Ab morgen darf wieder getanzt und gefeiert werden: Die Clubs können ihre Tore wieder öffnen. Doch: Um Punkt 24 Uhr wird, wie auch in den Restaurants und den Bars, der Stecker gezogen – so will es die Covid-19-Verordnung.
Anders sieht es in den Casinos aus: Dort können die Besucher bis in die frühen Morgenstunden zocken. Weil sie zu den Unterhaltungs- und Freizeitbetrieben gehören, haben sie keine Einschränkungen bei den Öffnungszeiten.
Das stösst den Gastronomen und Club-Betreiberinnen sauer auf. «Wir können das nicht verstehen. Dieser Entscheid führt zu einer noch grösseren Verwirrung», sagt Alexander Bücheli von der Zürcher Bar- und Club-Kommission gegenüber dem Blick. Es könne nicht sein, dass die Casinos nach Mitternacht faktisch ein Monopol hätten.
Auch der Luzerner Geschäftsführer des Rok Clubs Philipp Kathriner ist verärgert. Auf Facebook hat er kurzerhand nicht ganz ernst gemeint gefragt:
«Man fühlt sich als Club etwas ‹verarscht›», sagt Kathriner. Er könne nicht verstehen, warum die Lockerungen bei Casinos dermassen grosszügig ausfallen. «Es ist ja nicht so, dass man den Casino-Betrieb nur nach Mitternacht aufrechterhalten kann», so Kathriner. Er könne zwar verstehen, dass die Schutzmassnahmen in den Casinos gut eingehalten werden könnten. «Aber auch in den Clubs ist die Einhaltung nicht zeitlich beschränkt.» Der Rok Club in Luzern, wie viele in anderen Kantonen auch, bleibt auch dieses Wochenende zu. Zu einschränkend sei die Polizeistunde.Trotzdem: «Ich glaube nicht, dass Club-Gänger stattdessen ins Casino gehen», sagt Kathriner.
Das will auch Swiss Casino, die Betreiberin von vier Casinos in der Schweiz, nicht. «Die Leute sollen nicht das Gefühl haben, dass sie nach dem Besuch im Restaurant noch bei uns Party machen können», sagt Marketingleiter Marco Zemp gegenüber dem Nachrichtenportal FM1Today. Denn die Casino-Bar würde um Mitternacht schliessen. Es dürften nur noch jene Snacks und Getränke konsumieren, die an Spieltischen oder Automaten spielen würden, führt Swiss Casino gegenüber «Blick» weiter aus.
Auf Anfrage von watson erklärt das Bundesamt für Gesundheit jedoch, dass die Restaurationsbetriebe im Casino ab Mitternacht geschlossen sein müssen. Deshalb würde es zu keiner Benachteiligung kommen. Die Polizeistunde bei den Clubs, Bars und Restaurants begründet das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit gegenüber SRF damit, dass bei längeren Öffnungszeiten eine infizierte Person mehrere Bars oder Clubs besuchen und somit «sehr viele» andere Personen anstecken kann.
«Grundsätzlich mag ich es den Casinos gönnen, dass sie länger offen haben dürfen», sagt FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt. Es gehe aber vielmehr darum, dass alle, die die Schutzmassnahmen einhalten können, länger geöffnet sein dürfen. «Wenn auch ein Club diese einhalten könnte, dann ist das eine ungleiche Behandlung», so Silberschmidt. Er verstehe deshalb den Ärger der Club-Betreiber und Gastronominnen. «Es ist schwierig, mit den jetzigen Bestimmungen wirtschaften zu können.»
Auch die Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser findet es nachvollziehbar. «Die Clubs sind trotz Lockerung faktisch noch geschlossen. Die Nachtclubszene leidet derzeit extrem, das darf nicht vergessen werden», sagt Ryser. Sie frage sich schon, weshalb tagsüber Veranstaltungen mit 300 Personen möglich sind, aber nachts nicht.
Statt zu verlangen, dass die Casinos auch um 24 Uhr schliessen müssen, sollte man schauen, dass auch die anderen Betreiber länger offen haben dürfen. «Man kann auch den Clubs zutrauen, dass sie die Bestimmungen auch nach Mitternacht einhalten können», so Ryser. Die Abschaffung der Polizeistunde fände Ryser deshalb wünschenswert.
(Geld regiert die Welt 🤮)