Dieses Wochenende, vom 9. bis 11. September geht es auf dem Albisgüetli wieder rund: Zuckerwatte, Putschautos und Schiessstände locken wieder zahlreiche Besucher aus Zürich und den angrenzenden Kantonen ans Knabenschiessen. Doch was wird dabei überhaupt gefeiert?
Die Ursprünge des Knabenschiessens lassen sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Zum ersten Mal schriftlich festgehalten wird die «Knaben Schüsset» im Jahr 1656. Damals galt sie einem ganz und gar nicht vergnüglichen Zweck: der militärischen Ausbildung. Die Wehrpflicht galt damals ab 16 Jahren. Nach dem Dreissigjährigen Krieg mussten die Jungs während der sogenannten «Hundstage» zwischen Mitte Juli und Anfang September an Schiessübungen teilnehmen. Quasi als krönenden Abschluss wurden sie dann einer Art Prüfung, der «Knaben Schüsset», unterzogen.
Bis 1847 fand diese Prüfung beim Schützenhaus auf dem Platz statt, wo heute der Hauptbahnhof steht. Die Schiessprüfung wurde mit der Zeit zunehmend festlich begleitet von Musik und Umzügen. Als die Stadt durch das Eingliedern der umliegenden Gemeinden stark anwuchs, war der Stadtrat, der das Knabenschiessen bis anhin organisiert hatte, dazu – nach eigener Auffassung – nicht mehr in der Lage. In den Folgejahren fanden die dezentralisierten Sportanlässe, die der Stadtrat stattdessen durchführen wollte, keinen Anklang.
Als 1898 die neue Schiessanlage im Albisgüetli eingeweiht wurde, ergriff die Schützengesellschaft ihre Chance und stellte beim Stadtrat ein Gesuch auf Wiedereinführung des Knabenschiessens. Dieses wurde gutgeheissen, unter der Bedingung, dass die Schützengesellschaft die organisatorische Verantwortung übernahm. Am Wettbewerb von 1899 nahmen schliesslich 2000 Jungen teil.
Zwischen 1914 und 1918 fiel das Zürcher Volksfest aus. Während des Ersten Weltkriegs wurde ausserhalb der Armee keine Munition zur Verfügung gestellt. Weil es im Herbst 1918 einen Generalstreik gab, wurde auch im Folgejahr kein Knabenschiessen durchgeführt. Und auch während des Zweiten Weltkriegs fand das Schiessen in den Jahren 1939 und 1940 nicht statt.
Die Teilnahmebedingungen haben sich im Laufe der Jahre immer wieder geändert und wurden ausgeweitet. Waren es im 18. Jahrhundert noch zwölf bis fünfzehnjährige Jungs, die teilnahmen, sind es heute dreizehn- bis siebzehnjährige Jugendliche aus dem ganzen Kanton Zürich, die mitmachen dürfen. Als 1991 das 700. Jubiläum der Eidgenossenschaft gefeiert wurde, liess man zur Feier des Tages auch die Mädchen schiessen. Auch wenn es damals einige Wutbürger erzürnte, kann man sich seither kein Knabenschiessen mehr ohne Schützinnen hinter dem Gewehr vorstellen.
Am Samstagmorgen um 10 Uhr beginnt jeweils der traditionelle Schiesswettbewerb. Die Schützinnen schiessen aus 300 Metern Entfernung fünfmal mit einem «Sturmgewehr 90» der Schweizer Armee auf eine Scheibe. Die Maximalpunktzahl pro Schuss beträgt sechs. Für jeden Schuss, der die Scheibe trifft, gibt es einen zusätzlichen Punkt. Es können also maximal 35 Punkte erzielt werden – wenn dies mehrere Personen schaffen, kommt es am Montag zu einem Ausstich-Schiessen.
Anschliessend gratulieren der Zürcher Regierungs- und der Stadtrat der Königin und es gibt ein Festbankett. Danach gibt es einen Umzug mit Musik und Trachtenmädchen für alle Teilnehmenden mit 32 oder mehr Punkten, bei welchem auch der Gewinner mitmacht. Im darauffolgenden Frühling darf die Schützenkönigin ausserdem am Sechseläuten als Gast der Weggenzunft mitlaufen.
Preise gibts nicht nur für den Schützenkönig, sondern auch für die besten Schützinnen eines Jahrgangs oder Quartiers. Auf einem Gabentisch stehen 2500 Preise bereit für alle, die 28 oder mehr Punkte erreichen. Die Preise werden durch Sponsoring, Naturalgaben und von der Schützengesellschaft finanziert.