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Literatur

Diese fünf Romane sind im Rennen um den Schweizer Buchpreis 2025

Diese fünf Romane sind im Rennen um den Schweizer Buchpreis 2025

13.11.2025, 11:1913.11.2025, 11:19

Ein gefeierter Newcomer, eine aktuell bereits mehrfach ausgezeichnete Autorin, ein ehemaliger Preisträger und zwei noch nicht so bekannte Schriftstellerinnen.

Diese Fünf steigen am Sonntag mit ihren Romanen ins Rennen um den Schweizer Buchpreis 2025.

Dorothee Elmiger: Die Holländerinnen

Dorothee Elmigers Roman «Die Holländerinnen» entführt in ein verschlungenes Dickicht von Geschichten und Verweisen. Erzählt wird von einem Projekt, bei dem im tropischen Urwald ein reales Drama rekonstruiert werden soll. Eine Autorin nimmt daran teil und berichtet drei Jahre später aus der Erinnerung von diesem Theaterexperiment. Indem der Roman ganz in indirekter Rede erzählt wird, rücken das geschilderte «höllische Spektakel» und die damit verbundenen Ängste in reflexive Distanz. Was geschah wirklich? Formal kompakt und subtil demonstriert Elmiger, wie das Erzählen in Zeiten von Social Media zunehmend unscharf wird und am Ende bloss ein mutmassendes Ondit hinterlässt. Auch als Metapher für eine gesellschaftliche Malaise.

Dorothee Elmiger, Die Holländerinnen
Der Roman «Die Holländerin».screenshot: orell füssli

Elmiger hat bereits den Deutschen und den Bayerischen Buchpreis erhalten.

Merala Mvogdobo: Grossmütter

Merala Mvogdobo erzählt in ihrem Roman von zwei Grossmüttern aus ungleichen Kulturen. Die eine von ihnen lebt in Kamerun, die andere im Bernbiet. Diese geographische Entfernung verschwindet sogleich im Blick auf ihre von Tradition geprägten Lebenswelten. Kinder, Küche und die Knute des Vaters, später des Ehemanns, machen ihren Alltag zur Hölle auf Erden. Die Frau hat Pflichten, nicht Rechte. Mvogdobo erzählt im Wechsel der zwei Erzählstränge, wie sich die beiden in ihre Rolle als Frau und Mutter fügen, um sich schliesslich doch gegen die patriarchale Willkür zu wehren. «Grossmütter» erzählt von diesem Schicksal und der glückenden Flucht daraus in der Hoffnung, dass sich die Verhältnisse zum Besseren wenden.

Merala Mvogdobo, Grossmütter
Die Geschichte handelt um zwei Grossmütter aus dem Bernbiet und aus Kamerun.screenshot: Orell Füssli

Meral Kureyshi: Im Meer waren wir nie

Die Ich-Erzählerin in Meral Kureyshis Roman «Im Meer waren wir nie» sucht ihren Platz im Leben, indem sie anderen eine gute Freundin ist. Sie hilft der einsamen Lili, den ermüdenden Alltag im Pflegeheim zu bestehen. Und zuhause schaut sie zum naseweisen Eric, Lilis Urenkel und Sohn der besten Freundin Sophie. Zwischen die beiden Pole der Zugehörigkeit schieben sich Erinnerungen, vor allem an den vor Jahren verstorbenen Vater, den sie noch immer vermisst. Als auch die tapfere Lili stirbt, bricht ihre Betreuerin erstmals auf eine Reise ans Meer auf. Meral Kureyshi schlägt in ihrem behutsam erzählten Roman einen mal lakonischen, mal poetischen Ton an, mit dem sie die Ich-Erzählerin auf der Suche nach ihrem Glück begleitet.

Meral Kureyshi, Im Meer waren wir nie
Im Buch begleitet man die Protagonistin auf ihrer Suche nach dem Glück.screenshot: orell füssli

Nelio Biedermann: Lázár

Der junge Autor Nelio Biedermann spürt in seinem vor allem im deutschen Feuilleton hochgelobten Roman der Geschichte einer ungarischen Adelsfamilie nach. Über drei Generationen hinweg beschreibt er den langsamen, aber unaufhaltsamen Fall der Lázár-Familie, angefangen vom sich abzeichnenden Untergang des Habsburgerreichs im 1. Weltkrieg, über den Naziterror in den 1930er- und 1940er-Jahren bis hin zur Sowjetherrschaft, welche die Barone in den Bettelstand wirft. Biedermann tippt vor diesen Hintergründen eine ganze Reihe von Einzelschicksalen an – mit viel Liebesschmerz und noch mehr angedeutetem Sex.

Nelio Biedermann, Lázár
Der Schriftsteller Nelio Biedermann ist erst 22 jährig.screenshot: orell füssli

Jonas Lüscher: Verzauberte Vorbestimmung

Jonas Lüschers Roman «Verzauberte Vorbestimmung» ist ein erzählerisches Panoptikum, in dessen Kern eine permanente Unruhe tickt. Der Ich-Erzähler schildert zum einen, unter der Führung des Schriftstellers Peter Weiss, eine bestürzende Zeitreise in die Vergangenheit der sudetendeutschen Weberaufstände und des Ersten Weltkriegs. Zum anderen besucht er in Ägypten ein urbanistisches Projekt, das futuristisch anmutet. Dreh- und Angelpunkt des Romans ist Lüschers eigene schwere Corona-Erkrankung. Er überlebte nur dank einer «künstlichen Lunge». Diese verhängnisvolle Abhängigkeit vom technischen Fortschritt nährt eine Skepsis und Beklemmung, die er auf erzählerisch souveräne Weise verarbeitet, ohne die tickende Unruhe zu besänftigen.

Jonas Lüscher: Verzauberte Vorbestimmung
Lüscher hat bereits 2017 einen Schweizer Buchpreis erhalten.screenshot: orell füssli

Lüscher wurde bereits 2017 für seinen Roman «Kraft» mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. (sda)

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