Der oberste Impfchef Christoph Berger empfiehlt neuerdings die Covid-Impfung für Schwangere. Er hat nun vor, die Impfempfehlung zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) entsprechend zu ändern. Die Behörde hält sich bis jetzt allerdings zurück: Man hätte die Frage zwar diskutiert, sagte Virgine Masserey vom BAG am Dienstag vor den Medien. Ob und wann eine Anpassung komme, beantwortete sie allerdings mit: «Das kann ich nicht sagen.»
Aktuell ist die Impfung gemäss Informationsblatt für Schwangere möglich, aber «noch nicht generell empfohlen». Nur Frauen mit Vorerkrankung wird explizit dazu angeraten.
Eine verwirrende Haltung. Was daraus resultiert, ist Misstrauen. Viele – eigentlich impfwillige – Frauen entscheiden sich momentan gegen die Covid-Impfung. Wer die Impfung allerdings will, scheitert dann in der Arztpraxis: Schwangere Frauen brauchen für die Impfung ein Attest, doch die meisten Ärztinnen und Ärzte stellen ihnen ein solches oft nicht aus – verständlich, sie orientieren sich an der Weisung des BAG.
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Dass sich so viele Menschen wie möglich impfen lassen würden, wäre im Sinne des BAG. Masserey, die Leiterin der Sektion Infektionskontrolle, betonte am Dienstag immer wieder den Nutzen und mahnte: Die Spitäler kämen wieder an ihre Grenzen, die USA habe die Schweiz auf die höchste Warnstufe gesetzt und der Herbst stehe vor der Tür. Auch der Blick auf die Impfquote ist ernüchternd: Aktuell sind hierzulande knapp 52 Prozent vollständig geimpft.
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— Impfstatus Schweiz (@ImpfstatusS) August 31, 2021
Eigentlich wäre die Faktenlage da, sagt Impfchef Berger. Der Impfstoff stelle kein Risiko für Mutter und Kind dar – «weder vor der Schwangerschaft, noch währenddessen, noch danach oder beim Stillen», so der Präsident der eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF). Die USA, Grossbritannien und die Deutschen Ärztegesellschaften empfehlen die Impfung für Schwangere bereits.
Es liegt jetzt am BAG, in der Impffrage für werdende Mütter klar und offen zu kommunizieren. Alles andere weckt Misstrauen. Mit der Übersetzung des Informationsblattes in unterschiedliche Sprachen ist es alleine nicht getan. Wichtig wäre, Fachgruppen aus der Gynäkologie und der Allgemeinmedizin beizuziehen, die die neue Weisung mittragen.
Mein Gyn ist zum Glück Realist, das Attest bekam ich auch als Nichtrisikopatientin sofort. Er meint, es bleibt nur anstecken oder impfen - die Wahl sollte gerade schwanger mit den aktuellen Zahlen einfach sein (siehe Risiko füe schwere Verläufe während der SS). Er hat das Thema nicht von sich aus angesprochen, mich also nicht gedrängt, überredet oder eingeschüchtert, aber dann zu meiner Entscheidung gratuliert. Auch betreffend möglichem Nestschutz für das Baby.
Das Problem ist bei den Schwangeren ja auch, das bei einem schweren Krankheitsverlauf die Medikamente stark eingeschränkt sind, da diese dem ungeborenen Schaden könnten.
Ich wüsste nicht wie ich damals entschieden hätte, wenn es die Impfung schon gegeben hätte. Mit dem heutigen Wissen würde ich mich aber auf jedenfall Impfen lassen.