Die kultigen Reka-Checks verschwinden – das ist als Ersatz geplant
Am Anfang stand ein Streit mit Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler. Dieser versprach mit seiner Reisefirma Hotelplan ab 1935 günstige Ferien für die breite Bevölkerung. Dieses Feld wollten Arbeitgeber, Gewerkschaften und die sogenannten Fremdenverkehrsvereine aber nicht dem umtriebigen Dutti überlassen. Sie gründeten deshalb 1939 die «Schweizer Reisekasse», kurz Reka. Diese setzte sich zum Ziel, «den Reise- und Ferienverkehr derjenigen schweizerischen Kreise zweckmässiger zu gestalten, die dafür nur über beschränkte Mittel verfügen».
Damals, als Ferien noch keine Selbstverständlichkeit waren, entstand auch die ikonische Reka-Reisemarke mit weisser Taube und dem Slogan «Ferien für alle». Firmen, Verbände, Genossenschaften gaben diese Reisemarken verbilligt an die Angestellten ab. Diese konnten damit günstig in die Ferien reisen. Seit 1966 gibt es den Reka-Check im Banknotenformat.
Nur noch 6 Prozent Umsatz mit Checks
Nun, rund 60 Jahre später, nimmt diese Ära ein Ende. «Wir haben uns entschieden, den papiernen Reka-Check auf Ende Jahr nicht mehr herauszugeben», sagt Reka-Chef Roland Ludwig zu CH Media. Der Grund für den historischen Schritt ist die stark gesunkene Nachfrage nach dem analogen Reka-Geld. «Seit Corona hat sich der Rückgang massiv beschleunigt. Im Pandemiejahr 2020 haben wir noch physische Checks im Wert von 250 Millionen Franken verkauft. Dieses Jahr rechnen wir noch mit 30 Millionen», sagt Ludwig.
Der Entscheid sei nicht leichtfertig gefällt worden, sagt der Reka-Chef. «Aber wir mussten proaktiv handeln. Immer mehr Akteure, die Checks verkaufen und annehmen, sagten uns: Die Verarbeitung ist uns zu aufwendig.» Ein Vorreiter war der Detailhändler Coop. Er stellte bereits 2021 den Verkauf der papiernen Checks ein und stellte auf die digitale Reka-Card um.
Diese persönliche Bezahlkarte, die es seit 2006 gibt, nutzen bereits 94 Prozent der Reka-Kunden. Sie kaufen ihr vergünstigtes Guthaben etwa bei Coop oder bekommen es als Lohnnebenleistung von ihrem Arbeitgeber. Insgesamt geben 4660 Firmen und Verbände Reka-Geld ab. Mit dem Betrag können die Nutzer ein Zimmer im Reka-Feriendorf, ein SBB-Generalabo oder auch einen Zmittag in der Beiz bezahlen.
Das Aus des physischen Checks betrifft vor allem Kunden, die bisher die papierne Version als Gutscheine verschenkt haben. Damit dies weiterhin möglich ist, bietet Reka neu eine eigene Geschenkkarte an. Diese kann einmalig aufgeladen und an über 6000 Akzeptanzstellen sowie online eingelöst werden. Reka-Chef Roland Ludwig betont, dass alle klassischen Checks, die noch im Umlauf sind, unbeschränkt gültig bleiben. Auch personell hat man vorgesorgt. Den rund 20 Angestellten, die sich in mühseliger Kleinarbeit um die Abwicklung der Checks kümmerten, konnte intern eine andere Stelle angeboten werden.
So verdient Reka Geld
Roland Ludwig ist überzeugt, dass mit der «endgültigen Digitalisierung» seiner Produkte die Genossenschaft «ihren Anspruch als Pionier der beliebtesten Schweizer Lohnnebenleistung» bekräftigen kann. Er hofft so, die Zahl der Firmenkunden weiter zu steigern. Denn so finanziert sich Reka: Die Firmen und alle sonstigen Nutzer bezahlen eine Jahresgebühr pro Karte. Hinzu kommen Einnahmen, die Händler bei jeder Zahlung abtreten müssen, es sind standardmässig 3 Prozent. Davon wird die Hälfte den Unternehmen, die Reka-Geld für Mitarbeitende anbieten, zurückerstattet. Schliesslich legt Reka die Guthaben, die gerade nicht verwendet werden, auf dem Finanzmarkt an.
Mit den Erträgen finanziert Reka seine 11 Feriendörfer in der ganzen Schweiz. Das erste wurde 1964 in Lugano-Albonago eröffnet. Mittlerweile besitzt die Genossenschaft auch eine Ferienanlage in Follonica in der Toskana.
Günstige Ferien sind weiterhin gefragt
Seit der Gründung der Reisekasse 1939 hat sich die Arbeitswelt grundlegend verändert. Ferien gehören heute zum Arbeitsalltag wie das Mensa-Essen oder der 13. Monatslohn. Das war nicht immer so: Noch in den 1950er-Jahren hatten die meisten Arbeitnehmer erst Anspruch auf mindestens zwei Wochen Auszeit. Auf Bundesebene verankerte man diese Regelung 1966. Die meisten Angestellten hatten zu diesem Zeitpunkt in der Praxis bereits drei Wochen Ferien, in den 1970er-Jahren kam eine weitere Woche dazu, und seit den 1980er-Jahren dürfen viele Angestellte fünf Wochen freimachen. Der gesetzliche Mindestanspruch liegt seit 1984 bei vier Wochen.
Trotz dieser kontinuierlichen Ausdehnung bleibe das ursprüngliche Ziel der Reka aktuell, betont ihr Chef Roland Ludwig. «Es gibt weiterhin viele Familien, die es sich nicht leisten können, teure Ferien in den Bergen, an einem See oder am Meer zu verbringen. Ihnen bieten wir günstige Angebote.» Zusätzlich ermöglicht eine eigene Stiftung jedes Jahr 1000 armutsbetroffenen Alleinerziehenden und Familien eine Ferienwoche für 200 Franken in der Schweiz.
Während Corona, als die Nachbarländer die Grenzen abriegelten, sei man mit Buchungen regelrecht geflutet worden. Mittlerweile seien die Zahlen in der Schweiz zurückgegangen, aber stabil, sagt Ludwig. Man spüre, dass Ferien im Ausland wieder beliebter geworden seien. Diesem Trend kann sich die Reka, die auch zur Förderung des Schweizer Tourismus gegründet wurde, nicht entziehen. «Wir überlegen deshalb, eine zweite Anlage im Mittelmeerraum zu kaufen», sagt Ludwig.
Den ursprünglichen Slogan «Ferien für alle» will Reka also weiterhin einlösen. Jetzt einfach digital. (aargauerzeitung.ch)
