800 Poststellen sollen es sein - und bleiben. Es war die Post selbst, die dieses Versprechen abgegeben hat. Es war ein Zugeständnis von Post-Chef Roberto Cirillo und dem früheren Post-Präsidenten Urs Schwaller an die Politik und an die Bevölkerung, die sich insbesondere in ländlichen Gebieten gegen die Schliessung von Poststellen wehrt.
Die magische und seitdem von allen Seiten kolportierte Zahl von 800 wurde im Mai 2020 festgeschrieben, gemeinsam mit der Präsentation der neuen Strategie. Damit sollte der Kahlschlag bei den Filialen ein Ende haben, wie Schwaller damals sagte.
Ein Angebot, das auch der Bundesrat freudig aufnahm und als Ergänzung in seine strategischen Ziele für den Post-Konzern einfügte. Wörtlich hält er fest, dass die «Post die Anzahl Poststellen stabilisiere», soweit dies «betriebswirtschaftlich vertretbar» sei.
Doch drei Jahre später muss man feststellen: Die Post hält ihr Versprechen nicht. Per Ende März 2023 bestand das Poststellennetz noch gerade mal aus 772 Filialen. Und die Zahl dürfte noch weiter sinken. «Einzelne Umwandlungen - selbstverständlich immer in Absprache mit den Gemeinden - sind auch in Zukunft noch möglich», hält Post-Sprecherin Silvana Grellmann auf Anfrage fest.
Künftige Filialschliessungen könnten zum Beispiel auf Wunsch einer Gemeinde oder eines potenziellen Partners erfolgen. Oder sie könnten «speziellen Umständen» geschuldet sein. Darunter fallen etwa Mietverträge, die auslaufen, oder ein «markanter» Rückgang bei den Menschen, die eine Filiale aufsuchen.
Das ist ein durchaus realistisches Szenario: Denn die Zahl der Kunden und Kundinnen, die den Weg in eine Postfiliale finden, nimmt stetig ab. Und gehen sie doch mal hin, dann erledigen sie deutlich weniger Postgeschäfte am Schalter als früher.
Das widerspiegelt sich auch in den Zahlen: Grellmann beziffert den Rückgang in den Filialen seit 2016 bei den Briefen mit 35 Prozent und bei den Einzahlungen mit 38 Prozent. Und das wiederum schmälert die Einnahmen des chronisch defizitären Poststellennetzes. Für das vergangene Jahr wies es noch einen Umsatz von 577 Millionen und einen Verlust von 71 Millionen Franken aus.
Das Filialnetz ist also vor allem ein Kostenblock, weshalb die Post es zurückstutzen will. Sie selbst spricht lieber von Umbau oder Anpassungen und streicht mit Vorliebe die weiter steigende Anzahl von «Zugangspunkten» hervor, von denen es mittlerweile schon 4946 geben soll. Darunter subsumiert die Post alles, von der eigenen Filiale über den Dorfladen bis hin zum Paketautomaten. Letztere seien bei den Kundinnen und Kunden sehr beliebt, sagt Grellmann. Die Post passe sich den Bedürfnissen der Kundschaft an.
Von Wortbruch jedenfalls will der Staatskonzern nichts wissen: Die Post habe immer davon gesprochen, dass sie «die Zahl der eigenbetriebenen Filialen in der aktuellen Strategieperiode bei rund 800 stabilisieren» wolle, ergänzt Grellmann. «Wenn wir von ‹rund› 800 Filialen sprechen, kann die Anzahl auch darunterliegen.»
Ein Ziel der vor drei Jahren präsentierten Wachstumsstrategie der Post war es, aus den Erträgen aus der Brief- und Paketpost sowie den neu aufzubauenden, digitalen Geschäften das defizitäre Poststellennetz zu finanzieren. Doch der Plan geht nicht wirklich auf. Die Digitalabteilung jedenfalls ist selber hochdefizitär. Und ob sie - wie angepeilt - bis 2024 den Sprung in die schwarzen Zahlen schafft, ist mehr als fraglich.
Ebenfalls harzig läuft der Umbau der Postfilialen zu Dienstleistungszentren, wo Kundinnen und Kunden alles auf einmal erledigen könnten - von der Reklamation bei der Krankenkasse über die Bankeinzahlung bis hin zum Behördengang. Zwar sind im vergangenen Jahr erste Versicherungen und Banken in die Postbüros eingezogen und beteiligen sich so an den Infrastrukturkosten. Doch vorderhand sind das nur Einzelfälle. (aargauerzeitung.ch)
Kein Wunder, denn durch Zwang bringt man kaum Kunden nachhaltig zur Post. Beispiel "SwissID". Will man bei der Post online eine einfache «Post zurückbehalten»-Meldung aufgeben, braucht es seit 1.9.2022 zwingend eine SwissID. Eine Mail-Adresse und Passwort genügt nicht mehr.
Wenn man nun weiss, dass SwissID ein Service der Post ist, dann wird schnell klar, woher diese Zwängerei kommt. Freiwillig benutzt niemand SwissID, wozu auch...
Vielleicht bin ich altmodisch, aber für mich sollte die Post, Post verschicken, und Einzahlungen vornehmen (nutze ich nicht, dank E-Banking, aber für ältere Menschen ist das sehr wichtig). Die Post sollte keine Süssigkeiten, Bücher, Honig, Kerzen oder was der Geier sonst was verkaufen. Was seit einigen Jahren leider der Usus ist.
Ausserdem sind die Öffnungszeiten einfach nicht zeitgemäss. Über den Mittag geschlossen ? Das kann sich keine Firma in der Privat Wirtschaft erlauben, die Post anscheinend schon.