
Wir erinnern uns an den Kanton Neuenburg, der kürzlich von zwei Dramen erschüttert wurde:
Auch dort griffen Gerüchte um sich. Hass und Fremdenfeindlichkeit breiteten sich massenweise über die sozialen Netzwerke aus. Doch jedes Mal sorgte die Transparenz der Behörden, durch einen Gemeinderat vermittelt, für Beruhigung: Man erklärt, man informiert, man verurteilt.
In Lausanne? Nichts. Keine Erklärung, keine Einordnung. Nicht ein einziges offizielles Wort, um das Untragbare zu benennen, um die Menschen zu einen. Niemand hält das Steuer.
Wenn die Waadtländer Regierung und die Stadt schweigen, dann vielleicht, weil sie glauben, es handelt sich noch immer um ein simples Ereignis aus der Polizeirubrik. Das ist falsch. Was hier auf dem Spiel steht, ist mehr als das. Es geht um das Zusammenleben.
Doch anstatt das Feuer zu löschen und das Ausmass der Ereignisse richtig einzuschätzen, begingen die Behörden einen zweiten Fehler: Sie schütteten einen Kanister Benzin ins Feuer. Gefangen in einem realitätsfernen Verwaltungsdenken wählten sie den denkbar schlechtesten Moment, um die erschreckenden Ergebnisse einer Untersuchung über Rassismus in der Lausanner Polizei zu veröffentlichen.
Natürlich muss man solche abscheulichen Taten anprangern. Aber niemand fragte sich: Ist es sinnvoll, diese Enthüllungen unmittelbar nach Ausschreitungen zu machen, die genau durch den Vorwurf von Polizeirassismus ausgelöst wurden? Falsches Timing. Falsches Signal.
Der zuständige Gemeinderat Pierre-Antoine Hildbrand (FDP) sprach bei dieser Pressekonferenz zur Untersuchung den Angehörigen des toten Jugendlichen sein Beileid aus. Das war notwendig. Doch dort, wo es angebracht gewesen wäre, eine Perspektive aufzuzeigen, geschah nichts. Kein Lösungsansatz. Nur flache Worte, ohne Richtung, ohne Entschlossenheit.
Am Dienstag versprach derselbe Lausanner Politiker eine verstärkte Polizeipräsenz, um die Wut einzudämmen.
Hat Lausanne damit doch noch seinen Kapitän gefunden?
Fehler 2: Leute gehen auf die Strasse und werden Gewalttätig.
Bei beidem muss die Polizei einschreiten.
Also wer hat Fehler gemacht?
Stimmt das hätte sicher als beste Kommunikation gegolten, wenn man unliebsame Untersuchungsergebnisse zurückhält, um einen besseren PR-Spin drauzupacken. Sorry aber eine schlecht geratene Kommunikationsstrategie mit gezielter Intransparenz zu beantworten, ist schon auch kein Meisterstück...