Das Quecksilber steigt in den nächsten Tagen über 30 Grad. Am Wochenende erwartet uns Prachtswetter – und der Sommer hat ja eigentlich erst gerade angefangen. Keine Frage: Wir brauchen Abkühlung.
Da auch bei diesen Temperaturen nicht alle einfach nur herumsitzen wollen, wurden «Tipps für Schattenwanderungen» gewünscht. Dem komme ich gerne nach und stelle hier einige meist weniger bekannte Schluchtenwanderungen vor.
Distanz: 10 Kilometer
Dauer: knapp 3 Stunden
Kondition: Mittel
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Wer mit dem Zug von Laufen nach Basel fährt, hat den Wappenfelsen beim Chessiloch wohl schon bemerkt. Das militärhistorische Denkmal erschufen während des Ersten Weltkriegs Schweizer Grenzsoldaten. Für uns beginnt hier die Wanderung (von Zwingen oder Grellingen her kommend) so richtig.
Auf dem Karstlehrpfad wandern wir dem Ibach im Chaltbrunnental entlang. Die Karstlandschaft mit bis zu 60 Meter hohen Felswänden ist eindrücklich. Neandertaler hausten hier in den Höhlen schon vor über 30'000 Jahren, was das Tal zu einer der bedeutendsten prähistorischen Fundorte der Schweiz macht. Einige Höhlen kann man erkunden, drum nehmt Taschenlampen mit.
Die Wanderung endet im solothurnischen Meltingen. Bis wir dort ankommen, überqueren wir einige Brücken und staunen neben Felsbrocken auch über Moos überwachsene Bäume.
Distanz: 7 Kilometer
Dauer: ca. 2 Stunden
Kondition: Leicht
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Okay, vermutlich ist dieser Tipp nicht ganz so unbekannt. Aber andererseits bin ich immer wieder erstaunt, wie viele meiner Stadtzürcher Bekannten nie davon gehört haben. Weil: Ein Elefant in einem Stadtzürcher Tobel? Ja, das gibt's. Und zwar seit 1898. Der Verschönerungsverein hat ihn gebaut.
Wir starten mitten in der Stadt bei der Tramhaltestelle Burgwies und wandern dem Elefantenbach im Stöckenbachtobel entlang. Bei einer schönen Grillstelle steht tatsächlich ein (steinerner) Elefant im Bach und spritzt Wasser aus dem Rüssel. Wir sind praktisch immer im Wald unterwegs, was natürlich grundsätzlich schon mal kühlt.
Das Tobel endet in Witikon, wir laufen einmal durch den Ortskern und erreichen das Werenbachtobel bei der Trichtenhausen Mühle. Wir folgen diesem abwärts, vorbei an diversen Feuerstellen oder Plätzen zum Verweilen und erreichen dann wieder den Ausgangspunkt.
Distanz: 9 Kilometer
Dauer: ca. 2,5 Stunden
Kondition: Leicht
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Wir bleiben bei einer Wanderung, die mitten in der Stadt beginnt, dieses Mal in Fribourg. Wir überqueren die Bernbrücke und biegen ins Galterntal ab. Beim französischen Namen klingelt es wohl bei Sportfans. Vallée du Gottéron. So heisst auch der lokale Eishockeyclub.
Und ja, der Drachen im Logo des Vereins soll hier gehaust haben. Im Mittelalter war das Tal wegen seiner Dunkelheit gefürchtet. Heute profitieren wir von der Kühle, welche Wald, Tal und Fluss uns schenken.
Schmale Stege und Holztreppen machen das Tal gut zugänglich. Zwei schöne Feuerstellen bieten sich für Pausen an. Bei Ameismühle verlassen wir den Galterengraben und halten uns rechts. Über Borguillon kehren wir nach Freiburg zurück. Hier hat's deutlich weniger Schatten. Als Option kann man auch einfach das Tal nochmals geniessen oder von Tafers aus mit dem Bus zurück.
Distanz: 7,5 Kilometer
Dauer: ca. 2,5 Stunden
Kondition: Mittel
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Wir suchen wieder etwas ländlichere Gegenden aus. Von Kiental aus folgen wir erst dem Gornerewasser bis zum eindrücklichen Tschingelsee. Dieser entstand 1972 nach einem heftigen Gewitter durch einen Murgang. Allerdings verlandet der See durch das Schrumpfen des Gamchigletschers zusehends und ist jetzt schon kaum mehr ein See. Doch das macht ihn vielleicht auch aus.
Zum Abschluss führt der schmale Wanderweg durch die Griesschlucht hinauf zur Griesalp. Der Abstecher zum Pochtenfall beim Hexenkessel lohnt sich. Oben angekommen öffnet sich beim Berghaus Golderli das Panorama auf die Blüemlisalp und das Gspaltenhorn.
Zurück empfiehlt sich die Fahrt mit dem kleinen Postauto auf der steilsten Postautostrecke Europas mit 28 Prozent Steigung.
Distanz: 5 Kilometer
Dauer: ca 1,5 Stunden
Kondition: Leicht (Gegenrichtung wirklich leicht)
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Wer kennt ihn nicht, den Klöntalersee? Natürlich kannst du da einfach mit dem Auto hochfahren, aber es gibt auch eine viel schönere Alternative: der Wanderweg im Löntschtobel.
Wir starten in Riedern und wandern bald über kleinere Brücken. Das Highlight ist aber sicherlich die alte Steinbogenbrücke über das Tobel auf knapp halbem Weg. Man muss dafür kurz den direkten Wanderweg verlassen.
Tief eingegraben hat sich die Schlucht, die imposanten Felswände hinauf zum Wiggis und Glärnisch tun ihr Übriges, um die Kraft des Wassers hier zu spüren. Übrigens: 1799 durchquerte General Suworow mit 20'000 Armeeangehörigen die Schlucht.
Ziel der Wanderung durch den kühlen Wald ist der Klöntalersee. Hier laden diverse Stellen zum Baden und Grillieren ein, zurück geht es dann mit dem Postauto.
Distanz: 2,5 Kilometer
Dauer: ca. 1 Stunde
Kondition: Leicht
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Mit dem Auto oder Zug sind wohl viele schon durch die Leventina gereist. Dabei verpasst man zwischen Rodi-Fiesso und Faido die Piottino-Schlucht. Hier gibt es eine nette kleine Rundwanderung.
Im 14. Jahrhundert wurde hier ein Saumpfad ins Tal geschlagen, welcher die hohe und mittlere Leventina durch die 150 Meter tiefe Schlucht verband.
Gestartet wird beim grossen Zoll, dem Dazio Grande. Hier hat es auch einen Parkplatz. Erst umgehen wir die Schlucht am rechten Talhang, bei der Mittleren Brücke beginnt die Schluchtenwanderung. Es geht leicht bergauf, bis wir zurück beim Ausgangspunkt sind.
Distanz: 7 Kilometer
Dauer: ca. 2,5 Stunden
Kondition: Mittel
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Wenig bekannt (zumindest in der Deutschschweiz) ist auch die Poëta Raisse – Poëta bedeutet im lokalen Dialekt «hässlich». Allerdings ist dies eher auf die früher fast undurchdringliche Schlucht bezogen.
Denn schon ab den ersten Metern vom Parkplatz aus fesseln uns die Moos-bewachsenen Bäume und lassen erahnen, dass hier selten Sonnenstrahlen durchs sommerliche Blätterdach dringen. Der Weg führt erst gemütlich dem Ruisseau du Breuil entlang, später gewinnen wir mit einigen Treppen rasant Höhenmeter.
Der wirklich imposante Teil der Schlucht beginnt nach einer Holzhütte mit Grillstelle und Sitzbänken. Diverse Treppen und Holzstege sorgen dafür, dass man heute problemlos durch die Schlucht kommt.
Viele wandern danach weiter auf die Hügelkette, wir aber drehen um und wählen kurz nach der Holzbrücke über den Fluss den Weg nach Le Breuil und erreichen so via das (nicht zugängliche) Château de Môtiers unseren Ausgangspunkt wieder. Wer noch nicht genug hat: Ganz in der Nähe befindet sich die Grotte de Môtiers, ein Abstecher lohnt sich.
Distanz: 5 Kilometer
Dauer: ca. 1:15 Stunden
Kondition: Leicht
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Jaja, ich habe im Titel unbekannte Schluchten versprochen. Und klar: Die Schöllenenschlucht ist da ziemlich genau das Gegenteil davon. Zumindest, wenn man das auf die Teufelsbrücke und die Strasse bezieht. Aber: Man kann da auch durchwandern (oder mit dem Velo durch) – und das lohnt sich.
Wir starten dafür in Andermatt, so führt der Weg immer schön leicht abwärts. Das erste Highlight ist natürlich die Teufelsbrücke über die Reuss, welche in der heutigen Form 1830 erbaut wurde.
Weiter geht es mit dem Suworow-Denkmal. Dessen Armee besiegte am Ende Napoleons Soldaten, erlitten hier aber 1799 erhebliche Verluste. Bevor man weiter ins Tal geht, empfiehlt sich der kleine Schöllenen-Rundweg. In 30 Minuten ist man da locker durch.
Danach kommen wir in den Teil der Schlucht, welcher weniger bekannt ist. Immer wieder sehen wir die Galerien und Kurven der Strasse und erreichen schliesslich die Häderlis-Steinbogenbrücke. Wenig später sind wir in Göschenen.
Distanz: 13 Kilometer
Dauer: ca. 4,5 Stunden
Kondition: Hoch
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Die mit Abstand längste Tour in unserer Liste. Und wenn wir ehrlich sind, planst du lieber zwei Tage ein. Beispielsweise mit einer Übernachtung in der Sesvenna- (grad nach der Grenze in Italien) oder Lischana-Hütte.
Die Wanderung beginnt in Sur En. Campingferien kann ich hier auch mal empfehlen, aber heute sind wir wegen der Schlucht da. Die Wanderung verläuft erst auf breitem Waldsträsschen, spannender wird's ab der Alp Uina Dadaint, wo man auch noch einkehren kann. Danach wird das Strässchen zum Wanderweg und führt schliesslich auf in den Fels gesprengten Wegen, Galerien und Tunnels durch die sehr eindrückliche Schlucht.
Früher war dies ein Schmugglerweg, heute geniessen neben Wanderern auch Mountainbiker gerne die Ausblicke in der senkrechten Wand (die Velos müssen geschoben werden auf dem 600 Meter langen Abschnitt). Nach der Schlucht landet man auf der grünen Alp Sursass.
Wer in der Sesvennahütte übernachtet, kann am nächsten Tag beispielsweise über dei Fuorcla Sesvenna zurück in die Schweiz und nach S-charl.
Distanz: knapp 12 Kilometer
Dauer: ca. 3 Stunden
Kondition: Mittel
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Zum Abschluss nochmals eine Schlucht, die wenig bekannt ist als Wanderroute, obwohl sie (je nach Variante) an einem sehr bekannten Ort vorbeikommt: dem Landwasserviadukt.
Die Wanderung durch die wildromantische Zügenschlucht beginnt in Davos Monstein. Richtig los geht es beim Schmelzboden, auf dem ersten Teil erhält man auf dem Mobilitätsweg viele spannenden Infos zu den Herausforderungen, welche beim Bau der Verbindungsstrecken durch tiefe Täler früher auf die Arbeiter warteten.
Eindrücklich wird der Weg danach. Beim Bärentritt hat sich das Landwasser tief in den Felsen gegraben, wenig später müssen wir uns entscheiden: Überqueren wir den Fluss auf dem Wiesner Viadukt, dem höchsten Bauwerk der Rhätischen Bahn mit 89 Metern, und wandern durch den Schönboden durch einen Wald und dann weiter via Burgruine Greifenstein nach Filisur.
Oder bleiben wir auf der nördlichen Seite der Landwasser (oder kehren nach dem Wiesner Viadukt einfach wieder um) und wandern weiter durch das Tal unter dem Landwasserviadukt hindurch und dann hinauf nach Filisur. Ich kann nur sagen: Beides ist sehr reizvoll.
Dieser Artikel erschien 2022 erstmals. Aus aktuellem Anlass haben wir ihn überarbeitet und erneut publiziert.
"Ahhhh du wohnsch in Wiedike? " - Äh, nei ...
Jedoch sehr schön 😄