Schweiz
Wirtschaft

Um Bankenkrise zu verhindern: Politiker fordert neue Strafen für Banker

Harte Ansage an die Banker: Wer Staatshilfe anfordert, dem droht Gefängnis

Die nächste Bankenkrise nach dem CS-Debakel kommt bestimmt. Für diesen Fall müsse der Bund ein Verstaatlichungskonzept vorlegen, sagt Mitte-Ständerat Beat Rieder und fordert drastische Massnahmen.
13.12.2025, 20:1313.12.2025, 20:13
Florence Vuichard / ch media

Beat Rieder zaudert nicht. Er sagt, was er denkt. Und er sagt es direkt: «Die bisherige Bankenregulierung hat total versagt.» Der Walliser Mitte-Ständerat will deshalb nicht einfach zur Tagesordnung gehen, sondern vorsorgen für die nächste Finanz- und Bankenkrise. «Und diese kommt bestimmt.» Sie werde wiederum überraschend sein, «und unsere Aufsichtsorgane werden überfordert sein», sagt Rieder. «Wie bisher.»

epa10532745 (L-R) Axel Lehmann, Chairman Credit Suisse, Colm Kelleher, Chairman UBS, Swiss Finance Minister Karin Keller-Sutter, Swiss Federal President Alain Berset, Thomas J. Jordan, Chairman Swiss  ...
Schwarzer Sonntag: UBS und Behörden müssen am Sonntag, 19. März 2023, die Credit Suisse retten.Bild: keystone

Bei der nächsten Krise dürfte die Option mit der UBS als Auffanggesellschaft wegfallen – sei es, weil die Grossbank selbst in Schwierigkeiten steckt oder weil sie bestimmt keine Lust hat, sich eine weitere systemrelevante Bank einzuverleiben. «Nächstes Mal wird der Staat das Risiko und die Rechnung übernehmen müssen», davon ist Rieder überzeugt. Deshalb soll der Bundesrat seiner Ansicht nach in einem Bericht alle rechtlichen und technischen Fragen klären, die sich mit einer vorübergehenden Verstaatlichung einer Bank stellen – respektive mit einer Temporary Public Ownership (TPO), wie es im Fachjargon heisst.

Bund müsste Risiken übernehmen

Doch die Regierung will nichts davon wissen und empfiehlt Rieders Postulat, das für nächsten Dienstag im Ständerat traktandiert ist, zur Ablehnung. Bei einer temporären Verstaatlichung müsste der Bund «sämtliche Risiken einer Bank» übernehmen und sei «somit auch sehr weitgehenden Staatshaftungsrisiken ausgesetzt», hält sie fest. «Dabei besteht zudem das Risiko, dass die Bank über längere Zeit im Staatsbesitz bleibt.» Oder anders gesagt: Was der Bundesrat nicht will, auf das will er sich auch nicht vorbereiten.

Beat Rieder, Mitte-VS, spricht zur Budgetdebatte, an der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 2. Dezember 2025 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Mitte-Ständerat Beat Rieder fordert den Bundesrat auf, in einem Bericht die Möglichkeiten einer temporären Verstaatlichung darzulegen.Bild: keystone

Aus Sicht des Bundesrates ist es «weder zielführend noch erforderlich, ein Modell zur Einführung einer TPO in die Schweizerische Bankengesetzgebung zu erarbeiten». Auch Beat Rieder will keine Verstaatlichung von Banken. Aber «im äussersten Notfall» müsse der Bund dafür bereit sein.

Ein fertig ausgearbeitetes Verstaatlichungskonzept kann jedoch falsche Anreize setzen: Banker, die wissen, dass der Staat einspringt, wenn es schiefgeht, gehen in der Tendenz grössere Risiken ein. Dem will der Strafrechtsanwalt Rieder den Riegel schieben, indem er die Verstaatlichungsfrage mit der Justiz verknüpft: Die Führungsorgane von Banken, die mit einer Verstaatlichung gerettet werden, müssten wissen, dass es gegen sie «auf jeden Fall strafrechtliche Anzeigen und Untersuchungen geben wird».

«Das versteht niemand»

Konkret müsste der Bund bei einer staatlichen Bankenübernahme gleichzeitig auch Anklage gegen das Management und den Verwaltungsrat der Bank einreichen. «Es ist doch stossend, dass bis heute kein einziges strafrechtliches Verfahren gegen die ehemaligen Manager der Credit Suisse eingeleitet wurde», sagt der Ständerat. «Das versteht niemand.»

epa06696258 Urs Rohner, president of Credit Suisse (CS), speaks during the general assembly at the Hallenstadion in Zurich, Switzerland, 27 April 2018. Founded in 1856, Credit Suisse is now Switzerlan ...
Der langjährige CS-Präsident Urs Rohner.Bild: EPA/KEYSTONE

Die CS-Manager sind alle unbehelligt davon gekommen: Der langjährige CS-Präsident Urs Rohner zum Beispiel besucht das Zürcher Filmfestival, und der Untergangspräsident Axel Lehmann darf an der Universität St. Gallen Kurse geben. Der ehemalige Konzernchef Thomas Gottstein wiederum hat ein Beratungsbüro eröffnet, und der frühere CS-Chef Tidjane Thiam wollte gar Präsident der Elfenbeinküste werden.

Die Einzigen, die wegen des CS-Desasters mit harten Klagen konfrontiert werden, sind die Retter: der Bund, die Finanzmarktaufsicht und die UBS. Je nach Ausgang der von Aktionären und Anleihehaltern initiierten Prozesse droht ihnen ein Milliardenschaden.

Rieder ist mit seiner Forderung nicht allein

Gegen «ihre» ehemaligen CS-Lenker sind die Aktionäre hingegen nicht vorgegangen. «Wir müssen im Fall einer Verstaatlichung auch die Aktionärsrechte stärken», sagt Rieder. «Die Hürden für Klagen müssen in einem solchen Fall heruntergesetzt und die Fristen verlängert werden.»

Swiss bank Credit Suisse Chairman Axel P. Lehmann attends the annual shareholders' meeting of the Swiss banking group on Tuesday, April 4, 2023 in Zurich, Switzerland. Swiss Bank Credit Suisse wa ...
Der letzte CS-Präsident Axel Lehmann.Bild: keystone

Rieder ist nicht der Einzige, der eine temporäre Verstaatlichung als möglichen Ausweg aus einer Bankenkrise erkennt. So hatte sich auch der heutige Nationalbank-Präsident Martin Schlegel bei der CS-Rettung im Frühjahr 2023 dafür ausgesprochen, wie später mit der Veröffentlichung des PUK-Berichts publik wurde.

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Die beliebtesten Kommentare
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Bert Stein
13.12.2025 20:26registriert November 2020
Sorry, aber bei allen Problemen in der Vergangenheit wurde das Vertrauen der Anleger im Investment Bank verspielt. Die Lösung würde also auf der Hand liegen: Trennbanksystem! Aber wir können uns natürlich auch über BS-Lösungen unterhalten, weil insbesondere die FdP (Freunde des Portemonnaies) nie irgendetwas unterstützen würde, das das Problem tatsächlich löst. Denn eine Lösung des Problems wäre zu Lasten der Banken, und man beisst ja nicht die Hand, die einen füttert.
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