Die Muttseehütte verliert Ende Saison ihre Hüttenwartin. Mit ein Grund für die Kündigung sind die vielen Influencer beim Limmernsee und wie sie sich in den Bergen verhalten. Liegengelassene Abfälle, unerlaubtes Campieren, das Nutzen von sanitären Anlagen ohne zu bezahlen und kein Verständnis für das Leben und die Möglichkeiten einer SAC-Hütte haben Spuren hinterlassen. Auch ausgerüstet waren viele Gäste nicht so, wie es aus Sicherheitsgründen in den Bergen sein sollte.
Tatsächlich ist die SAC-Hüttenwelt eine eigene. Du bist hier nicht in einem Hotel und auch wenn du nur als Tagesgast vorbeikommst: Es gibt einige Dinge, die du wissen solltest. Das erleichtert dir, dem Hüttenpersonal und anderen Gästen den Aufenthalt und das Erlebnis.
Der SAC hat darum auch extra einen Hütten-Knigge bereitgestellt. Bevor du das erste Mal also in einer der 153 meist spektakulären Hütten übernachtest, solltest du dich entsprechend informieren. Diese 21 Punkte helfen dir dabei:
Wenn du in einer Hütte übernachten willst, reserviere unbedingt im Voraus. Insbesondere am Wochenende können die Hütten ausgebucht sein. Du willst nicht da ankommen und merken, dass du keinen Platz mehr hast. Die meisten Hütten bieten Online-Reservationen an.
Und ja: Sei kein «Arsch» und reserviere nicht für das gleiche Wochenende mehrere Hütten, damit du dann kurzfristig entscheiden kannst. Denn so nimmst du anderen Berggängern die Möglichkeit weg und sorgst für Leerplätze.
Bis 48 Stunden vor der Ankunft kannst du ohne Kostenfolge annullieren. Einige Hütten haben auch kürzere Annullationszeiten. Prüfe also die (Wetter-)Bedingungen nicht erst am Abend vor deiner Abreise, sondern während den Tagen zuvor regelmässig. Meist kannst du früh genug entscheiden, ob du zur Wanderung aufbrichst oder nicht.
Wenn du dich abmelden musst, mach das unbedingt. So kann die Hütte auch die Essensmenge besser planen. Und – vor allem im hochalpinen Bereich – werden erwartete Gäste kontaktiert und allenfalls gesucht, wenn sie nicht erscheinen.
Wenn du die Hütte erreichst: Melde dich an. Du erhältst Informationen zum Hüttenaufenthalt und zu den Bezahlungsbedingungen (siehe auch Punkt 15). Ausserdem kannst du deine Wanderschuhe, Wanderstöcke und allenfalls nasse Kleidung an den beschilderten Plätzen deponieren (nein, das gehört alles nicht ins Zimmer).
Ausserdem stehen in den Schuhräumen in den meisten Hütten Hausschuhe zur Verfügung.
Willst du tagsüber etwas essen, steht meist ein ziemlich breites Speise- und Getränkeangebot zur Auswahl. Pasta und Rösti oder ein Fleisch- und Käseplättli sind fast überall erhältlich. Zudem auch Kuchen oder andere Köstlichkeiten aus dem Backofen. Aber Schnitzel-Pommes gibt es meist nicht und schon gar nicht nachmittags um 16 Uhr.
Die Belieferung einer SAC-Hütte erfolgt meist per Helikopter. Es hat nicht einfach grad eine Migros um die Ecke. Deshalb gibt es verständlicherweise nicht immer die grosse Auswahl für Veganer, Allergiker oder Leute mit Intoleranzen.
Wenn du in der Hütte übernachtest, melde dich vorher und besprich dich mit dem Hüttenteam. Meist wird eine Lösung gefunden. Und wenn die manchmal heisst: Nimm dein Essen selbst mit. Ansonsten gilt für Tagesgäste: Es gibt, was es grad hat (und sonst, nimm es selbst mit).
Auf SAC-Hütten besteht kein Konsumationszwang. Du darfst eigene Sachen mitnehmen und picknicken. Aber wende gesunden Menschenverstand an: Besetze nicht ganze Tische mit deiner Gruppe zum Picknick. Viele Hütten erzielen den grössten Teil ihres Einkommens mit Speisen und Getränken. Du unterstützt also die Hüttenteams. Wenn du eigene Sachen essen willst: Meist gibt es um die Hütten schöne Plätze.
Wenn du in der SAC-Hütte übernachtest, ist dies normalerweise mit Halbpension. Das Menü kannst du nicht wählen. Es gibt zu einer fixen Zeit Suppe, manchmal noch Salat, Hauptgang und Dessert. Und ja: Besteck und Teller erhältst du zu Beginn und muss für alle Gänge reichen. Also nicht nach jedem Gang zusammenstellen.
Normalerweise gibt's die Pfanne/Schüssel direkt auf den Tisch und man schöpft sich selbst. Zweiertische oder so hat's meist nicht. Du sitzt an grossen Tischen mit anderen Leuten. Oft ist angeschrieben, wo du sitzt. Sei nett mit deinen Tischnachbarn, meist sind sie cool.
Ah, und staune, wie es die Hüttencrew in den oft minimalistischen Hütten schafft, das Essen hinzuzaubern. Hilf nach dem Essen beim Zusammenstellen und Abräumen – oder frag zumindest, ob du was helfen kannst.
Es heisst SAC-Hütte, nicht SAC-Hotel. Der Name verrät es dir schon: Du bist in keinem Hotel. Hier läuft alles ein bisschen anders.
Normalerweise bist du in einem Mehrbettzimmer. Das Zimmer und (teilweise) auch der Schlafplatz wird dir zugewiesen. Es hat Kissen und Decken und oft hast du ein kleines Abstellfach. Nimm Rücksicht auf die anderen. Es gibt Leute, die sagen, dass man in SAC-Hütten nicht übernachtet, sondern die Nacht verbringt. Weil nicht alle schlafen tief hier. Ohropax sind zu empfehlen.
Ein Seidenschlafsack ist aus Hygienegründen eigentlich überall Pflicht, denn die Betten können hier nicht jeden Tag frisch angezogen werden. Und wenn du gehst, verlasse das Bett so, wie du es vorgefunden hast. Das heisst: Leg die Decke schön zusammen.
Nachtruhe ist um 22 Uhr. Halte dich dran, auch wenn es um diese Zeit gerade noch sehr gemütlich im Aufenthaltsraum ist und du noch was trinken willst. Das Hüttenpersonal hat die Nachtruhe verdient und oft gibt es Gäste, die am nächsten Tag früh raus müssen, damit sie einen Gipfel erreichen.
Nimm immer eine Taschenlampe mit, am besten eine Stirnlampe. Und es gibt auch solche mit Dämmerlicht – noch besser. Weil, was immer du im Dunkeln suchen musst: Denk an deine Zimmerkollegen.
Gut möglich, dass du (oder jemand aus deinem Zimmer) am Morgen früh rausgeht. Doch andere könnten noch ein bisschen länger schlafen wollen. Darum packe deine Siebensachen so gut es geht am Abend. Tütenrascheln und Dinge sortieren am frühen Morgen – das gehört sich nicht.
Wasser ist in den allermeisten Hütten ein seltenes Gut. Spare, wo es geht. Fliessend Wasser sind nicht garantiert, Duschen erst recht nicht. Meist muss dir eine Katzenwäsche genügen. Teilweise kannst du gegen Aufpreis (manchmal auch an einem Automaten) kurz duschen. Und falls nicht: Du wirst es überleben. Es geht allen gleich.
Auch hier gibt's selten eine Wasserspülung. Meist sind Plumpsklos im Einsatz. Teilweise auch in einem Gebäude ausserhalb der Hütte. Auch hier gilt: Das schaffst du.
Kläre vorher ab, ob Kartenzahlung/Twint möglich ist. Normalerweise bist du sowieso mit Bargeld besser bedient. Weil man weiss nie, ob das Signal auch tatsächlich funktioniert, wenn du bezahlen musst.
Wann bezahlt wird, erfährst du beim Einchecken. Üblicherweise wird alles auf deine Rechnung genommen und dann am Abend bezahlt.
Die Swisscom hat den Versorgungsauftrag, dass alle SAC-Hütten telefonisch erreichbar sind und über Internetverbindung verfügen. Das dient zum einen der Sicherheit, um Kontakt mit Rettungsorganisationen aufzunehmen, zum anderen auch für Buchungen und Abmeldungen. Teilweise muss hier mit Satelliten gearbeitet werden.
Es ist gut möglich, dass du kein Netz hast auf einer Hütte. Oder nur an einem bestimmten Ort oder nur einige Minuten von der Hütte entfernt. Du musst also nicht meinen, du kannst am Abend deine Insta-Reels und TikToks erstellen und der ganzen Welt die schönsten Fotos schicken. Mach das, wenn du wieder zurück im Tal bist.
Teilweise öffnet die Hütte das WLAN für eine bestimmte Zeit, damit du den nächsten Tag planen kannst. Geniesse die Internet-freie Zeit.
Strom ist auch oft Mangelware und Steckdosen hat es eh nicht genügend, dass alle ihre elektronischen Geräte aufladen können. Nimm deshalb eine Powerbank mit.
Laute Musik auf der Terrasse oder im Zimmer hören: Nein, danke. Auch in der Badi, am See oder irgendwo beim Chillen im Park ist das oft nur beschränkt spannend für Mitmenschen. In den Bergen braucht's es ganz sicher nicht.
Tische abräumen oder sauber machen. Vielleicht auch mal abtrocknen. Frage das Hüttenpersonal, ob du was helfen kannst. Was die an ihren langen Arbeitstagen leisten, ist grandios. Und falls du vor dem Besuch noch anrufen musstest, ob es veganes Essen hat: Frag doch auch noch grad, ob es etwas gibt, was dringend gebraucht wird und du im Rucksack noch auf die Hütte tragen kannst.
Du willst noch mehr wissen. Hier hat der SAC seinen Hütten-Knigge aufgeschaltet. Den gibt's hier auch in der Poster-Version.
Der Betrieb und der Unterhalt der Hütten kostet viel Geld. Als SAC-Mitglied kannst du nicht nur deinen Beitrag leisten, sondern profitierst auch von Clubanlässen, Verbilligungen bei der Übernachtung und weiteren Vorteilen. Und ja, spenden kannst du dem SAC auch. Damit trägst du zu verantwortungsvollem Bergsport, sicherer Infrastruktur und einer intakten Umwelt im Alpenraum bei.
Nicht vergessen: Man darf und soll Leute, die sich nicht daran halten, nett, aber bestimmt auf die Regeln aufmerksam machen.
Hoffe hier hat’s auch ein paar Influencer, die das lesen.