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Grippewelle Schweiz: «Das subjektive Empfinden täuscht nicht»

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Mit den kühleren Temperaturen kommt sie gratis dazu: Die laufende Nase.Bild: shutterstock

Sind wir wirklich alle krank? «Das subjektive Empfinden täuscht nicht»

(Fast) alle liegen flach. Zahlen des neuen BAG-Infoportals zeigen: Respiratorische Infektionen nehmen zu. Woran liegt's?
09.11.2023, 16:41
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Alle paar Minuten hustet ein Gspänli im Grossraumbüro. Daheim ist das Kind erkältet. Die Freundin sagt das Abendessen ab, weil sie flachliegt.

Willkommen, Erkältungssaison.

Gestern Mittwoch hat das Bundesamt für Gesundheit BAG ein neues Infoportal für übertragbare Krankheiten aufgeschaltet. Darauf zu finden: Daten zu Infektions- und Erkrankungsfällen, neben weiteren respiratorischen Viren sind die Influenza und Covid-19.

Die BAG-Zahlen bestätigen den subjektiven Eindruck: Die respiratorischen Infektionen nehmen zu. Dabei gilt, zu beachten: Die Covid-19-Herbstwelle steigt demnach aktuell an. Allerdings auf deutlich tieferem Niveau als in den Vorjahren.

Entwarnung gibt es bei der saisonalen Grippewelle. Diese hat noch nicht begonnen, wie aus dem Infoportal hervorgeht. Die Arztbesuche wegen grippeähnlicher Erkrankungen bleiben im Vergleich zu den zwei Vorwochen konstant. Es zeigt sich lediglich eine leichte Zunahme von positiven Influenza-Labormeldungen.

Mehr Arzt-Besuche als vor Corona

Und doch: Verglichen mit den Vor-Corona-Jahren gingen in den letzten Wochen mehr Patienten zum Arzt. Dies wegen grippeähnlicher Erkrankung, wie diese Grafik schön zeigt:

Konkret: Aktuell kommen auf 100'000 Einwohner 50,93 Erkrankte. In den Vor-Corona-Jahren waren es in der gleichen Kalenderwoche deutlich weniger. Die Ausnahme: Der erste Corona-Winter 2020/21. Dort kamen auf 100'000 Einwohner 115,73 Erkrankte.

«Die Anzahl der Konsultationen aufgrund grippeähnlicher Erkrankungen in dieser Saison ist mit der Entwicklung der letzten zwei Jahre vergleichbar», sagt BAG-Sprecher Simon Ming, sie liege aber weiterhin über dem vorpandemischen Erwartungswert.

Auch Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, bestätigt:

«Das subjektive Empfinden täuscht nicht, die Informationen aus den verschiedenen Erhebungssystemen deuten in der Tat auf eine steigende Häufigkeit von respiratorischen Erkrankungen in der Schweiz hin.»

Woran liegt das? Eine Rolle dabei spiele das Coronavirus. «Insgesamt ist das Infektionsgeschehen von August bis November in Bezug auf SARS-CoV-2 tatsächlich zunehmend», sagt Hauri. Aktuell zirkulierten gemäss BAG-Überwachung am häufigsten SARS-CoV-2 und Rhinoviren.

Dass die saisonale Grippewelle noch nicht begonnen hat, bestätigt auch Hauri. Der oberste Kantonsarzt sagt: «Das könnte sich jedoch bald ändern, weil der Anstieg der grippeähnlichen Erkrankungen mit der Entwicklung der letzten drei Saisons vergleichbar ist und über dem vorpandemischen Erwartungswert für diese Jahreszeit liegt.»

Warum sind so viele krank?

Die Immunität der Bevölkerung lässt laut Hauri zum Teil nach, das dürfte von Bedeutung sein dafür, dass verschiedene Atemwegs-Viren kursierten und sich vermehrten. Zudem halten wir uns weniger im Freien auf und in Innenräumen wird die Übertragung begünstigt.

«Das tatsächliche Ausmass ist jeweils schwer abzuschätzen und hängt von verschiedenen Faktoren ab», sagt Hauri. Zu diesen Faktoren würden zum Beispiel Art und Ausmass der Mutationen der Viren zählen. Oder auch, ob und wie stark die Immunität nachlasse und wie gut sich die Menschen mit nicht-pharmazeutischen Massnahmen wie Distanzhalten schützten.

Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Praesident der Vereinigung der Kantonsaerztinnen und Kantonsaerzte VKS, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 21.  ...
Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, und uns allen noch in Erinnerung aus der Corona-Zeit.Bild: keystone

Positiv zu vermerken ist laut Hauri: «Eine mutationsbedingte ausgeprägte Verschärfung der krankmachenden Eigenschaften von SARS-CoV-2 wird seit längerem und aktuell nicht festgestellt.» Das BAG formuliert es so: «Genaue Aussagen dazu, wie sich die Wintersaison entwickelt, kann man nicht machen», sagt Sprecher Ming.

Was ist mit der Dunkelziffer?

«Man erreicht nur die Patienten und Patientinnen, die auch einen Arzt aufsuchen. Nur sie fliessen in die Meldungen ein», sagt BAG-Sprecher Ming. Dies sei ein systeminhärentes Problem aller Surveillance-Systeme. Das sei dieses Jahr nicht anders als in Vorjahren.

Heisst: Genaue Zahlen, wie viele Menschen tatsächlich gerade krank sind, gibt die Statistik nicht her.

Ein Grund zur Sorge?

Hauri winkt ab: «Grundsätzlich erwarten Epidemiologen die saisonale Zunahme von Krankheiten, die über die Atemwege übertragen werden.» Die aktuelle Entwicklung erfolge somit nicht überraschend.

Auch beim BAG heisst es, dass in den kälteren Monaten und dem Anfang der Wintersaison ein Anstieg von respiratorischen Viren zu erwarten sei.

Wie kann ich mich schützen?

Mit den Hygienemassnahmen, die wir alle in der Corona-Pandemie gelernt und angewendet haben: «Bleiben Sie zu Hause!», wie das Gesundheitsminister Alain Berset gebetsmühlenartig gepredigt hatte. Dazu dieser Ohrwurm:

Und: Husten und Niesen nur in die Armbeuge.

Zudem: Maske tragen in Innenräumen. Das schützt am besten, wie inzwischen hinlänglich erwiesen ist.

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114 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mood
09.11.2023 18:28registriert Juni 2023
Ich habe gemerkt, dass es gar nicht so Sinn macht zum Arzt zu gehen. Gehe allerdings nur, wenns mir länger als 3 Tage mies geht und ich das Arztzeugnis brauche. Beim Hausarzt: Eine Diagnose krieg ich sowieso nicht, nur Vermutungen, meine Infos werden in den PC notiert, Untersuchung (falls überhaupt) fällt mickrig aus und die Medikamente, die sie verschreiben würden, habe ich mir schon in der Apotheke geholt. Ich merke schon, dass ich nur wie am Fliessband bearbeitet werde und Kosten gespart werden, ausser man liegt im Sterben und besteht auf weitere Untersuchungen, die man sich ergoogelt.
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CindyA
09.11.2023 17:11registriert September 2015
Das mit den Zählungen der Arztkonsulationen macht natürlich Sinn aber ist für mich nicht aussagekräftig. Man sollte zB Arbeitgeber nach Krankmeldungen befragen, würde mE mehr aussagen (auch wenn Kinder, Senioren, Arbeitslose, etc. natürlich nicht mitgezählt würden - schon klar). Denn wer geht bei einer Erkältung/Grippe zum Arzt?
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VeganerApfelstrudel
09.11.2023 18:06registriert Mai 2022
In Ergänzung zu 4: Ja, ein Grund zur Sorge. Covid greift das Immunsystem, gut beobachtet durch Studien. Erste Resultate sehen wir jetzt wahrscheinlich.
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