Schweiz
SBB

Veganer ärgern sich über die Speisekarte der SBB – und werden überrascht

Würstchen auf der Speisekarte aber kein Linsencurry? Das macht Veganer rasend.
Würstchen auf der Speisekarte aber kein Linsencurry? Das macht Veganer rasend.montage: watson

Veganer ärgern sich über die Speisekarte der SBB – und werden überrascht

Die SBB haben sich bislang schwer getan, in ihren Bord-Restaurants ein veganes Menü anzubieten. Die Nachfrage sei zu gering gewesen. Jedoch: Es gibt gute Nachrichten für alle Veganer.
09.05.2019, 05:2509.05.2019, 15:28
Jürg Krebs / CH Media
Mehr «Schweiz»

Nach dem Debakel rund um die Bombardier-Schüttelzüge gibt es Good News von den SBB. Seit diesem Mittwoch fahren die ersten von 29 bestellten Giruno-Eurocity des Schweizer Herstellers Stadler Rail mit Passagieren durchs Land. Ab Frühling 2020 verkehren die Kompositionen hauptsächlich auf der Gotthard-Strecke von Zürich nach Mailand. Voraussichtlich ab 2022 zudem nach Bologna und Genua und später nach Frankfurt.

Doch nicht alle scheinen mit dem neuen Angebot zufrieden zu sein. «Wir leben im Jahr 2019, liebe SBB.» Mit diesem Satz startet der Veganer- und Vegetarierverein Swissveg auf Instagram eine ganze Tirade gegen das Schweizer Bahnunternehmen. Der Grund: Die neue Speisekarte in den Bord-Restaurants der SBB enthält kein veganes Hauptmenü. Swissveg klagt an:

«Nur weil eure Art des Fortbewegens umweltschonender ist als andere, bedeutet das nicht, dass ihr den ökologischen Fussabdruck mit einem Fleisch-, Milch-, und Eier-lastigen Angebot kompensieren müsst.»

Die SBB haben über ihre Tochterfirma Elvetino insgesamt 101 Speisewagen und 24 Bistros im Einsatz. In diesen werden täglich 11'000 Gäste bedient, wie das Transportunternehmen auf Anfrage erklärt. Der Kritik von Swissveg kontern die SBB relativ gelassen:

«Wir bedienen Gäste mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und Geschmäckern. Dass wir dabei nicht all unsere Kunden restlos glücklich machen können, ist leider eine Tatsache.»

Es ist nicht so, dass die SBB nicht über vegane Hauptspeisen nachgedacht hätten. Laut Mediensprecherin Ottavia Masserini fehlte in den Bord-Restaurants schlicht die Nachfrage. Tatsächlich ernähren sich nur gerade drei Prozent der Schweizerinnen und Schweizer vegan, wie eine Studie von Swissveg selber aufzeigte.

Das Problem: Kann die SBB die vegane Kost nicht verkaufen, müssen die Gerichte laut Masserini entsorgt werden, denn der Lagerplatz, etwa Kühlschränke, sei in den kleinen Küchen sehr beschränkt. Die Folge wäre Food Waste. Eine Anlass zu weiterer Empörung.

Neu: vegane Snacks und Salate

Aktuell besteht das Hauptgericht in den rollenden Restaurants aus einem klassischen Fleischgericht und einem vegetarischen Menü. Veganer wollen aber nicht nur kein Fleisch essen, sondern überhaupt keine tierische Produkte wie zum Beispiel Eier, die in vielen Speisen enthalten sind.

Trotz der Vorbehalte: «Die Forderung nach veganer Verpflegung stösst bei uns keineswegs auf taube Ohren», sagt Masserini. Im April seien «vegane Snacks und Salate» in die neue Speisekarte aufgenommen worden.

Hinzu kommt: Die SBB achten an ihren grossen Bahnhöfen darauf, dass Kunden sich «mit Konzepten wie Karma, Rice Up! oder Tibits» nachhaltig und vegan ernähren können, so Masserini.

Doch das ist nicht das, was Swissveg kritisiert: Wer als Veganer seinen grossen Hunger im Zug stillen wollte, musste sich bislang selbst versorgen. Bislang.

Neben der fixen Hauptkarte führen die Bord-Restaurants nämlich auch eine Saisonkarte. Überraschung: Darauf wird sich ab Juni, spätestens Juli ein veganes Gericht finden lassen, wie Masserini gegenüber den chmedia-Zeitungen ankündigt. Welches Gericht das erste sein wird, ist noch nicht klar. Sicher ist aber: Es wird eine vollwertige Mahlzeit sein. Die Veganer dürfen sich freuen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Aufgetischt: #FoodPorn vom Feinsten!
1 / 14
Aufgetischt: #FoodPorn vom Feinsten!
Beginnen wir mit der Frühstückstafel von @theghostonmyback.
quelle: https://instagram.com/theghostonmyback/
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Ich war im ersten veganen Fast-Food Restaurant und so war es
Das könnte dich auch noch interessieren:
194 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
walsi
09.05.2019 05:50registriert Februar 2016
Nur 3% sind Veganer? Wenn ich die ganzen Artikel über Veganer in der Presse verfolge ging ich von gefühlten 50% aus. Könnte es sein, dass die Veganer einfach verstehen auf sich aufmerksam zu machen oder, dass einige Journalisten in einer Filterblase leben?
117781
Melden
Zum Kommentar
avatar
atomschlaf
09.05.2019 05:55registriert Juli 2015
Die paar Vegis sollen sich mal nicht so aufspielen. Der aufgebauschte Medienhype steht in keinem Verhältnis zum kleinen Anteil der Bevölkerung, der sich ausschliesslich pflanzlich ernährt.
823135
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dummbatz Immerklug
09.05.2019 06:11registriert Februar 2016
Ich bin bekennend praktizierender Ovo-Lacto-Pescetarier, Teil-Freeganer und Wochenend-Frutarier. Daher erwarte ich, dass die SBB an jeder Obstbaum - Kultur einen kurzen Stopp einlegt, damit ich den anderen Reisenden meinen Willen aufdrücken kann 🙄

Nehmt doch euren Hack selber mit 😏
24519
Melden
Zum Kommentar
194
«Pablo Escobar der Bettelei»: Das steckt hinter dem Menschenhandel-Prozess in Genf
Ein bulgarisches Trio soll mit «seinen» Bettlern Hunderttausende Franken verdient haben, auch in der Schweiz. Der Prozess wegen Menschenhandels ist aus mehreren Gründen aufsehenerregend.

In Genf startet diese Woche ein Prozess wegen Menschenhandels, der schweizweit für Aufsehen sorgt. Ein bulgarischer Familien-Clan soll in seinem Heimatland Menschen aus prekären Verhältnissen rekrutiert und unter anderem in Genf sowie Lausanne für sich betteln lassen haben. Insider verglichen die Vorgänge in einer Recherche von CH Media mit einem «Familienunternehmen».

Zur Story