Schweiz
Migros

Hühnerrasse Ross 308: Anzeige gegen Migros wegen Qualzucht eingereicht

Micarno Migros
Ausschnitt aus dem Video, dass die Organisation «Observatoire du spécisme» auf ihrer Webseite publiziert hat. Die Tiere brechen zum Teil unter ihrem eigenen Gewicht zusammen. Bild: Observatoire du spécisme

Happige Vorwürfe gegen die Migros – wegen umstrittener Hühnerrasse-Zucht

28.08.2025, 09:3628.08.2025, 12:28

Eine Recherche des «Observatoire du spécisme» stellt happige Vorwürfe gegen die Migros in den Raum. Wie die westschweizer Tierschutzorganisation in einem Beitrag schreibt, soll die Migros in ihren Läden Geflügel der Masthühnerrasse Ross 308 verkaufen, die via ihrem Partnerbetrieb Micarna im Kanton Waadt gemästet werden.

Die Organisation verbreitet dazu ein Video auf ihrer Webseite. Zudem hat sie Anzeige beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) erstattet.

Ross 308 ist dabei eine «schnellwachsende Hühnerrasse», die in der Industrie bevorzugt werde, «um in Rekordzeit möglichst viel Fleisch zu produzieren», wie die Tierschutz-Organisation schreibt.

«35 Tage bis zur Mast und Schlachtung. Den Preis zahlen die Tiere. In nur 35 Tagen erreichen sie das 52-Fache ihres Schlüpfgewichts – ihre Körper sind dieser Belastung nicht gewachsen.»
Observatoire du spécisme

«Observatoire du spécisme» verweist auf der Webseite auf verschiedene Studien, die das Leid der Hühner (chronische Schmerzen, hohe Todesrate) belegen.

Das brisante dabei ist: Kaum ein Detailhändler steht öffentlich dazu, dass sie Ross-308-Hühner verkaufen. Viele meiden die Masthühnerrasse sogar ganz. So haben unter anderem Nestlé und weitere grosse US-Detailhändler jüngst eine Erklärung mit der Absicht unterzeichnet, spätestens ab 2026 auf die Züchtung von schnellen Wachstumsrassen zu verzichten. Auch die Rasse Ross 308 wird darin explizit erwähnt.

Auf Anfrage des Blicks sagt die Migros, dass man aus Vertraulichkeitsgründen keine Informationen zu Hühnerrassen der Partnerbetriebe geben könne. Die Migros betont aber, dass die Haltungsbedingungen den Anforderungen des Tierwohlprogramms BTS (besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme) entsprechen würden.

Die Migros will die heimlich gefilmten Aufnahmen aus dem Wallis nicht kommentieren.
Die Migros will die heimlich gefilmten Aufnahmen aus dem Wallis nicht kommentieren.Observatoire du spécisme

Auch die heimlich gefilmten Aufnahmen aus dem Wallis möchte die Migros nicht kommentieren. «Wir haben keine Möglichkeit, die Echtheit der Aufnahmen zu bestätigen und den tatsächlichen Ort zu überprüfen. Unsere Produzenten sind unabhängige Unternehmen, die verpflichtet sind, unsere Standards sowie die gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf Tierschutz, Nachhaltigkeit und Qualität zu erfüllen», sagt die Migros lediglich. (ome)

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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fritz_Forelle
28.08.2025 09:57registriert März 2022
Was soll ich sagen… ich werde regelmässig für solche Takes belächelt, und als hysterischer Veganer hin gestellt.
Bin bereits auf die Relativierungen gespannt.
66% des Stimmvolkes finden solche Praktiken ja gut.🙄
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Philippe Wenger
28.08.2025 11:19registriert September 2020
Ich habe selber Hühner und ab und zu Bibeli... Da wird einem erst recht klar, wie krass die Tierindustrie ist. Also bei mir sind es nach 35 Tagen noch immer Bibeli! Und der Stall ist mit 10-14 Tieren gefühlt schon sehr voll, obwohl sie ja nur nachts drin sind. Wäre ich in der Tierindustrie, hätte ich laut Tier"schutz"gesetz Platz für 25 Hühner, aber das dann Tag und Nacht, ohne Freilauf! Einfach Krank!
Hey Leute, es war noch nie einfacher auf Fleisch, Eier, und Milchprodukte zu verzichten als heute! Gebt euch einen Ruck und versucht es mal. Und es schmeckt!
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Humanity
28.08.2025 10:27registriert April 2022
35 Tage... wenige Tage mehr als einen Monat - wir züchten fühlende Lebewesen um sie nach 35 Tagen qual, noch qualvoller zu Schlachten. Einfach mal diese Zahl durch den Kopf gehen lassen... rund 200.000 Tiere pro Tag.
10.000 Tiere pro Stunde.... Tiere die nie das Tageslicht gesehen haben und nun in Transportkörben das erste mal aus dem Stall kommen, zusammen gepfercht, voller Angst, um geschlachtet zu werden.
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