Schweiz
Review

SRF-«Arena»: Fabian Molina und Hans-Peter Portmann geraten aneinander

Die «Arena» zum Zolldeal mit den USA.
Die «Arena» zum Zolldeal mit den USA.bild: screenshot srf
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SP-Molina in der «Arena»: «Die Schweiz soll Gegenzölle in gigantischem Ausmass erlassen»

Als Abschluss einer Woche, in der die Schweiz mit einer hochkarätigen Delegation in Washington auffuhr, wurde der Zollstreit auch in der «Arena» debattiert. Für die Bürgerlichen ist das Vorgehen des Bundesrates der richtige Weg. Der Vertreter der SP übt heftige Kritik.
26.04.2025, 03:2426.04.2025, 13:41
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«Man muss sich innerhalb dieser neuen Spielregeln wahrscheinlich irgendwie arrangieren.» Diesen Satz äusserte Karin Keller-Sutter im Rahmen ihres Besuches diese Woche in den Vereinigten Staaten.

Und es war auch derjenige Satz, an dem sich die Teilnehmenden der Zollstreit-«Arena» knapp 70 Minuten aufrieben. Folgende Parlamentarier belebten das Studio 8 im Leutschenbach mit ihren Voten:

  • Roland Rino Büchel, Nationalrat SVP/SG
  • Hans-Peter Portmann, Nationalrat FDP/ZH
  • Corina Gredig, Fraktionspräsidentin GLP
  • Fabian Molina, Nationalrat SP/ZH

Zolldeal mit den USA

Keller-Sutters Aussage bezog sich auf die fragile Lage der Weltwirtschaft, für die US-Präsident Donald Trump nicht allein, aber doch massgeblich verantwortlich sei.

Dass die Schweiz zu den 15 Handelspartnern gehört, die im Zollstreit bevorzugt behandelt werden, sei ein wesentlicher Schritt, eine Chance und kein Risiko. Sie und auch Wirtschaftsminister Guy Parmelin zeigten sich nach den Gesprächen mit Vertretern der USA zuversichtlich, was einen Zolldeal betrifft.

Geradezu entspannt wirkte diesbezüglich SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel. Zwei kompetente Bundesräte hätten in Amerika mit den richtigen Leuten gesprochen und die richtigen Argumente vorgebracht. So komme man zu guten Resultaten, viel eher als mit «Fluchen und Fuck you Trump, wie man es auf linker Seite hört».

Teil dieser linken Seite ist SP-Nationalrat Fabian Molina, und der redete sich im Anschluss an Büchels Lobeshymne so richtig in Rage:

«Was der Bundesrat derzeit abzieht, ist würde- und rückgratlos. Man kann es nicht anders sagen.»

Fabian Molina (SP): «Wie Putin versteht auch Trump nur Stärke»

Video: srf/arena

Man habe es derzeit mit einem «neofaschistischen US-Präsidenten» zu tun. «Die Zölle sind illegal, sie sind nicht vereinbar mit dem internationalen Handelsrecht». Molina fuhr fort: «Die Schweiz muss sich mit anderen zusammentun und die USA vor Gericht bringen.» Der SP-Mann appelliert an eine Zusammenarbeit mit der EU.

Molinas markige Worte wollte Büchel nicht unkommentiert lassen und zitierte mehrere SP-Parlamentarier und wie sie Trump bezeichneten («Mafiaboss», «Diktator», «Clown»). Er betonte:

«Das ist eine völlig unsinnige Rhetorik, die niemandem etwas bringt.»

Die entsandten Bundesräte hätten bei den Gesprächen sehr gut darlegen können, was die kleine Schweiz den USA bringe. Trump und seine Regierung müsse man mit guten Argumenten auf seine Seite bringen. Molinas Replik auf diese Aussage:

«Was der Bundesrat und die bürgerlichen Parteien machen, ist das Verhalten eines Mobbingopfers mit Stockholm-Syndrom.»

Er sei schockiert, dass genau diejenigen Personen, die sonst immer behaupteten, für die Souveränität und Eigenständigkeit der Schweiz einzustehen, ihr Rückgrat bei ein bisschen Gegenwind verlören.

Unterstützung erhielt Molina von GLP-Fraktionspräsidentin Corina Gredig:

«Trump ändert seine Meinung wie ein Mittagsmenü im Restaurant.»

Das Gefühl zu haben, mit so einem Menschen weiterzufahren, wie bisher, sei weltfremd und unsouverän. Das Gespräch mit den USA zu suchen, sei im Grundsatz jedoch richtig.

Corina Gredig (GLP): «Das ist definitiv die Welt von gestern»

Video: srf/arena

Auch FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann unterstützt den Weg des Bundesrates, mit Trump eine Lösung zu finden. Die regelbasierte Weltordnung werde schon länger nicht mehr eingehalten, «da können wir täubelen und trötzeln, wie wir wollen».

Die Schweiz sei auf Handelspartner wie die USA angewiesen. Als Parlamentarier sehe er sich «verantwortlich für die Arbeitsplätze in der Schweiz». Und nicht dafür, «mit den USA ein wenig die Demokratie zu verbessern». Portmann betonte:

«Ihr könnt jetzt entweder weitertäubelen und wir verlieren Arbeitsplätze und Wohlstand, oder ihr kommt zu uns ins Boot und schaut für die Menschen in unserem Land.»

Ein paar Minuten später verstand Portmann definitiv die Welt nicht mehr. Dann nämlich, als Molina vorschlug, «Gegenzölle in gigantischem Ausmass zu erheben», sollte Trump, was die Strafzölle betrifft, nicht zur Vernunft gelangen. «Das tut zwar einen kurzen Moment weh, danach wird Trump aber nachgeben.»

Hans-Peter Portmann (FDP): «Die sind in zwei Monaten kaputt»

Video: srf/arena

Was Molina fordere, sei völlig wirtschaftsfremd. Sollte die Schweiz Gegenzölle erheben, seien diejenigen Schweizer KMU, die mit den USA zusammenarbeiteten, «in zwei Monaten Konkurs».

Dass man sich in fast keinem Punkt dieser Debatte einig werden würde, war absehbar. Während Links-Grün nicht erst seit Trumps Zoll-Eskapaden für eine stärkere Anbindung an die EU plädiert, ist diese gerade der SVP bekanntlich ein Dorn im Auge.

Freihandel mit China

Als Abschluss der Zoll-«Arena» – die nicht allzu fruchtbare Diskussion über ein mögliches Freihandelsabkommen mit den USA lassen wir aussen vor – wandten sich die Aussenpolitiker China zu.

Dazu ein paar in der Sendung präsentierte Eckdaten:

  • 2024 hat die Schweiz Waren im Wert von 37 Mia. Franken nach China exportiert, die Importe beliefen sich auf rund 18 Mia. Franken
  • Das bilaterale Freihandelsabkommen mit China ist seit 2014 in Kraft
  • Nach der EU und den USA ist China der drittwichtigste Handelspartner der Schweiz

Nun möchte der Bundesrat das Freihandelsabkommen mit China erweitern – sehr zum Missmut von Fabian Molina. Er kritisiert, dass bei Schweizer Detailhändlern Kleider und Tomatensauce im Regal stünden, die in China unter Zwangsarbeit hergestellt worden seien.

epa12052099 Chinese Foreign Minister Wang Yi, also a member of the Political Bureau of the Communist Party of China Central Committee, meets with Swiss Federal Councilor and Foreign Minister Ignazio C ...
Bundesrat Ignazio Cassis traf diese Woche den chinesischen Aussenminister Wang Yi.Bild: keystone

Der SP-Mann erwähnt die unterdrückten Ethnien der Uiguren und der Tibeter und dass sich China seit Längerem in eine autoritäre Richtung bewege. Von «Wandel durch Handel» könne keine Rede sein. «Die Beziehungen in dieser Situation nochmals zu vertiefen, halte ich für ein sehr schlechtes Signal.»

Auch Corina Gredig von der GLP betont, China habe in den letzten Jahren im grossen Stil Zwangsarbeit eingesetzt: «Diese Produkte gelangten in der Folge in den Welthandel.»

SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel vertritt die Ansicht, die Schweiz solle vor Menschenrechtsverstössen nicht die Augen verschliessen, sagt aber auch:

«Die Welt ist nicht überall so, wie wir sie gerne hätten.»

Büchel erwähnt die positive Handelsbilanz, ein Abbruch der Handelsbeziehungen bringe nichts. «Ich habe mit China viel Kontakt, man kann mit den Leuten reden, und sie sagen auch, dass bei ihnen nicht alles okay ist.»

Roland Rino Büchel: «Wir verbessern uns sicher nicht, wenn wir dem Handel aus dem Weg gehen»

Video: srf/arena

Die Verletzung von Menschenrechten habe nichts mit Freihandel zu tun, betont auch Hans-Peter Portmann von der FDP. Dank des Freihandelsabkommens hätten viele Schweizer nach China expandiert. Die vor Ort beschäftigten Arbeitnehmer profitierten von Arbeitsrechten, «ähnlich wie bei uns», Kinderarbeit etwa sei untersagt. «In diesem Bereich tun wir etwas Gutes. Richten wir uns nach den Linken, geben wir das auf.»

Kurz vor Ende der Sendung sagte Moderator Mario Grossniklaus zwischen zwei Voten entwaffnend ehrlich: «Es geht nicht mehr lange.» Und tatsächlich: Wenige Minuten später war die kontroverse Zoll- und Freihandel-«Arena» Geschichte. Affaire à suivre.

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348 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
26.04.2025 04:39registriert Oktober 2020
Molina:
«Die Zölle sind illegal, sie sind nicht vereinbar mit dem internationalen Handelsrecht»

Und dann:
«Die Schweiz soll Gegenzölle in gigantischem Ausmass erlassen»

Molina widerspricht sich und sagt, dass die Schweiz sich wie Trump verhalten soll.

Die SP ist nicht mehr die Partei, welche sich um Arbeiter und Arbeitsplätze sorgt.

Die Trump-Administration ist verachtenswert und schwierig.

Ein Handelskrieg mit den USA wäre aber desaströs.

Bei Zöllen von 30%+ gingen viele exportorientierte KMU hierzulande innert Jahresfrist bankrott.

Boykottieren wir doch lieber US-Produkte.
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Sisyphus
26.04.2025 04:09registriert Dezember 2021
Zum Glück ist Herr Molina Politiker, man stelle sich vor, Herr Molina hätte mit seinen Ansichten in einem Unternehmen das Sagen, die Firma wäre in kürzester Zeit pleite und die Mitarbeiter stünden auf der Strasse.
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Aeschiii
26.04.2025 03:53registriert Juni 2018
Unsinnig ist der Weg mit gigantischen Gegenzöllen, dort stimme ich (ausnahmsweise) der SVP zu. Eine leise Hoffnung, dass Trump von sich aus aufgibt, ist genau so illusorisch. Bleibt zu hoffen, dass unsere Bundesräte einen gangbaren Weg finden, welche uns nicht eine halbe Niere kostet.
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