Es spielt keine Rolle, um welche Art von Party es geht. Populär, schick, hässlich, langweilig, lustig, weiss, dörflich, spiessig, sauber oder schmutzig: Die Chancen stehen 9 zu 10, dass der DJ am Ende den Welthit «I Gotta Feeling» auflegen wird. Zugegeben, es gibt kaum einen guten Clubbesuch, bei dem wir nicht lauthals mitgrölen:
Bevor es ein riesiges Repertoire an Hits für die Dancefloors der Welt gab, waren die Black Eyed Peas in den 90er-Jahren eine Gruppe von drei Rappern aus Los Angeles.
Es war ein ausschliesslich männliches Trio, das von den Kritikern gelobt wurde. Bald stiess eine weibliche Stimme dazu – Kim Hill. Nach der Zusammenarbeit bei einigen Titeln machte die Sängerin schliesslich Platz für DIE «blonde Bombe» (so das Rolling Stone Magazin): Stacy Ferguson.
Mit Fergie liessen die Black Eyed Peas ihre Träume von Street Credibility hinter sich und wandten sich geschliffener, kommerzieller Popmusik zu – was offensichtlich hervorragend funktionierte.
Ihr Song «Where is the Love?» von 2003 (inspiriert von Justin Timberlakes und Britney Spears' Trennung) katapultierte sie auf den achten Platz der amerikanischen Hitparade und an die Spitze diverser Charts im Ausland. Darauf folgten mehrere Alben und Tourneen rund um den Globus.
Vielleicht war das grösste Unheil des ursprünglichen Trios, dass es seinen grössten Erfolg an der Seite seiner «blonden Bombe», Fergie, hatte.
Ihr Album «The End» im Jahr 2009 hat den Erfolg aller anderen nochmals übertroffen. «I Gotta Feeling» wurde zur Hymne für gelungene Abende. Seither haben sich die Black Eyed Peas – bis auf einige Unterbrechungen aus privaten Gründen, oder um den Versuch einer Solokarriere zu starten – als unzertrennliches Quartett ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Zumindest fast.
2017 gab es dann ein Erdbeben: Das «Billboard»-Magazin hat enthüllt, dass Fergie die Gruppe nach 15 Jahren verlassen wird. Die erste Single der Band, die man mittlerweile am liebsten in «The Black Eyed Peas ohne Fergie» umbenennen möchte, erschien im Jahr darauf. Einige Wochen später wurde Jessica Reynoso, Finalistin der Sendung X-Factor Philippinen, zu einem halboffiziellen Mitglied.
Danach gab es andere prestigeträchtige Kollaborationen, andere Alben, andere Konzerte. Darunter aber nichts, was die Reichweite von «The End» erzielen konnte.
Die Black Eyed Peas traten also am 18. Juli beim Paléo Festival in Nyon ohne ihre historische Sängerin auf. Nach Meinung einiger Journalisten der watson-Redaktion ist das Live-Erlebnis fatal. Eine flache Show, Wartezeiten zwischen zwei Dutzend Kostümwechseln und eine musikalische Leistung, die willkürlich daherkommt: Die Nacht verspricht nicht so «good» zu werden, wie es scheint.
Einige Minuten vor der Show war die Anspannung im Publikum deutlich spürbar. «Wie machen sie das jetzt mit Fergie? Spielen sie ihren Teil als Playback?», fragte ein ängstlicher Fan. Das Konzert wird mit einem Klassiker eröffnet. «Let's Get It Started». Logisch, irgendwie.
Sie können einen Hit nach dem anderen landen, aber die «alten und fetten», in Gucci gekleideten Menschen haben hier eigentlich nichts zu suchen. Live ist es grausam. Trotz des guten Willens des Publikums und vier Gin Tonic, die vorher in den Rachen geschüttet wurden, kommt ihr Sound nicht an.
J. Rey Soul, das seit fünf Jahren sogenannte «inoffizielle» Mitglied, hat zwar eine wunderschöne Stimme und allen Willen der Welt, zu überzeugen – aber das ist nicht dasselbe. Die Kamera filmt enttäuschte Gesichter im Publikum.
Michael hat Recht: Das ist keine Show der Black Eyed Peas, sondern eine Aneinanderreihung von unbeholfenen und unzusammenhängenden Solo-Performances. Wir werden höchstens von Will.i.ams Duett «#thatPower» mit Justin Bieber und «Scream and Shout» mit Britney (die auch nicht da sind) begeistert sein - und vor allem von dem Gedanken, nach Hause zu gehen und uns einen Topf Nudeln mit Butter aufzusetzen.
Weil wir von Pasta mehr angetan sind als vom Konzert, gehen wir noch vor «I Gotta Feeling» wieder heim. Es war wahrscheinlich besser so. Der Abend war trotz allem "good". Nicht so sehr wegen des traurigen Schauspiels, sondern wegen des Gin To' und der Nostalgie einer Handvoll Fans, die sich mit dem Verschwinden der legendären Black Eyed Peas abfinden müssen.
Mal hat man gute Phasen, mal hat man schlechte Phasen.
Die guten Phasen kann man nicht erzwingen und man kann auch nur bedingt Einfluss darauf nehmen wann sie enden.
Die gute Phase der BEP hat schon länger geendet... sehr schade... ich habe ihre Musik in der Zeit mit Fergie richtig gefeiert und geliebt!