Schweiz
Russland

Meret Schneider äussert sich zu Shitstorm: Anonyme Morddrohungen

Schneider über X-Shitstorm: «Köppel hat mich den Followern auf dem Silbertablett serviert»

19.02.2025, 10:2519.02.2025, 12:02
Mehr «Schweiz»

Die Grünen-Nationalrätin Meret Schneider trifft gerade ein internationaler Shitstorm. Ihre Aussagen in einem Artikel der «SonntagsZeitung» zogen den Zorn rechter Trolle auf sich. Die Nationalrätin hatte darin eine strengere Regulierung der sozialen Medien gefordert.

Meret Schneider, Nationalraetin GP-ZH, portraitiert am 10. Dezember 2019 in Bern. (Foto Parlamentsdienste)
Meret Schneider sieht sich mit einem heftigen Shitstorm konfrontiert.Bild: PARLAMENTSDIENSTE

Schneider vermutet einen Post von Weltwoche-Herausgeber Roger Köppel als Ursprung des Shitstorms, wie sie gegenüber dem Tages-Anzeiger sagt. Dieser teilte auf X einen Screenshot des ursprünglichen Artikels und titelte: «Meret Schneider: ‹Notfalls müsste X oder Tiktok gesperrt werden›». Darunter bezeichnete er die Nationalrätin als «Super-Demokratin Meret Schneider». Sie sagt dazu:

«Köppel hat mich seinen Followern auf dem Silbertablett serviert.»
Meret Schneider

In kürzester Zeit sei der Beitrag weit über tausendmal geteilt worden, berichtet Schneider. Auch russische Accounts seien darauf aufmerksam geworden. Doch der Grossteil des Hasses, der Schneider nun entgegenschlägt, kommt von englischsprachigen Accounts – das sei neu. Sie spricht von einem «Trumpisten-Mob». Viele der Kommentare und Posts tragen denn auch die Hashtags «Make America Great Again», «Free Speech» oder «Elon Musk Will Save Us».

Drohungen und Telefonterror

Bereits am Sonntagabend kam es laut Schneider zu anonymen Anrufen. «We will kill you, trust me» («Wir werden dich töten, vertrau mir»), habe ihr eine männliche Stimme gesagt. Kurze Zeit später die gleiche Drohung. Danach habe das Telefon alle fünf Minuten geläutet.

Ab Montag brach schliesslich eine regelrechte Flut an Hasskommentaren auf Social Media über sie herein. Schneider sagt:

«Das war eine ganz neue Dimension. Man will mich mundtot machen.»
Meret Schneider

Die Kommentare lassen sich laut Schneider drei Kategorien zuordnen. Die einen behaupten, sie befürworte Zensur und sei eine Gefahr für die Demokratie. Andere beschimpfen sie als Hitler. Wieder andere attackieren ihr Aussehen. Sie posteten Bilder von Skeletten und Fotos von gestapelten Auschwitz-Opfern. Sie habe Stunden damit verbracht, Fotos zu löschen, erzählt Schneider.

Die Nationalrätin macht deutlich: Vergewaltigungsdrohungen und primitive Bemerkungen gehören nicht zur Meinungsfreiheit. Sie bleibt jedoch weiter aktiv auf der Plattform X. Meret Schneider wie das Feld nicht ganz «dem rechten Sumpf» überlassen, wie sie selbst sagt.

(rbu)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
255 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
pascii
19.02.2025 10:35registriert Januar 2015
…und das ist der Grund weshalb wir Europäer (sic) Soziale Medien regulieren müssen. Denn keiner – ob Links oder Rechts oder dazwischen und ausserhalb – darf so behandelt werden. Dass Vance sowas als "Beleidigung" abtut ist nichts anderes als menschenverachtend.
45742
Melden
Zum Kommentar
avatar
El145
19.02.2025 10:50registriert August 2022
Frau Schneider's Beispiel unterstreicht mehrere Dinge gleichzeitig. Zum einen, dass Beleidigungen, Drohungen usw. nicht durch Meinungsfreiheit geschützt wird / werden sollten. Zum Anderen auch der Fakt, dass die, welche am heftigsten auf ebendiese "Meinungsfreiheit"/"Free Speech" pochen, diejenigen sind, die am wenigsten begriffen haben, worum es bei diesen Begriffen tatsächlich geht / gehen sollte.

Dass man Hetze und Fake-News unter Meinungsfreiheit verkaufen möchte, während man die MEINUNG einer anderen Person mittels Drohungen und Beleidigungen einzuschränken versucht, ist pure Ironie.
40927
Melden
Zum Kommentar
avatar
frau süss
19.02.2025 10:48registriert März 2014
ich hoffe sehr, dass dieser absolut ungerechtfertigte shitstorm keinen einfluss auf ihre genesung hat. viel durchhaltevermögen, meret schneider.
33625
Melden
Zum Kommentar
255
    Parlamentarier torpedieren Mutterschutz – wissen sie, was sie tun?
    Die Gesundheitskommission des Nationalrats findet: Mehr Vaterschaftsurlaub soll zu Lasten der Mutter gehen. watson hat die Politiker deshalb getestet: Was wissen sie überhaupt über Schwangerschaft, Geburt und Stillen?

    Die Schweiz soll eine flexible Elternzeit einführen. Für diesen Vorschlag sprach sich Anfang Juni eine Mehrheit der Gesundheitskommission des Nationalrats aus. Was gut klingt, bedeutet in Wirklichkeit: Mehr «Papi-Ziit» würde zu Lasten der Mutter gehen.

    Zur Story