Schweiz
Leben

Coronavirus: Clubs bleiben geschlossen, Casinos können öffnen

People play craps after the reopening of the Bellagio hotel and casino Thursday, June 4, 2020, in Las Vegas. Casinos in Nevada were allowed to reopen on Thursday for the first time after temporary clo ...
In Las Vegas durfte bereits am Donnerstag wieder gespielt werden.Bild: keystone

Das Gezanke um die Öffnungszeiten: Casinos dürfen bis in die Morgenstunden offen haben

In den Clubs und Restaurants heisst es um 24 Uhr Lichterlöschen. Anders in den Casinos: Dort darf bis in die frühen Morgenstunden gepokert werden. Das verärgert Clubbesitzer und Politikerinnen.
05.06.2020, 17:5505.06.2020, 19:34
Mehr «Schweiz»

Ab morgen darf wieder getanzt und gefeiert werden: Die Clubs können ihre Tore wieder öffnen. Doch: Um Punkt 24 Uhr wird, wie auch in den Restaurants und den Bars, der Stecker gezogen – so will es die Covid-19-Verordnung.

Anders sieht es in den Casinos aus: Dort können die Besucher bis in die frühen Morgenstunden zocken. Weil sie zu den Unterhaltungs- und Freizeitbetrieben gehören, haben sie keine Einschränkungen bei den Öffnungszeiten.

Das stösst den Gastronomen und Club-Betreiberinnen sauer auf. «Wir können das nicht verstehen. Dieser Entscheid führt zu einer noch grösseren Verwirrung», sagt Alexander Bücheli von der Zürcher Bar- und Club-Kommission gegenüber dem Blick. Es könne nicht sein, dass die Casinos nach Mitternacht faktisch ein Monopol hätten.

Auch der Luzerner Geschäftsführer des Rok Clubs Philipp Kathriner ist verärgert. Auf Facebook hat er kurzerhand nicht ganz ernst gemeint gefragt:

«Man fühlt sich als Club etwas ‹verarscht›», sagt Kathriner. Er könne nicht verstehen, warum die Lockerungen bei Casinos dermassen grosszügig ausfallen. «Es ist ja nicht so, dass man den Casino-Betrieb nur nach Mitternacht aufrechterhalten kann», so Kathriner. Er könne zwar verstehen, dass die Schutzmassnahmen in den Casinos gut eingehalten werden könnten. «Aber auch in den Clubs ist die Einhaltung nicht zeitlich beschränkt.» Der Rok Club in Luzern, wie viele in anderen Kantonen auch, bleibt auch dieses Wochenende zu. Zu einschränkend sei die Polizeistunde.Trotzdem: «Ich glaube nicht, dass Club-Gänger stattdessen ins Casino gehen», sagt Kathriner.

«Keine Party bei uns»

Das will auch Swiss Casino, die Betreiberin von vier Casinos in der Schweiz, nicht. «Die Leute sollen nicht das Gefühl haben, dass sie nach dem Besuch im Restaurant noch bei uns Party machen können», sagt Marketingleiter Marco Zemp gegenüber dem Nachrichtenportal FM1Today. Denn die Casino-Bar würde um Mitternacht schliessen. Es dürften nur noch jene Snacks und Getränke konsumieren, die an Spieltischen oder Automaten spielen würden, führt Swiss Casino gegenüber «Blick» weiter aus.

Auf Anfrage von watson erklärt das Bundesamt für Gesundheit jedoch, dass die Restaurationsbetriebe im Casino ab Mitternacht geschlossen sein müssen. Deshalb würde es zu keiner Benachteiligung kommen. Die Polizeistunde bei den Clubs, Bars und Restaurants begründet das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit gegenüber SRF damit, dass bei längeren Öffnungszeiten eine infizierte Person mehrere Bars oder Clubs besuchen und somit «sehr viele» andere Personen anstecken kann.

Abschaffung der Polizeistunde gefordert

«Grundsätzlich mag ich es den Casinos gönnen, dass sie länger offen haben dürfen», sagt FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt. Es gehe aber vielmehr darum, dass alle, die die Schutzmassnahmen einhalten können, länger geöffnet sein dürfen. «Wenn auch ein Club diese einhalten könnte, dann ist das eine ungleiche Behandlung», so Silberschmidt. Er verstehe deshalb den Ärger der Club-Betreiber und Gastronominnen. «Es ist schwierig, mit den jetzigen Bestimmungen wirtschaften zu können.»

Auch die Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser findet es nachvollziehbar. «Die Clubs sind trotz Lockerung faktisch noch geschlossen. Die Nachtclubszene leidet derzeit extrem, das darf nicht vergessen werden», sagt Ryser. Sie frage sich schon, weshalb tagsüber Veranstaltungen mit 300 Personen möglich sind, aber nachts nicht.

Statt zu verlangen, dass die Casinos auch um 24 Uhr schliessen müssen, sollte man schauen, dass auch die anderen Betreiber länger offen haben dürfen. «Man kann auch den Clubs zutrauen, dass sie die Bestimmungen auch nach Mitternacht einhalten können», so Ryser. Die Abschaffung der Polizeistunde fände Ryser deshalb wünschenswert.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Nach den Lockerungen geniesst die Schweiz das schöne Wetter
1 / 18
Nach den Lockerungen geniesst die Schweiz das schöne Wetter
Am sonnigen Pfingstwochenende sind in der Schweiz viele Naherholungs- und Wandergebiete sehr gut besucht gewesen. Beliebt waren Ausflugsziele in den Bergen und an Seen, dies führte teilweise zu verstopften Strassen.

quelle: keystone / pablo gianinazzi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Auto-Disco als Party-Ersatz
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
MädMätt
05.06.2020 19:33registriert Juni 2020
Casinos scheinen in der Schweiz eine ausgesprochen starke Lobby zu haben. Zuerst haben sie es geschafft, das bis dato freie Internet zu zensurieren, jetzt haben sie sich auch bei den Corona-Restriktionen Vorteile erschlichen. Was kommt wohl als nächstes?
1627
Melden
Zum Kommentar
avatar
HugiHans
05.06.2020 19:13registriert Juli 2018
Tja, die Casino-Lobby ist mächtig. Die haben sogar die Internet-Zensur durch Parlament und Volk gebracht!
(Geld regiert die Welt 🤮)
1194
Melden
Zum Kommentar
avatar
gigus
05.06.2020 19:57registriert März 2018
Lobbyismus at its finest.
1249
Melden
Zum Kommentar
14
«Wicked»: Die Nachfolgerin von Barbie ist eine Hexe
Grün ist das neue Pink: Ariana Grande und Cynthia Erivo sollen für Hollywood das Weihnachtsgeschäft retten. Allerdings ist die Musical-Verfilmung «Wicked» sehr lang geraten – und das ist erst der Anfang.

Der Kinosommer 2023 leuchtete pink, diese Weihnachten kommt unübersehbares Grün hinzu. «Wicked» tritt in die Fussstapfen von «Barbie»: Ein bonbonbunter, spassiger Blockbuster mit dezidierter Botschaft, getragen von weiblichen Stars. Selbst das Phänomen «Barbenheimer» wurde – wohl vom findigen Marketing – wieder beschworen. Diesmal vergeblich. Der Doppelerfolg von «Wicked» und «Gladiator 2» («Glicked») blieb aus, der Sandalenfilm unterlag der Musical-Adaption an den US-Kinokassen deutlich.

Zur Story