Schweiz
Natur

Wo unter dem Schuttkegel die einzelnen Häuser von Blatten liegen

Check dams have been set up on the water from the Lonza river flows over the mud and stone, after the formation of a lake on the last houses of the village of Blatten, Sunday, June 1, 2025. A large pa ...
Ein Dorf ist verschwunden – Blatten VS wurde nach einem Bergsturz erst von Geröllmassen begraben und dann von der aufgestauten Lonza überflutet.Bild: keystone

Diese Vorher-nachher-Bilder zeigen, wo die verschütteten Häuser von Blatten liegen

Nach dem Bergsturz in Blatten VS liegt das einst malerische Dorf unter einem gewaltigen Schuttkegel begraben. Mithilfe einer 3D-Kartierung versucht man nun, den ehemaligen Standort der Gebäude zu rekonstruieren.
04.06.2025, 15:3405.06.2025, 12:29
Mehr «Schweiz»

Innert weniger Sekunden wurde am vergangenen Mittwochabend fast ein komplettes Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Auch sieben Tage nach dem verheerenden Bergsturz von Blatten VS lässt einen das Ausmass der Katastrophe fast sprachlos zurück. Unter einem rund 100 Meter hohen Schuttkegel liegen nicht nur Häuser, sondern auch das Leben der rund 300 Bewohnerinnen und Bewohner begraben.

«Wir haben unser Daheim, unsere Heimat verloren. Aber so richtig realisiert haben wir noch nicht, was das jetzt heisst», erklärte die Blattnerin Esther Bellwald gegenüber dem SRF und führte dann aus: «Schwierig ist, dass wir keine Ahnung haben, wo unser Haus gestanden ist.»

Zumindest theoretische Abhilfe schafft hier das Bundesamt für Landestopografie swisstopo. Mithilfe einer 3D-Analyse des Dorfes kann gezeigt werden, wo unter dem Schuttkegel die einzelnen Häuser liegen.

Diese Grafik zeigt genau, wo jedes Haus unter dem Schuttkegel liegt.
Diese Grafik zeigt genau, wo jedes Haus unter dem Schuttkegel liegt.bild: map.geo.admin

Entstanden sind die nötigen Bilder im Rahmen einer sogenannten «Rapid Mapping Operation» am letzten Freitag. Dabei wurden die Auswirkungen des Bergsturzes in Blatten anhand von Luft- und Satellitenbildern festgehalten. Die Bilder, welche das Bundesamt für Landestopografie zur Verfügung stellt, zeigen im Vorher-nachher-Vergleich zudem eindrücklich, wie der Bergsturz das Landschaftsbild nachhaltig verändert hat.

Rund 90 Prozent des auf 1540 M.ü.M. gelegenen Dorfes wurden von einer Geröll- und Eislawine verschüttet. Und viele der zunächst verschont gebliebenen Häuser wurden später durch das Wasser der aufgestauten Lonza überflutet. Das ganze Ausmass des Bergsturzes zeigt sich aber erst beim Herauszoomen: Die Schutt- und Eismassen bedecken den Talboden des Lötschentals auf einer Länge von etwa zwei Kilometern und einer Breite von 50 bis 200 Metern.

Wie es in der Region rund um Blatten weitergeht, ist derzeit noch nicht vollständig geklärt. Am Dienstag waren rund um die Unglücksstelle Aufräumarbeiten zu beobachten, zumindest in den Teilen der Gemeinde, die erreichbar sind. Es rückten Lastwagen an, um Schutt, der zuvor von Helikoptern gesammelt wurde, abzuholen.

Derzeit steht vor allem die Wiederherstellung der Infrastruktur im Lötschental im Zentrum. Später soll auch das Dorf Blatten wiederaufgebaut werden. Wann und wo steht aber noch in den Sternen. Damit wird sich ab sofort eine Strategiegruppe befassen. Finanzielle Unterstützung wird es sowohl vom Kanton Wallis sowie vom Bund geben.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Gletscherabbruch in Blatten VS
1 / 37
Gletscherabbruch in Blatten VS

Der Fluss Lonza ist vom Geröll vollständig aufgefüllt worden. Das Wasser staut sich nun in einem entstandenen See auf.

quelle: keystone / jean-christophe bott
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Ich konnte den Staub schmecken» – Anwohnerin berichtet vom Gletschersturz in Blatten
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
55 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Snowy
04.06.2025 15:56registriert April 2016
Vor allem das Bild, wo der ganze Talboden sichtbar ist, lässt die gigantischen Dimensionen erahnen.

Wahnsinn.

... und leider kaum vorstellbar, dass das Dorf wieder aufgebaut werden kann. Jedenfalls nicht an exakt gleicher Stelle.
Ich habe allerdings vollstes Verständnis, das man dies nun im Wallis und vor allem im schönen Lötschental nicht hören will.
9410
Melden
Zum Kommentar
avatar
Viva Svizzera
04.06.2025 16:48registriert März 2023
Ich frage mich wie sinnvoll es ist, das Dorf wieder am gleichen Ort aufzubauen. Ich persönlich würde dort nicht wieder bauen. Das Risiko nochmals alles zu verlieren wäre mir zu gross.
5611
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chris_A
04.06.2025 17:12registriert Mai 2021
Wenn der Kanton die Gefahrenkarten angepasst hat dürfte in einem solchen Gebiet keine Häuser mehr gebaut werden. Aber wir wissen es ja, im Wallis läuft vieles anders was eher mit Interessen zu tun und nicht mit vernünftiges Handeln, siehe Verschleppungen von Hochwasserschutzprojekten bei der Rhone.
5016
Melden
Zum Kommentar
55
    Passagier schlägt Busschauffeur während der Fahrt in Gurtnellen UR

    Ein Passagier hat am Mittwochabend den Chauffeur eines Linienbusses in Gurtnellen UR beschimpft und ins Gesicht geschlagen. Der Chauffeur musste anhalten und konnte den Passagier hinausbefördern. Eine ausgerückte Polizei-Patrouille nahm ihn fest.

    Zur Story