Zu Beginn müssen wir schnell die Begriffe klären. Zivildienst ist nicht gleich Zivilschutz. Die Zivilschützer kennt man mit den grün-orangen Tenues. Sie sind im Katastrophenfall für «Schutz, Betreuung und Unterstützung der Bevölkerung» zuständig. Zum Zivilschutz wird man eingeteilt, falls man weder militär- noch zivildienst-, jedoch schutzdiensttauglich ist. Also etwas salopp gesagt: Der Zivilschutz ist etwas zwischen tauglich und untauglich.
Während der Zivildienst ein Ersatzdienst ist, bei dem man voll militärdiensttauglich sein muss, sich danach aber mittels eines Gesuches umteilen lassen kann.
Der ganze Zivildienst soll nun aber (erneut) unattraktiver gemacht werden. Die Story dazu hier:
Dass es bei Weitem nicht das erste Mal ist, dass man die Zivis mit strengeren Auflagen «abschrecken» will, gibt mir zu denken. Denn anscheinend hat keine/r der Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die für eine Verschärfung des Zugangs zum Zivildienst gestimmt haben, je einen Zivi in Aktion erlebt. Anders lässt sich mir das zivifeindliche Drücken des Abstimmungsknopfes nicht erklären.
Ich leiste in diesen Tagen meinen letzten Zivildiensteinsatz als Klassenassistenz an einer Innerschweizer Schule. In den letzten knapp zehn Jahren war ich an verschiedensten Orten tätig:
In dieser Zeit habe ich nicht nur die verschiedenen Regionen der Schweiz, sondern auch viele Menschen kennengelernt. Es sind Menschen, die dankbar waren, dass ich da war.
Die Liste hier könnte noch lange weitergehen, da die Bereiche, in denen ein Zivi auch ohne grosses Fachwissen wirklich etwas bewirken kann, vielfältig sind. Nicht nur im sozialen Bereich.
Natürlich gab es auch Aufgaben, die eher auf der sinnbefreiten Seite anzusiedeln waren. Als ich in der erotischen Bücherei in Lausanne das Frosch-Kamasutra und andere, mehr oder weniger ansprechende, Literatur archivieren musste (ja, auch das gibt's als Zivi). Aber immerhin habe ich da nicht stundenlang meinen Mutz gesucht oder mein Zimmer mit Spätpubertierenden in Tarnanzügen mit Pornoheftli unter der Matratze geteilt.
Klar, ich werfe jetzt auch mit Klischées und gefährlichem Halbwissen über das Militär um mich. Aber genau das wird tagtäglich mit dem Zivildienst gemacht.
Leider nicht nur auf den Strassen der Schweiz, sondern offensichtlich auch im Parlament.
Trotz allem weiss ich nicht, ob ich nochamls den militärischen oder den zivildienstlichen Weg einschlagen würde. Dank dem Militär habe ich sehr viel über Politik gelernt, wie bürgerliche Milliarden "sinnlos" verpulvern können. Ich habe sehr viel über Teamführung gelernt (und habe perfekte Beispiele getroffen für Menschen, welche NIE andere Menschen führen sollten und Menschen, welche selbst das sinnlose Warten im Herd/Matsch bei -10 Grad ertragbar machen konnten). Vielleicht hätte ich dies auch im Zivildienst gelernt, dank dem Militärdienst wähle ich immer links :-)
Ich glaube, wer gegen Zivildienst ist, hat vermutlich selbst noch keine Erfahrungen damit gemacht, oder möchte sich profilieren.
Das Problem ist nicht, dass der Zivildienst zu attraktiv ist. Das Problem ist, dass das Militär zu scheisse ist.