«Wir setzten bei den Lockerungen auf einen Mittelweg», sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga an der Medienkonferenz am Mittwoch in Bern. Früher als geplant dürfen nun Museen, Restaurants und Fitnesscenter ihre Tore wieder öffnen. Doch damit verknüpft sind strenge Schutzmassnahmen.
Die zukünftigen Besuche werden nicht mehr die gleichen sein. Das kommt auf uns zu:
Kultur- und Kunstinteressierte kommen bald wieder auf ihre Kosten. Früher als gedacht dürfen auch Museen wieder Besucherinnen und Besucher empfangen. Den Verband der Museen der Schweiz freut's. Mit Hochdruck wird nun an einem Schutzkonzept gearbeitet.
«Die Museen müssen sich jetzt möglichst rasch neu organisieren», schreibt der Verband in einer Mitteilung. «Je nach spezifischen Bedingungen werden jedoch gewisse Museen zunächst nur teilweise oder auch etwas später öffnen», heisst es vom Verband weiter.
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Beim Landesmuseum in Zürich habe man bereits konkrete Schutzkonzepte vorbereitet, sagt Andrej Abplanalp, Leiter Marketing und Kommunikation beim Schweizerischen Nationalmuseum. Je nach Weisungen des BAG müssten diese womöglich noch modifiziert werden. Aus Sicherheitsgründen werden diese aber nicht kommuniziert.
Abplanalp würde jedoch eine einheitliche Lösung für alle Museen begrüssen: «Für die Besucherinnen und Besucher wäre es praktisch, wenn nicht jedes Haus eigene Regeln und Schutzmassnahmen hätte.» Man stehe in ständigem Kontakt mit Bern, verschiedenen Kulturinstitutionen und insbesondere mit dem Verband der Museen der Schweiz.
Der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenterverband (SFGV) machte bereits früh Druck. Primär aus gesundheitlichen und medizinischen Gründen sehe man eine zwingende Notwendigkeit, Kundinnen und Kunden sobald wie möglich wieder eine Trainingsmöglichkeit zu bieten, hiess es in einem Schreiben.
Mit funktionierenden Schutzkonzepten darf in den Centern wieder ab dem 11. Mai geschwitzt werden. Doch die Konzepte haben es in sich: Geöffnet werden ausschliesslich Gerätetrainingsflächen und Gruppen-Fitnessräume. Saunen, Wellnessbereiche und Kinderhorte bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Pro 100m2 Trainingsfläche sind maximal zehn Personen erlaubt. In den Gruppenlektionen müssen alle Teilnehmenden immer mindestens zwei Meter Abstand zueinander haben.
Bei den Kardiogeräten wird jede zweite Station geschlossen. Auch Kraftgeräte, die zu eng beieinander stehen, müssen gesperrt werden. Ein ähnliches Bild wird sich in den Garderoben zeigen: Jeder dritte bzw. jeder sechste Schrank darf benutzt werden, alle anderen werden gesperrt. Und auch in den Gemeinschaftsduschen darf nur jede zweite Dusche benutzt werden.
Ein Maskenobligatorium für Mitarbeitende empfiehlt der SFGV aber nicht. «Das muss jeder Betrieb selber entscheiden – im Vordergrund muss aber immer die Gesundheit der Mitarbeitenden und der Kundinnen sein», so Claude Ammann, Präsident des SFGV.
Auch die Gastronomie kann aufatmen. Nach anfänglichem Zögern des Bundesrates dürfen die Restaurants ab dem 11. Mai wieder Gäste bedienen. Doch auch hier sind die Schutzvorkehrungen streng. An einem Tisch dürfen maximal vier Personen Platz nehmen und zwischen den Tischen braucht es einen Mindestabstand von zwei Metern oder einem trennenden Element.
Der Branchenverband Gastrosuisse zeigt sich sichtlich zufrieden. Das erarbeitete Schutzkonzept liegt derzeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft, wie die htr Hotel Revue berichtet. Darin wird vorgeschlagen, dass alle Mitarbeitenden der Gastrobetriebe eine Schutzmaske tragen, wenn sie den Mindestabstand zu den Gästen nicht einhalten können. Eine generelle Maskenpflicht ist jedoch nicht gefordert. Auch nicht in der Küche, da die Übertragung des Coronavirus über Lebensmittel praktisch ausgeschlossen sei.
Ein Lichtblick gibt es auch in der Modebranche: Ab 11. Mai sollen auch Kleiderläden wieder Kunden empfangen dürfen. Viele feilen derzeit an den Schutzkonzepten für Mitarbeitende und Kundinnen und Kunden.
Das Deutsche Unternehmen Esprit, das auch in der Schweiz zahlreiche Läden betreibt, wird womöglich einen ziemlichen Mehraufwand nach Wiedereröffnung haben. Wie nau.ch berichtet, will Esprit von Kunden anprobierte Kleidungsstücke für 24 Stunden aus dem Verkehr ziehen. Dies, weil das Coronavirus Studien zufolge bis zu sechs Stunden auf Textilien überlebensfähig ist. Zum Schutz der Kunden wird die Quarantänezeit der Kleider vervierfacht.
Vergangenen Montag haben die SBB und Co. bereits Teile ihres Angebots wieder hochgefahren. Am 11. Mai folgt ein weiterer Schritt in Richtung Normalität. Am Donnerstag informierte die SBB über die Schutzmassnahmen.
«Kundinnen und Kunden des ÖV wird dringend das Tragen von Hygienemasken empfohlen, falls der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann», so SBB-Chef Vincent Ducrot.
Pendlerzeiten morgens und abends sollen, wenn möglich, umgangen oder schwächer frequentierte Verbindungen genutzt werden, hiess es in der Presskonferenz weiter. «Wer nicht muss, soll den ÖV weiterhin nicht benutzen», sagt Ducrot. Für das SBB-Personal gibt es ab 11. Mai eine Schutzmaskenpflicht. «Es finden ab diesem Zeitpunkt auch wieder Kontrollen statt», so Ducrot.
Um das Vertrauen der Bevölkerung wieder herzustellen, hat die SBB ebenfalls einen Plan. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, plane man, ab dem 11. Mai sichtbare Reinigungen an Billettautomaten, Bussen, Zügen und Trams durchführen.
In einem Interview Mitte April sagte Alex Rübel, Zoodirektor in Zürich, bereits, dass man sich auf die Wiedereröffnung vorbereite. Diese wird, so der Plan des Bundesrates, am 8. Juni stattfinden. Auch die Besucher des Zoos werden sich auf verschärfte Sicherheits- und Hygienevorkehrungen vorbereiten müssen.
«Mitarbeitende, die Kundenkontakt haben, werden Masken tragen», so Rübel. Für die Besuchenden des Zoos wird es aber keine Maskenpflicht geben. Zudem wolle man den Verkauf der Online-Tickets pushen. «So wollen wir möglichst versuchen, Menschenansammlungen, wie beispielsweise im Eingangsbereich, zu vermeiden», sagt Rübel.
Ob alle Hallen und Häuser geöffnet werden können, werde derzeit noch evaluiert. Klar ist jedenfalls, dass es durch die Häuser nur noch Einbahnstrassen geben werde. «Zudem werden wir die Anzahl Besucher in den Häusern begrenzen und elektronisch zählen.»
Eine Besucherbeschränkung für den ganzen Zoo sei nicht vorgesehen. «Wir haben eine relativ grosse Fläche auf der sich die Besuchenden verteilen können. Eine Beschränkung der Besuchenden wollen wir möglichst vermeiden, da sie schwierig umzusetzen wäre.»
Unklar ist derzeit noch, wie der Zoo das hauseigene Gastro-Angebot hochfahren wird. «Da warten wir noch ab. Denkbar sind aber Take-Away-Lösungen oder eine reduzierte Anzahl Tische im Aussenbereich», sagt Rübel.
Ebenfalls auf den 8. Juni öffnen die Kinosäle. Ob dann weniger Personen in einen Saal gelassen werden, Schutzmasken getragen oder gar die Sitze nach jeder Vorstellung desinfiziert werden, ist noch unklar. «Ein detailliertes Schutzkonzept ist bei uns in Arbeit», so René Gerber, Generalsekretär von ProCinema. «Das Schutzkonzept wird den Kinos so rasch wie möglich als Anleitung zur Umsetzung vorgelegt.»
Ich steh jetzt glaub auf dem Schlauch, aber die Aussage verstehe ich nicht. Ist ja nicht so, dass das Virus diese News lesen und so die Schutzmaßnahmen umgehen könnte. O_o
@Kinobetreiber:
Dass die Kinobesuche in letzter Zeit dramatisch abgenommen haben, habt ihr bestimmt schon mitgekriegt. Familien sind nach Kinobesuchen jeweils ruiniert, so schweineteuer ist ein Besuch im Kino fängs geworden.
Mein Tipp: Billete höchstens 14 Franken, Popcorn von 120 Franken wieder auf 5 Franken, Cola & Co. wieder auf 4 Franken. Unter dem Strich würde ich wieder 10x mehr pro Jahr ins Kino pilgern..
Warum macht der Bund keine solche Vorschriften für Büros?