Schweiz
Landwirtschaft

Schweizer Bauern demonstrieren mit Traktorversammlungen

Traktoren formen ein "SOS" im Rahmen eines Bauernprotestes, aufgenommen am Donnerstag, 29. Februar 2024, in Gossau. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Traktoren formen in Gossau SG im Rahmen eines Bauernprotests ein SOS-Zeichen, aufgenommen am 29. Februar 2024.Bild: KEYSTONE

Schweizer Bauern starten schweizweit koordinierte Protestaktion

29.02.2024, 21:3929.02.2024, 21:43
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Hunderte Bauern haben am Donnerstag an mehreren Orten in der West- und der Deutschschweiz für bessere Arbeitsbedingungen protestiert. Sie versammelten sich mit Traktoren und sandten symbolische Hilferufe aus. Sie kritisierten den aus ihrer Sicht zu tiefen Milchpreis.

Zu grösseren Versammlungen kam es insbesondere in Echallens VD, Boudevilliers NE, Perly-Certoux GE, Lussy FR, Saignelégier JU und Reconvilier BE. Aber auch in der Deutschschweiz versammelten sich Bauern mit Traktoren und formierten sich in «SOS»-Schriftzügen, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichteten. In der Nähe von Echallens kamen am frühen Abend etwa 200 Traktoren auf einem Feld zusammen.

Demos fanden unter anderem auch in Gossau SG, Weiningen TG und Amriswil TG statt. In Gossau wurden mehrere Dutzend Traktoren gezählt. Für Freitag waren weitere Mobilisierungen geplant, etwa im Kanton Zürich.

«Ziel ist es, die Preise unserer Produkte unter Druck zu setzen», sagte Arnaud Rochat, Bauer aus Bavois VD und Mitinitiator der Bauernproteste. «Die Bauern fordern langfristig lohnende Preise, damit unser Beruf lebensfähig ist. Wir wollen für das, was wir produzieren, mit Preisen bezahlt werden, die unsere Kosten berücksichtigen. Es ist immer noch ein Problem, wenn Milch billiger ist als Wasser in Flaschen.»

Gegen «verfehlte Agrarpolitik»

Ziel sei aber auch, dass die Menschen die Bauern besser wahrnehmen und verstehen würden. Die Landwirtschaftsrevolte sei eine Möglichkeit, «einer neuen, motivierten jungen Generation von Bauern Hoffnung zu geben und eine glückliche Zukunft zu sichern», sagte Rochat.

In Gossau sagte ein Bauer an der Demonstration der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, man drückte die Unzufriedenheit über die «verfehlte Agrarpolitik mit widersprüchlichen Vorschriften und dem zu tiefen Milchpreis» aus.

Nach den Bauern-Mobilisierungen in Frankreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern hatte die Revolte Ende Januar auch die Schweiz erreicht. Am Samstag zum Beispiel hatten Bauern in der Westschweiz an mehreren Orten Protestfeuer entzündet. Damit riefen sie zur Solidarität gegenüber Forderungen nach besserer Entlöhnung auf. Die Bevölkerung wurde eingeladen, sich der Bewegung anzuschliessen.

Petition an den Bundesrat

Am 12. Februar hatten der Schweizer Bauernverband und weitere Organisationen eine von 65'000 Personen unterschriebene Petition mit Forderungen nach mehr Anerkennung des Engagements der Landwirtschaft an den Bund und verschiedene Grossdetailhändler übergeben. In der Petition wird der Bundesrat aufgefordert, nicht auf Kosten der Bauern zu sparen.

Und in einer gemeinsamen Mitteilung hatten sich der Schweizerische Bauernverband (SBV), die Westschweizer Bauernorganisation Agora und die Westschweizer Landwirtschaftskammern besorgt über die Situation der Schweizer Bauern gezeigt. Ihre Forderung: In Zukunft sollen die Preise auf der Grundlage der Produktionskosten und der eingegangenen Risiken festgelegt werden, um ein angemessenes Einkommen zu ermöglichen.

(hah/sda)

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Jürg
29.02.2024 22:17registriert Januar 2015
Mit Luxus-Traktoren, die ein Heidengeld kosten eine Demo machen, weil man zu wenig Geld bekommt. Ganz mein Humor.
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Stromer5
29.02.2024 23:27registriert Juli 2015
Da hat aber Markus Ritter keine Freude, wenn sein ach so tolles Bauernimage ramponiert wird durch die Streiks 😉
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Voraus denken!
01.03.2024 06:03registriert März 2022
Sehr teure Staatsangestellte protestieren gegen den Staat indem sie den Steuerzahlern, ergo den Finanzierern des Staates, im Weg stehen.

Bin gespannt wie viel Rückhalt das in der Gesellschaft generiert.

Bei mir: Null
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