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Geschmierte Spitäler, fehlende Zivildienstler, kriselnde SRG – darüber schreiben die Sonntagszeitungen

Geschmierte Spitäler, fehlende Zivildienstler, kriselnde SRG – darüber schreiben die Sonntagszeitungen

21.06.2015, 06:4121.06.2015, 09:20
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Spitalkette Genolier lässt Medzinalgeräte sponsern 

Die Spitalkette Genolier Swiss Medical Network (GSMN) verknüpft offenbar gezielt Einkauf von Medizinalgerät und Sponsoringverpflichtungen. Das geht aus Dokumenten hervor, auf die sich die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» berufen. Acht der 15 Einrichtungen von Genolier sind von Kantonen anerkannt und erhalten öffentliche Gelder. Der Schweizer Spitalverband H+ will der Sache nun nachgehen. Denn gemäss seinem Verhaltenskodex ist der Einkauf strikte zu trennen von Sponsoringbeiträgen der Heilmittelindustrie. Genolier bestreitet die Vorwürfe. Das Aushandeln von Rabatten sei eine in der Branche übliche Praxis.

Ex-SRF-Chefredaktor sieht SRG in schwerster Krise seit Gründung

Ueli Haldimann auf einem Archivbild.
Ueli Haldimann auf einem Archivbild.Bild: KEYSTONE

Der langjährige Chefredaktor des Schweizer Fernsehens, Ueli Haldimann, sieht die Unabhängigkeit der SRG in Gefahr. Sie drohe zum «Spielball der Tagespolitik» zu verkommen. Dabei sollte sie neben der Politik stehen und kritisch über sie berichten, sagte er gegenüber der «NZZ am Sonntag». Die SRG befinde sich in der schwersten Krise seit ihrer Gründung im Jahr 1931. Haldimann weist einen Teil der Schuld für die Entwicklung dem Unternehmen selbst zu. Dieses habe es in den vergangenen fünf Jahren versäumt, neue Programme zu lancieren, die den Service public stärkten. Das merke das Publikum. Er würde sich wünschen, dass die SRG auf Unterbrecher-Werbung verzichtet.

Frauenhäuser: Hunderte Plätze fehlen

In der Schweiz fehlen rund 500 Plätze in Frauenhäusern. Das geht aus einem neuen Bericht der Sozialdirektorenkonferenz (SODK) hervor, über den die Schweiz am Sonntag berichtet. Heute stehen schweizweit in 18 Frauenhäusern 299 Betten zur Verfügung, doch es bräuchte 800. Gemäss dem Istanbuler Abkommen des Europarates, das vom Parlament noch dieses Jahr ratifizieren werden könnte, wäre die Schweiz verpflichten, einen Betreuungsplatz pro 10'000 Einwohner für Opfer von häuslicher Gewalt einzurichten. Etliche Frauenhäuser waren 2014 über Wochen zu 100 Prozent belegt. Ein Aufenthalt im Frauenhaus dauert durchschnittlichen 25 Tage.

Zivildienst: Über 600 Zwangsaufgebote

Ein Zivildienstler bei einem Gruppeneinsatz bei der Biotop-Pflege im Kanton Luzern.
Ein Zivildienstler bei einem Gruppeneinsatz bei der Biotop-Pflege im Kanton Luzern.Bild: KEYSTONE

645 Schweizer sind im vergangenen Jahr per Zwangsaufgebot zum Zivildienst einberufen worden. Das waren so viele wie nie zuvor, wie die Vollzugsstelle für Zivildienst gegenüber dem «SonntagsBlick» eine Meldung der Zivildienst-Zeitschrift «Le Monde Civil» bestätigte. Der Anstieg geht einher mit der wachsenden Anzahl von Zivildienstleistenden. Seit 2009 dürfen Schweizer ohne Gewissensprüfung in den Zivildienst. Seither haben sich über 34’000 für die zivile Variante entschieden. Seit 2011 müssen sie spätestens drei Jahre nach der Zulassung einen sogenannten langen Einsatz von 180 Tagen geleistet haben. Wer das nicht macht, wird von Amtes wegen aufgeboten. Rund 1 Prozent der Dienstpflichtigen erschienen 2014 trotz Zwangsaufgebot nicht. Ein Zivildienstversäumnis kann mit bis zu 540’000 Franken bestraft werden.

Neue Wetterstationen: Die Rega rüstet auf

Die Rega baut ein eigenes Netz von gegen 60 Wetterstationen und Webcams in der Schweiz auf, um die Rettungsteams stets mit aktuellsten Wetterinformationen versorgen zu können. Die Daten sollen künftig ohne Zeitverlust direkt ins Cockpit übertragen werden, schreibt die «Ostschweiz am Sonntag». Die Massnahme ist Voraussetzung für die Benützung sogenannter Blindflug-Routen. Mit der Aufrüstung zum Instrumentalflug, im Gegensatz zum bislang gängigen Fliegen auf Sicht, will die Rega vermehrt auch bei dichtem Nebel oder starkem Schneefall einsatzbereit sein.

Verlustgeschäft AKW

Das AKW Leibstadt ist 2014 in die roten Zahlen gerutscht. Grund dafür sind die sehr tiefen Strompreise, die einen Verlust von 75,6 Millionen Franken verursacht haben. Laut «Le Matin Dimanche» liegt der Tarif, zu dem Leibstadt Strom produziert um 0,8 Rappen über dem Durchschnittspreis in der Schweiz. Nach Berechnungen der Zeitung beläuft sich der Verlust beim AKW Gösgen auf vier Millionen. SP-Nationalrat Roger Nordmann geht derweil davon aus, dass es 74 Millionen Franken seien und für Beznau I und II gar 150 Millionen.

Privatschulen boomen

Kinder in der privaten Gesamtschule Unterstrass: Der Wunsch nach zweisprachigem Unterricht, ganztägiger Betreuung und spezieller Förderung leistungsstarker Schüler steigt. 
Kinder in der privaten Gesamtschule Unterstrass: Der Wunsch nach zweisprachigem Unterricht, ganztägiger Betreuung und spezieller Förderung leistungsstarker Schüler steigt. Bild: KEYSTONE

Die Zahl der Volksschüler in der Schweiz hat in den letzten zehn Jahren um 6 Prozent abgenommen. Dagegen legten die Privatschulen um über 60 Prozent zu. Allein in den Schwyzer Gemeinden Wollerau und Pfäffikon wollen Privatschulen Platz für 500 zusätzliche Schüler schaffen. Laut der «Zentralschweiz am Sonntag» steigt der Wunsch nach zweisprachigem Unterricht, ganztägiger Betreuung und spezieller Förderung leistungsstarker Schüler. Ein Vorstoss im Schwyzer Kantonsrat will nun, dass auf Sekundarstufe 1 besondere Klassen für leistungsstarke Schüler erlaubt werden. Der Regierungsrat will diesen noch vor den Sommerferien beantworten.

Tessin droht mit Grenz-Schliessung, Bern erwägt Notunterkünfte

Asylgesetz
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Die steigende Zahl der Asylsuchenden, die im Tessin ankommen, beschäftigt die Sonntagszeitungen. Laut der «NZZ am Sonntag» will Lega-Regierungspräsident Norman Gobbi die Grenzen vorübergehend schliessen, um Druck auf andere Staaten zu machen, «die ihren Pflichten nicht nachkommen». Gegenüber der «Schweiz am Sonntag» fordert Gobbi vom Bund mehr Grenzwächter, um illegale Einwanderer an der Südgrenze stoppen und zurückweisen zu können. Alleine diese Woche seien täglich 60 bis 70 Personen in Chiasso eingetroffen, am Wochenende fast 350. 

Im «Sonntags-Blick» warnt eine Sprecherin der Stadt Mailand, die italienische Metropole explodiere, wenn Frankreich seine letzte Woche geschlossene Grenze nicht wieder öffne. Gar zu Notrecht will der Kanton Bern greifen: Laut Zentralschweiz und Ostschweiz am Sonntag entscheidet die Kantonsregierung am Mittwoch, ob einige Gemeinden Asylbewerber in Schutzbunkern unterzubringen müssen.

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