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Mehr als ein Drittel der Bienenvölker sind eingegangen

Grösster Verlust seit zehn Jahren: Mehr als ein Drittel der Bienenvölker sind eingegangen

Das schlechte Wetter im Jahr 2021 hat den Bienen in der Schweiz zugesetzt. Zudem zeigt eine neue Studie wie Glyphosat die Hummeln gefährdet.
08.06.2022, 07:14
Wanja Staubli und Bruno Knellwolf / ch media
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Honeybees of apiculturist Benedict Reinhardt, pictured on April 29, 2010 in Therwil in the canton of Basel-Land, Switzerland. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)

Bienen des Baselbieter Imkers Benedict Reinhar ...
Bienen, die sich nach dem Winter zu einem gesunden Bienenvolk entwickeln, sind nicht selbstverständlich. Bild: KEYSTONE

Bienen, die von Blüte zu Blüte wandern, wecken Frühlings- und Sommergefühle. Doch der letzte Winter hat den emsigen Bestäubern besonders zugesetzt. Von den im Herbst eingewinterten Bienen sind über zwanzig Prozent eingegangen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um sieben Prozent und der höchste Verlust seit zehn Jahren. Mit Verlusten von vor und nach dem Winter eingerechnet sind sogar fast 40 Prozent der Bienen eingegangen. Das zeigt die jährliche Befragung der Imkerinnen und Imker von «BienenSchweiz», dem Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz.

Regional fällt der Anstieg sehr unterschiedlich aus. Besonders betroffen sind die Kantone Bern, Thurgau, Waadt, Zürich sowie die Kantone entlang der Schweizer Nordgrenze. Dort haben sich die Winterverluste verdoppelt bis verdreifacht. Im Tessin sind die Verluste dagegen zurückgegangen.

Grund für dieses Bienensterben ist das kalte und nasse Wetter im vergangenen Jahr. Weniger schlechtes Wetter gab es im Kanton Tessin, wo auch die Honigerträge entsprechend höher waren als andernorts. So konnten die Bienen dort mehr Nahrung finden und den Winter besser überstehen. In den anderen Regionen hat das schlechte Wetter zu einem tieferen Polleneintrag und damit zu einer Schwächung der Bienen geführt. Dadurch hat sich auch die Varroa-Milbe stärker ausgebreitet.

Herbizid schadet Fortpflanzung der Hummeln

Doch nicht nur das Wetter macht Bienen und anderen Insekten zu schaffen. Auch Mittel zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung können Schaden anrichten. Eine neue, im Fachmagazin Science publizierte Studie der Universität Konstanz hat den Langzeiteinfluss des Herbizids Glyphosat auf Hummeln untersucht. Glyphosat ist das meistbenutzte Herbizid weltweit.

Die grossen Bienen halten ihre Brut durch das Zittern ihrer Flugmuskulatur warm. Diese Thermogenese ist Voraussetzung für das Wachstum und die Fortpflanzung der Hummel-Kolonie. Waren die Hummeln langzeitig dem Pestizid ausgesetzt, nahm die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der richtigen Temperatur im Stock um mehr als 25 Prozent ab. Das Glyphosat hat weniger Auswirkungen auf die einzelne Hummel, gefährdet aber das Überleben und die Entwicklung der Brut.

Auf Gifte im Garten ist somit im Sinne von Bienen und Hummeln - und nicht nur dieser - zu verzichten. So kann dem Bienenschwund entgegengewirkt werden. Hilfreich ist auch eine Gartengestaltung, die den Bienen sowohl Nahrung als auch Nistplätze bieten. Dabei helfen Blumenwiesen, einheimische Sträucher und Strukturen wie Totholz oder leere Schneckenhäuser. Auch mit Wildbienenhotels kann ein Beitrag geleistet werden. Wer keinen Garten hat kann auch Balkon und Fensterbretter bepflanzen. (aargauerzeitung.ch)

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51 Kommentare
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Bikemate
08.06.2022 10:56registriert Mai 2021
und unsere SVP Bauern wollen weiterhin möglichst viel Düngemittel und Gift auf die Felder bringen und behaupten Bio sei böse und schlecht und würde den Welthunger verursachen.
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